Vorsicht vor Goldfinger
Die Zentralbanken rund um die Welt bunkern immer mehr Gold.

Sämtliches Gold der Welt würde in meinen Garten passen. Der ist gar nicht mal sehr gross, ein ganz normaler Einfamilienhausgarten. Dort hätte ein Würfel von 20 Metern Kantenlänge Platz, und keiner könnte ihn klauen. Der Kubus käme zusammen, würde man allen Goldschmuck und alles Anlagegold der Welt zusammenschmelzen. So selten ist das Edelmetall.

Minenbetreiber müssen tonnenweise Gestein umgraben, um ein paar Gramm Gold zu fördern. Da Gold so selten ist und nicht wie Papiergeld beliebig einfach vermehrt werden kann, dürfte es langfristig auch vor Inflation schützen. Seit der Antike hat es in etwa denselben Wert behalten und damit allen Kriegen und Währungsreformen getrotzt.

Gold am Hals

Und kein Metall hat einen derart betörenden Glanz wie Gold. Deshalb hat es die Herzen der Menschen als Schmuck erobert. Allein in Indien, wo besorgte Väter ihren Töchtern goldene Armreife und Halsketten als Schutz vor den gierigen Händen des Staates und als Mitgift schenken, werden geschätzte 22 000 Tonnen des Edelmetalls in privaten Haushalten gebunkert. Die weltweite Schmuckindustrie sorgt für rund die Hälfte der Goldnachfrage. Nur ein Viertel entfällt auf Münzen und Barren zu Anlagezwecken. Ein Achtel nehmen die Zentralbanken in ihre Keller. Das tun sie nicht nur, um dem Ausland zu signalisieren, dass ihre Währung abgesichert ist, sondern auch zu Anlagezwecken. In unsicheren Zeiten setzen sie auf den Garanten Gold.

Auch Privatanleger können es erwägen, einen kleinen Teil ihres Vermögens in Gold anzulegen. Im Falle eines Falles lässt sich ein kleiner Goldbarren oder eine -münze immer problemlos zu Geld machen, während elektronisches Geld oder Papiergeld mit einem Klick oder durch einen politischen Handstreich enteignet werden kann, wie es Indien gerade vormacht. Dort ist dem Staat der private Goldbesitz ein Dorn im Auge, weshalb die Regierung immer neue Steuern auf das gelbe Metall erhob. Dennoch macht es fast vier Fünftel der indischen Ersparnisse aus.

Steuern auf Palladium und Platin

Im Gegensatz zu Indien wird in der Schweiz auf den Erwerb von Gold keinerlei Steuer erhoben. Silber, Palladium oder Platin werden steuerlich schlechter behandelt. Bei diesen weissen Edelmetallen fallen acht Prozent Mehrwertsteuer an. Das ist zwar immer noch weniger als im Ausland, aber doch ein rechter Batzen, den es erst einmal durch Kurssteigerungen herauszuholen gilt.

Münzen und Barren zu Anlagezwecken können von Privatpersonen in der Schweiz bis zu einem Betrag von 25 000 Franken anonym gekauft werden. Wird dieser Wert überschritten, muss der Kunde identifiziert werden. So will es das Geldwäschereigesetz. Selbstverständlich kann jeder Bürger auch für einen höheren Geldbetrag als 25 000 Franken Gold kaufen, nur muss er den Bezug dann über sein Konto abwickeln.

Fälschungen im Internet

Vorm Goldkauf im Internet sei gewarnt. Zwar sind dort die meisten angebotenen Goldmünzen und Barren echt. Aber immer wieder werden Fälschungen verschickt. Dann gibt es Ärger mit der Beweispflicht. Da Wolfram dasselbe spezifische Gewicht wie Gold hat, aber einen ganz anderen Metallglanz, überziehen Fälscher gerne einen Wolframkern mit einer dünnen Goldschicht.

Viele dieser Fälschungen sind primitiv, doch in den letzten Monaten sind auch ganz geschickte Nachahmungen, vor allem aus China, auf dem Markt aufgetaucht. Der Spezialist kann dies überprüfen, etwa durch Ultraschallmessungen. Ein Wolframkern verrät sich durch die Reflexion der Schallwellen an der Grenzfläche der Metalle. Auch magnetische Messungen können die Wahrheit ans Tageslicht bringen. Während Gold diamagnetisch ist – es wirkt angelegten Magnetfeldern entgegen –, ist Wolfram paramagnetisch und lässt sich wie Eisen oder Nickel magnetisieren. Wer Goldmünzen oder Barren bei einer Bank kauft, kann sicher sein, dass diese vorher von einer Spezialabteilung auf «Herz und Nieren» geprüft wurden.

Der Autor

Dr. Robert Jakob forschte als Biochemiker in den Bereichen Enzymologie, Immunologie und Mikrobiologie, bevor er in die Finanzbranche einstieg. Er leitete ein Team von Aktienanalysten und verschiedene Redaktionen. In den letzten Jahren hat er sich einen Namen als Buchautor gemacht. Sein neustes Werk: «Wie rette ich mein Geld?»

Für unsichere Zeiten

Immer wenn die Zeiten unsicher sind, ist Gold im Aufschwung. Über die letzten sieben Jahre hinweg haben Zentralbanken massenweise Gold aufgekauft – und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Diese Goldkäufe machen rund zehn Prozent der globalen Nachfrage aus. Derzeit zählen China und Russland zu den grössten Goldeinkäufern.