Bild: UBS, Ailine Liefeld

Aktuell nehmen gut 4 Prozent der Neurentnerinnen und Neurentner ihre Pensionierung zum Anlass für einen Umzug. In der Studie «Wo wohnen im Alter?»(PDF, 6 MB) geht das Chief Investment Office von UBS davon aus, dass die steigenden Immobilienpreise und Mietzinsen diesen Anteil in Zukunft steigen lassen könnten.

In die Berge, ins Tessin oder in den Nachbarkanton

Von den Personen, die anlässlich ihrer Pensionierung umziehen, bleiben 75 Prozent in der Schweiz wohnhaft. Fünf Kantone sind dabei besonders populär: die Bergdestinationen Wallis und Graubünden, die Sonnenstube Tessin sowie Freiburg und Thurgau. Die beiden letztgenannten Kantone werden vor allem von Personen aus den Nachbarkantonen Waadt respektive Zürich favorisiert.

Die Auswertung der erhobenen Daten zeigt, dass Pensionierte beim permanenten Umzug mehrheitlich in der selben Sprachregion wohnen bleiben und einen Kanton mit tieferen Wohnkosten wählen.

Fragen zum Wohnen oder zur Pensionierung?

Auch wenn Sie sich schon gut auf Ihren Ruhestand und Ihre künftige Wohnsituation vorbereitet haben, bleiben möglicherweise doch noch Fragen unbeantwortet. Wir beraten Sie gerne.

Fallbeispiel: Peter Muster zieht um

Für den Vergleich der finanziellen Auswirkungen des dauerhaften Umzugs bei der Pensionierung zwischen den Kantonen hat UBS ein Fallbeispiel konstruiert: Peter Muster ist Eigenheimbesitzer – bei eeiner Mieterin oder einem Mieter würden sich die Ergebnisse nur unwesentlich unterscheiden. Herr Muster ist ledig, verfügt über ein liquides Vermögen in der Höhe von 1 Million Franken und zieht im Alter von 65 Jahren um. In der neuen Gemeinde kauft er eine 80 Quadratmeter grosse Eigentumswohnung in gehobenem Standard, die er zur Hälfte über eine Hypothek finanziert. Nach dem Wohnortswechsel bezieht Peter Muster das komplette Kapital aus der 2. Säule in der Höhe von 1 Million Franken.

Metropolen sind teuer

Zehn Jahre nach der Pensionierung haben diejenigen Personen das höchste Gesamtvermögen, die sich in der Ostschweiz, im Tessin oder in Teilen der Nordwest- und der Zentralschweiz niedergelassen haben. Das am stärksten gesunkene Vermögen haben Personen, die sich für den Kanton Zürich, für eines der beiden Basel oder für grosse Teile der Westschweiz entschieden haben.

Die Wahl von Schaffhausen oder Appenzell Innerrhoden gegenüber Zürich macht 150 000 Franken respektive ein rund 10 Prozent höheres Vermögen aus. Und wer vom Kanton Genf ins Wallis umzieht, spart in zehn Jahren bis zu 80 000 Franken, was 5 Prozent mehr Vermögen bedeutet.

Für die Unterschiede zwischen den Kantonen sind in erster Linie vier Faktoren verantwortlich:

  • Immobilienpreise
  • Kapitalbezugssteuer
  • Einkommens- und Vermögenssteuern
  • Lebenshaltungskosten

Liquiditätsengpass durch zu hohen Immobilienpreis vermeiden

Die allgemein teuren Metropolen Zürich, Basel und Genf haben auch hohe Immobilienpreise. Das gilt genauso für Zug und für beliebte Feriendestinationen in den Berner und Walliser Alpen wie auch im Engadin.

Bei gleicher Wohnfläche bleiben in den hochpreisigen Regionen weniger Mittel, um die Lebenshaltungskosten zu begleichen. Sollte dort ein finanzieller Engpass eintreten, lässt sich zwar beim Haus nicht zwingender Unterhalt streichen, doch sinkt dadurch der Gebäudewert. Unter Umständen können Liquiditätsengpässe dann den Verkauf der Immobilie notwendig machen.

Progression beim Kapitalbezug beachten

Wer Guthaben aus seiner Pensionskasse als Kapital – und nicht als Rente – bezieht, bezahlt auf dem gewählten Betrag eine Kapitalbezugssteuer. Im konkreten Beispiel macht diese Steuer im Landesdurchschnitt über die Periode von zehn Jahren etwa 12 Prozent der Gesamtausgaben aus.

Während die Unterschiede zwischen den Kantonen beim Bezug von 1 Million Franken noch moderat sind, präsentiert sich das Bild bei einem Bezug von 2 Millionen Franken deutlich anders: Dann werden in den Städten Zürich und in Bellinzona allein aufgrund der Steuerprogression rund 100 000 Franken mehr fällig als im Durchschnitt der restlichen Schweiz. Die Kapitalbezugssteuer lässt sich teilweise verringern, etwa durch Teilpensionierung oder bei Ehepaaren durch die Aufteilung der Kapitalbezüge auf verschiedene Jahre.

Steuersätze je nach Situation ein Thema

Die Einkommenssteuer macht im Beispiel durchschnittlich 8 Prozent der Gesamtausgaben aus, deutlich weniger als noch im Erwerbsleben. Die Vermögenssteuer zeichnet für 5 Prozent der Ausgaben verantwortlich. Höhere Einkommens- und Vermögenssteuern bei Rentnerinnen und Rentnern werden tendenziell in der Westschweiz und in den zwei Basler Halbkantonen erhoben. Auf der anderen Seite sind die Zentralschweiz, Appenzell Innerrhoden und Teile Graubündens steuerlich besonders attraktiv. Steuersätze sind im Ruhestand vor allem bei überdurchschnittlich hohem Einkommen und hohen Vermögen ein Thema. In diesem Fall wäre ein Wohnsitz in der Zentralschweiz lohnend.

Achtung: Nur mal kurz vor der Rente den Kanton wechseln, eine einmalige Pensionskassenrente beziehen und dann wieder in den alten Kanton zurückziehen wird von den Finanzämtern als Steuerumgehung betrachtet und nicht akzeptiert.

Lebenshaltungskosten sind der grösste Budgetposten

Zusammen mit den Krankenkassenprämien machen die «übrigen Lebenshaltungskosten» zwei Drittel aller Ausgaben aus – und stellen damit mit Abstand den grössten Budgetposten dar. Gesamthaft lebt es sich diesbezüglich im Alter im Kanton Tessin am günstigsten. Krankenkassenprämien liegen allerdings in der Deutschschweiz tendenziell tiefer als in den anderen Landesteilen. Die höchsten Lebenshaltungskosten fallen in vielen Kantonen der Zentralschweiz, in Zürich und in Genf an.

Kosten sind (nur) eine Perspektive

Der Wohnort nach der Pensionierung hat einen grossen Einfluss auf das zur Verfügung stehende Vermögen. Doch nicht alle, die zur Pensionierung umziehen, wählen den Wohnort nur aus Kostengründen. Ebenso spielt die persönliche Lebenssituation, zum Beispiel die Nähe zu Familienmitgliedern, eine wichtige Rolle.

Von Vorteil ist, die Frage der Wohnortoptimierung frühzeitig anzugehen, zumal die Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum steigen wird. Bis gegen Ende des Jahrzehnts werden noch viele Babyboomer-Jahrgänge das ordentliche Rentenalter erreichen, was die Zahl der Neupensionierungen um 25 Prozent steigen lässt.