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Back view of a woman in a light-colored trouser suit climbing a flight of stairs.

Die Verschuldungsquote der Schweizer Privatpersonen gehört weltweit zu den höchsten. Etwas mehr als zwölf Prozent lebten gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) in der Schweiz im Jahr 2022 in einem Haushalt mit mindestens einem Zahlungsrückstand. Alle Schuldenarten zusammengezählt sind es sogar fast 41 Prozent.

Weshalb machen wir Schulden?

Die Gründe einer Verschuldung könnten nicht unterschiedlicher sein. In 56 Prozent aller Fälle (2023) ist gemäss Schuldenberatung Schweiz jedoch zumeist ein unvorhergesehenes, aber immer einschneidendes Ereignis wie Krankheit, Unfall, Trennung oder Scheidung der Auslöser.

Expertinnen und Experten aus Schuldenberatungen sehen zudem auch – und das generationsübergreifend – die digitale, schnelle Zahlung als Problem. Sie sprechen in diesem Zusammenhang von der «Gegenwartspräferenz».

«Gegenwartspräferenz» auf einen Blick

Die Gegenwartspräferenz beschreibt, dass Menschen den Wert der gegenwärtigen Annehmlichkeit gegenüber einer zukünftigen bevorzugen. So ziehen wir kurzfristiges Belohnen langfristig ausgelegten und wohlüberlegten Investitionen vor.

Kurz gesagt: Die Emotionen gewinnen und die Vernunft verliert. Ein echter Sieg ist das allerdings nicht, denn es ist oftmals sehr schwer, aus der abwärts tendierenden Schuldenspirale herauszufinden.

Von Schicksalsschlägen wie Krankheit oder Unfall bis hin zu Sucht sowie Arbeitslosigkeit: Schulden können uns verschiedentlich treffen.

Marketing und Werbung

Dass wir irrationale Kaufentscheide treffen und uns damit gar verschulden, hat mitunter auch mit Marketing zu tun. Anders ausgedrückt: Wir erliegen nur zu gerne der Verlockung von Werbung.

Dabei erhöhen nicht nur Rabatte und Sonderangebote unsere Kaufbereitschaft. Langeweile und Kaufversprechen sind ebenso Kaufgründe wie ästhetische Produktinszenierungen, die uns überzeugen.

Nicht zuletzt ist auch immer mehr von «FOMO» die Rede: Fear Of Missing Out. Das Phänomen aus der Markt- und Konsumentenpsychologie bezeichnet den Erlebnisdruck. Oder eben: die Angst davor, etwas zu verpassen.

Wissenswert

Egal, ob Zahlungsrückstand oder Überschuldung – in der Schweiz begleiten Schulden einen oft ein Leben lang. Anders als in manchen anderen Ländern gibt es hier keine automatische Verjährungsfrist, sodass finanzielle Verpflichtungen bis an Ihr Lebensende bestehen bleiben können.

Gesellschaftliche Akzeptanz

Erzählen Sie in Ihrem Umfeld, dass Sie Ihr Konto überzogen oder die Steuern noch nicht bezahlt haben – wie würden die Reaktionen ausfallen? Wahrscheinlich wäre es nur ein Schulterzucken.

Kurzum: Je nach Art und Weise sowie Höhe der Verschuldung sind Schulden ein akzeptiertes Phänomen. Es kommt hinzu, dass gewisse Schuldverpflichtungen gar steuerlich subventioniert werden. So etwa können wir Schuldzinsen bei der Steuererklärung als Abzüge von den Einkünften geltend machen.

Ob die Akzeptanz unter Jugendlichen gleich hoch ist, ist ungewiss. Gemäss der Studie «Ohne Geld geht gar nix … Jugendliche in der Konsumgesellschaft» ist die junge Generation zwar getrieben von der Vorstellung, dass nur mit Geld etwas gehe. Jedoch reden sie miteinander kaum über dieses Thema.

Was sind die Folgen von Konsumkrediten?

Konsumkredite ermöglichen es, finanzielle Engpässe zu überbrücken und Anschaffungen zu tätigen, die sonst nicht sofort bezahlbar wären. Doch durch die einfache Verfügbarkeit können sie zu höheren Ausgaben verleiten. Dabei wird häufig übersehen, dass die Zinsen über die Laufzeit hinweg hohe Mehrkosten verursachen.

Seit 1. Januar 2025 gelten in der Schweiz neue Höchstzinssätze von 12 Prozent für Barkredite und 13 Prozent für Überziehungskredite. Pro Jahr werden bis zu 140 000 neue Konsumkredite vergeben, mit einer Gesamtkreditsumme von 8,4 Milliarden Schweizer Franken (Stand 2022).

Zudem gilt: Je länger die Laufzeit eines Kredits, desto teurer wird er. Wer einen Kredit aufnimmt, sollte deshalb darauf achten, die Laufzeit möglichst kurz zu halten und verschiedene Anbieter zu vergleichen.

Vorsicht ist besonders dann geboten, wenn Konsumkredite zur Deckung laufender Kosten wie Krankenkassenprämien genutzt werden. Denn sollte sich die persönliche Situation unerwartet ändern, etwa durch einen Jobverlust, kann die finanzielle Belastung schnell untragbar werden.

Nicht zuletzt schränken hohe Kreditverpflichtungen langfristige finanzielle Möglichkeiten ein. Wer seine Konsumausgaben über Kredite finanziert, hat weniger Spielraum, um Vermögen aufzubauen oder fürs Alter vorzusorgen.

Schuldenberatung

Beanspruchen Sie Hilfe von Organisationen wie der Schuldenberatung Schweiz oder der Caritas, wenn Ihnen der Schuldenberg über den Kopf wächst. Noch besser ist es, Sie suchen Unterstützung, bevor es so weit ist.

Die professionelle Unterstützung hilft Ihnen, sich Schritt um Schritt der Gesamtschuld zu entledigen. Dabei erstellen Sie gemeinsam mit Ihrer Schuldenberatung ein Budget und gehen den Ursachen der Verschuldung auf den Grund. Überdies erhalten Sie von der Schuldenberatung auf Ihre individuelle Situation zugeschnittene praktische Tipps, unter anderem zum Thema Geld und wie Sie mit den entsprechenden Gläubigern umgehen.

Tipps: Wie können Sie Schulden vermeiden?

Die effizienteste und effektivste Regel ist: Geben Sie nicht mehr aus, als Ihnen zur Verfügung steht. Erstellen Sie ein Budget, damit Sie einen Überblick darüber haben, was Sie ausgeben müssen – und vor allem können.

Wissenswert

Indem Sie Ihre Einnahmen sowie Ausgaben nicht nur planen, sondern auch kontrollieren, setzen Sie Ihr Geld zweckmässig ein, erkennen Sparmöglichkeiten und reduzieren damit unnötige Ausgaben.

Strategien für erfolgreiche Finanzentscheide

Mit diesen acht Tipps können Sie Ihre Einnahmen und Ausgaben besser im Blick behalten:

  1. Richten Sie Daueraufträge für wiederkehrende Ausgaben am Anfang des Monats ein und reservieren Sie monatlich Geld für Ihre Steuern.
  2. Legen Sie Geld für Ferien und grössere, unvorhergesehene Anschaffungen zur Seite – etwa, indem Sie den 13. Monatslohn auf ein separates Konto überweisen.
  3. Bezahlen Sie Rechnungen jeweils sofort.
  4. Vergleichen Sie Preise und prüfen Sie, ob Sie über- oder unterversichert sind.
  5. Die Wohnkosten sollten 25 Prozent Ihres Einkommens nicht übersteigen.
  6. Nutzen Sie die Tools wie den Finanzassistenten im UBS Digital Banking und Formulare der UBS, die Ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
  7. Nehmen Sie nie einen neuen Kredit auf, um alte Verbindlichkeiten zu tilgen.
  8. Sie wollen einen Konsumkredit aufnehmen? Fragen Sie sich, ob Sie im vergangenen Jahr in der Lage gewesen wären, Zinsschuld sowie Amortisation zu bezahlen – und schätzen Sie ein, wie gross die Chance zukünftig ist.

Fazit

Schulden betreffen uns alle und können plötzlicher eintreten, als wir es uns vorstellen können. Verschiedenste Gründe führen zur Verschuldung, oft sind es Schicksalsschläge. Setzen Sie sich aber lieber einmal zu früh mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin oder der ganzen Familie zusammen und besprechen Sie die Situation. Scheuen Sie sich auch nicht, die Schuldenberatung beizuziehen. Am besten aber ist, Sie handeln präventiv und geben nur das aus, was Sie gemäss Ihrer Budgetplanung auch können. Im Optimalfall legen Sie Monat für Monat etwas zur Seite, damit Sie auch vor Unvorhergesehenem gewappnet sind.

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