Subskriptionen in Wein sind Liebhabersache, können aber auch finanziell interessant sein. Bild: iStock

Mit jeder Flasche kostspieligen Weins, die irgendwo geöffnet wird, verteuert sich das stetig knapper werdende Angebot. Täglich bekommen Auktionshäuser darum unzählige Fotos von verstaubten Weinflaschen mit vergilbten Etiketten zugeschickt. Dazu die Frage, ob einem diese Flasche Reichtum verschaffen kann. Oder ob sie zumindest ein bisschen wertvoll ist.

In den allermeisten Fällen lautet die Antwort: Nein. Denn die grosse Mehrheit der wirklich wertvollen Flaschen befindet sich schon lange in sicheren Händen.

Die Chance, dass im Keller des verstorbenen Onkels ein flüssiger Schatz liegt, ist ähnlich gering wie jene, in seiner Briefmarkensammlung die Blaue Mauritius zu finden.

Lukrative Tropfen sind rar

Es gibt wenige Möglichkeiten, mit Wein Geld zu verdienen. Lediglich etwa zwei Prozent aller Weine weltweit kommen als Investment infrage. Und davon stammen die meisten aus dem Bordeaux.

Da die wirklich lukrativen Tropfen schnell ausverkauft sind, kann eine Subskription sinnvoll sein. Jedes Jahr, etwa Anfang April, degustieren die verschiedenen Weingüter des Bordeaux mit Spezialisten die im Herbst verarbeitete Ernte. Zwischen Mai und Juli werden die Preise der verkosteten Weine bekannt. Die Liste der Weine in Subskription wird gegen Ende Juni, Anfang Juli publiziert – und anhand dieser Liste kann man sich Weine reservieren lassen.

Dabei lohnt es sich, auf die Punkte von Robert Parker, dem renommiertesten Weinkritiker der Welt, zu achten.

Die Auswirkungen von Parkers Punkten sind enorm. Sein Geschmack hat vieles verändert – besonders die Arbeit der Winzer. Produzenten reagieren auf seine Kritiken, produzieren oftmals nach seinem Geschmack: dichte, dunkle, dramatische Weine. Dafür wurde er sogar vom Ex-Präsidenten Jacques Chirac mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet – obwohl sein Urteil einige kleine französische Produzenten ruiniert hat.

Parker-Punkte richtig verstehen

Parker vergibt seine Punkte nach dem amerikanischen Schulnotensystem. Es gibt also zwischen 50 und 100 Punkte. Denn Parker meint, die gängigeren 20-Punkte-Systeme böten zu wenig Flexibilität. Sein Grundsatz: Einen Wein eher unter- statt überbewerten.

  • 50 bis 69 Punkte: schlecht bis unterdurchschnittlich
  • 70 bis 79 Punkte: durchschnittlich
  • 80 bis 89 Punkte: überdurchschnittlich bis sehr gut
  • 90 bis 95 Punkte: hervorragend
  • 96 bis 100 Punkte: ausserordentlich

Mit einem Plus-Zeichen werden Weine markiert, denen Parker zutraut, sich mit der Lagerungszeit besser zu entwickeln. Ein Fragezeichen verpasst Parker den Weinen, bei denen er unsicher ist, ob sie in korrekter Verfassung vorgefunden wurden – und die sich eventuell fehlerhaft entwickeln könnten.

Zwischenzeitlich arbeiten die meisten Weinkritiker mit dieser 100-Punkte-Skala. Bei Mövenpick Wein, einem Partner von UBS KeyClub, finden sich neben den Bewertungen von Parker auch jene von James Suckling, Tim Atkin sowie die von renommierten Weinmagazinen wie Falstaff und Wine Spectator.

Asiaten bevorzugen Bordeaux

Parker hat sich die Mühe gemacht, rund 8000 Weine zu bewerten. Im Index der Weinbörse Livex besitzen rund zehn Prozent der Rebensäfte über 97 Punkte. Am interessantesten sind die Tropfen aus dem Bordeaux, die mit 99 oder gar 100 Punkten dekoriert sind. Entsprechend stolz ist dann der Preis der Flasche.

Lohnen kann es sich aber allemal: beim Auktionshaus Sotheby’s lag im Jahr 2013 der Durchschnittspreis für eine Flasche Wein aus dem Bordeaux bei 490 US-Dollar. Im Handel wurden diese Weine für durchschnittlich 122 US-Dollar erworben.

Weine anderer berühmter Regionen, beispielsweise ein kalifornisches Edelcuvée, mag besser munden und genauso hoch bewertet sein, bleibt aber zweite Wahl. Der Grund dafür ist unter anderem, dass Asiaten beinahe ausnahmslos Weine aus alten, traditionellen Regionen mit sagenumwobenen Weingütern kaufen wollen.

Schon mancher Investor, der in Hongkong, dem wichtigsten Weinhandelszentrum Asiens, den berühmtesten spanischen Wein, den Pingus von Peter Sisseck, verkaufen wollte, erntete von den Chinesen lediglich ein verständnisloses Kopfschütteln. Das Ribera del Duero, die Region, wo die Trauben für den Pingus reifen, ist nur den wenigsten asiatischen Konsumenten bekannt.

Guter Riecher, langer Atem

Wein als reine Kapitalanlage zu betrachten, dürfte ähnlich frustrierend sein, wie wenn man Kunst in die Stube stellt, die einem nicht gefällt.

Um in Wein zu investieren, braucht es einen guten Riecher und einen langen Atem. Denn es kann gut und gerne 10 Jahre dauern, bis der Wert steigt. Daher sollte auf die Haltbarkeit geachtet werden – klappt es mit der Rendite nicht, lässt sich der Tropfen dann immer noch kredenzen. Also: Niemals nur aus Renditegründen in Wein investieren!

 

Die Autorin, Shirley Amberg, arbeitete als Bankerin, bevor sie ihre Passion zum Beruf machte und sich zur Sommelière ausbilden liess.
 

Fünf Tipps für liquide Anlagen

  1. Vorsicht vor «besonders günstig»: Flaschen und Etiketten werden zwischenzeitlich systematisch gefälscht. Teurer Wein sollte nur von autorisierten Weinfachhändlern respektive anerkannten Auktionen stammen.
  2. Auf Auktionen wird Wein kistenweise verkauft. Die Weinkiste sollte darum so gepflegt wie möglich sein.
  3. Das Etikett sollte unbeschädigt sein. Ein schadhaftes Etikett mindert den Wert des Weins massiv.
  4. Auch der Zustand der Kapsel (das Foliending über dem Zapfen) sowie der Füllstand der Flasche sind von Bedeutung.
  5. Bei der Lagerung darf nicht gespart werden. Die Weine sollten regelmässig – und mit Passion – umsorgt werden.