Wie viel Geld brauchen Teenager?

Marcels Versuchung heisst Style: Gerne kauft er sich Klamotten, manchmal zu gern. Dabei will er Ende Monat nicht ohne Geld dastehen. Viele Jugendliche erliegen dem Einkaufsrausch, einige verschulden sich dafür. 80 Prozent der Erwachsenen mit Schulden bürdeten sich diese vor ihrem 25. Geburtstag auf. Wie lässt sich der Teufelskreis durchbrechen?

Es braucht eine Art finanzielle Aufklärung, meinen Lehrlingsbetreuer. Deshalb hat etwa die UBS-Geschäftsstelle in Vevey Finanzseminare für Lehrlinge entwickelt. «Wir zeigen ihnen, wie man ein Budget erstellt», sagt Geschäftsstellenleiter Henri-Louis Moret. Die Nachfrage ist seit Jahren gross.

Coiffeur, Handy, Kleider

Eine weitere Idee ist der «Jugendlohn». Er funktioniert so: Jugendliche erhalten von den Eltern monatlich einen Geldbetrag. Dieser richtet sich nach Lebensstandard und Budget der Eltern – und die Jugendlichen dürfen ihn selbst verwalten. «Wir empfehlen den Jugendlohn ab zwölf Jahren, weil die Konsumwünsche und Ansprüche dann noch kleiner sind», erklärt Andrea Fuchs, Präsidentin des Vereins Jugendlohn. «Damit bezahlen die Jugendlichen Kleider, Coiffeur, die Veloreparatur und Handykosten selbst – Dinge, welche die Eltern auch sonst bezahlen würden.»

Den Jungen wird bewusst, dass sie Geld für Notwendigkeiten und nicht nur für ihre Wünsche brauchen. Sie lernen, weitsichtig zu planen und Prioritäten zu setzen. Die Hochschule Luzern Soziale Arbeit hat dieses Konzept untersucht. Fazit: Der Jugendlohn wirkt präventiv gegen Verschuldung.

Auch die Müller-Möhl Foundation empfiehlt den Jugendlohn. «Die Eltern spielen für den Umgang von Jugendlichen mit Geld die wichtigste Rolle», weiss Stiftungspräsidentin Carolina Müller-Möhl. «Jugendliche müssen früh lernen, ihre eigenen Kaufentscheidungen zu treffen. Die Eltern sollten sie im Hintergrund begleiten.»

Familienbudget entlasten

Für die meisten Familien bringt der Jugendlohn eine Entlastung. «Der Streit wegen neuer Handys oder Markenkleidern fällt weg», erklärt Andrea Fuchs. Zudem belastet der Jugendlohn das Familienbudget meist weniger als das «Hohle-Hand-Prinzip». Die Eltern geben ihren Teenagern nicht nur Geld, sondern auch Verantwortung.

Loslassen fällt schwer

«Mir fiel es am Anfang schwer, loszulassen und darauf zu vertrauen, dass mein Sohn das Geld sinnvoll ausgibt», erzählt Beatrice Rey. Sie hat den Jugendlohn eingeführt, als ihr Sohn 15 Jahre alt war.

«Marcel konnte nicht gut mit Geld umgehen. Deshalb war es mir wichtig, dass er das lernt, bevor er seinen Lehrlingslohn bekommt.» Der Aufwand bei der Einführung des Jugendlohns sei gross gewesen, die Erleichterung danach auch. «Ich rege mich viel weniger auf, gehe nicht mehr mit zum Einkaufen.»

Eine Schwierigkeit sei allerdings, hart zu bleiben und nicht mit Geld auszuhelfen, wenn die Jugendlichen falsch gehaushaltet haben. Marcel und seine Mutter möchten nicht mehr zurück. «Er vergleicht nun die Preise und geht überlegter mit dem Geld um.» Auch Marcels Bilanz fällt positiv aus: «Ich bin froh, dass ich das Geld selber einteilen darf.»

Taschengeld – so viel soll es sein

  • Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf Taschengeld, es ist aber sinnvoll, solches zu geben.
  • Zahlen Sie pünktlich und setzen Sie Taschengeld nicht als Erziehungsmassnahme ein.
  • Kinder sollen über ihr Taschengeld frei verfügen können. Legen Sie aber fest, wofür und wie lange das Geld reichen muss.
  • Machen Sie Geld zum Thema. Kinder sollen wissen, was das Leben kostet.
  • Zur Höhe des Taschengelds empfiehlt die Budgetberatung zwischen 25 und 50 Franken für 10 bis 14-Jährige und ab 15 Jahren eine Summe von 50 bis 80 Franken pro Monat.