Was ist geschehen?

Am Freitag vollzogen US-Aktien einen Aufwärtsruck, da Anzeichen eines nachlassenden Lohnwachstums die Befürchtungen über das Ausmass der weiteren Straffung der US-Notenbank Fed linderten. Ein starker Rückgang der Aktivität im Dienstleistungssektor verstärkte die Einschätzung der Anleger, dass sich der Zinserhöhungszyklus der Fed dem Ende nähern könnte.


Der S&P 500 stieg auf breiter Front um 2,3%, wobei alle Sektoren zulegten, während der technologielastige Nasdaq Index 2,6% hinzugewann.


Die Anleihenrenditen sanken, da die Wirtschaft Anzeichen einer Abschwächung erkennen lässt. So fiel die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries um 16 Basispunkte auf 3,56% und die 2-jährige Rendite ging um 20 Basispunkte auf 4,26% zurück. Die Federal Funds Futures widerspiegelten die Erwartung eines niedrigeren endgültigen Zinssatzes der Fed. Zum Handelsschluss am Freitag nahm der Markt den Höhepunkt der Fed Funds Rate bei 4,96% im Juni vorweg, im Vergleich zu 5,04% im Vormittagshandel.


Der US-Dollar fiel ebenfalls, sodass der DXY Dollar Index um 1,1% auf 103,91 sank.


Der US-Arbeitsmarktbericht für den Dezember zeigte einen Anstieg der Beschäftigungszahlen ohne den Agrarsektor um 223 000. Diese Zahl lag über der Konsenserwartung von 203 000, trotzdem war dies das schwächste Beschäftigungswachstum seit Dezember 2020. Die durchschnittlichen Stundenlöhne zogen im Vergleich zum Vormonat um moderate 0,3% an und die Zahlen der Vormonate wurden nach unten korrigiert. Damit verlangsamte sich der Anstieg im Jahresvergleich von 5,1% im letzten Monat auf 4,6%.


Der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor der USA fiel von 56,5 im November auf 49,6 im Dezember. Dies lag weit unter der Konsenserwartung von 55 und war das schwächste Ergebnis seit Mai 2020. Die Einzelheiten des Berichts waren zumeist schwach, da der Auftragseingang sank, während die Lagerbestände stiegen. Gezahlte Preise tendierten weiter aufwärts, verlangsamten sich aber.


Was erwarten wir?

Für die Fed-Vertreter könnte die Verlangsamung des Wachstums der durchschnittlichen Stundenlöhne im monatlichen Beschäftigungsbericht ermutigend sein. Ein Lohnwachstum von 3,5% wäre in etwa das Maximum, das mit dem Inflationsziel der Fed von 2% vereinbar wäre, und die Daten dieses Monats lagen schon näher an dieser Marke.


Andere Daten deuten jedoch immer noch auf einen angespannten Arbeitsmarkt hin. Daher möchten die Fed-Vertreter mehr Belege für eine Verlangsamung des Lohnwachstums sehen, bevor sie eine Pause im Zinserhöhungszyklus in Erwägung ziehen.


Die Arbeitslosenquote ging von 3,6% auf 3,5% zurück und liegt damit jetzt auf einem 50-Jahrestief. Die JOLTS-Umfragedaten zeigten nur einen Rückgang der offenen Stellen um 54 000 zum Vormonat auf 10,46 Mio. im November an. Auf jeden Arbeitslosen treffen 1,74 offene Stellen. Wichtig ist vor allem, dass die Kündigungsquote immer noch hoch ist, was mit einem starken Lohnwachstum assoziiert wird. Der Indikator der Atlanta Fed für das Lohnwachstum zeigt, dass Erwerbstätige bei einem Stellenwechsel im Durchschnitt eine Lohnsteigerung von 8% erzielen.


Die Anleger sahen es auch als beruhigend an, dass der US-Dienstleistungssektor im Dezember zum ersten Mal seit über zweieinhalb Jahren einen Rückgang aufwies. Wenn man den Einbruch während der Pandemie ausklammert, war dies das schwächste Ergebnis des ISM für den Dienstleistungssektor seit 2009. Das Ergebnis der Umfrage könnte auch helfen, die Fed zu beruhigen, dass der Preisdruck im Dienstleistungssektor nachlässt, der bisher eine bedeutende Sorge ist. Die Komponente der gezahlten Preise sank auf den niedrigsten Stand seit Ende Januar 2021 – ein Zeichen, dass die Engpässe weiter ausgeräumt werden.


Wie investieren wir?

Wir erwarten, dass die Märkte volatil bleiben, und glauben immer noch nicht, dass die wirtschaftlichen Bedingungen für eine nachhaltige Aktienrally bereits gegeben sind. Die erste Hälfte der Woche war von fallenden US-Aktien geprägt, da die Arbeitsmarktdaten recht stark waren und die Anleger offenbar erkannten, dass mehr als nur moderatere US-Konsumentenpreisdaten nötig sind, um die Fed zu einer geldpolitischen Wende zu bewegen. Das langsamere Lohnwachstum vom Freitag ist ein Schritt in diese Richtung, aber eben nur ein Datenpunkt.


Vor diesem Hintergrund halten wir am Aktienengagement fest, ziehen aber Strategien vor, die einen Schutz gegen Verluste bieten. Innerhalb des Aktienmarktes bevorzugen wir nach wie vor defensivere Sektoren wie Basiskonsumgüter und das Gesundheitswesen sowie wertorientiertere Märkte wie Grossbritannien im Vergleich zum technologielastigeren US-Markt. Im festverzinslichen Bereich favorisieren wir hochwertige Anleihen, während wir bei risikoreicheren Anleihen vorsichtiger bleiben.


Wir erwarten jedoch, dass dieses Jahr Wendepunkte bei der Inflation, den Zinssätzen und beim Wirtschaftswachstum bringen wird. Wenn diese später im Jahr in Sicht kommen, wird es angemessen sein, insgesamt eine risikobereitere Ausrichtung in Betracht zu ziehen.


Für risikotolerantere Aktienanleger, die jene Segmente des Marktes aufspüren wollen, die nach dem Erreichen der Wendepunkte am stärksten zulegen könnten, erkennen wir ausgewählte Chancen an frühzyklischen Märkten wie Deutschland sowie bei sehr niedrig bewerteten Aktien, Teilen des Halbleitersektors und den wahrscheinlichen Nutzniessern der Wiedereröffnung in China.


Am Devisenmarkt stuften wir den US-Dollar im Dezember von «Most Preferred» auf «Neutral» herab, da er unseres Erachtens den Höhepunkt überschritten hat.