Das Parquinhaus

Im 19. Jahrhundert die erste Fremdenpension im Kanton Thurgau

Erbauer und Umgestalter

Erbaut wurde das Parquinhaus um 1797 durch den vermögenden Handelsmann Baron Jean Jacques Högger. Seinen Umbau mit der bis heute prägenden Ausstattung verdankt es dem Bonapartisten Oberst Charles Parquin. Er gestaltete das Gebäude um 1825 zur ersten Fremdenpension im Kanton Thurgau um.

Äusseres

Wenige Schritte vom Schloss entfernt liegt das Parquinhaus. Der lang gestreckte Bau wird an den Ecken und in der Mitte von zweigeschossigen Pavillons mit Walm- bzw. Mansardwalmdächern durchdrungen. Dekorative Elemente binden die Eckkanten der hellgelb verputzten Fassade ein.

An der seewärts orientierten Schaufront (nordseitig) steht ein repräsentativer Säulenportikus mit übergeordnetem Balkon. Unmittelbar vor dem südseitigen Haupteingang befindet sich ein rund 17 Meter tiefer Sodbrunnen aus den 1870er Jahren.

Inneres

Das Gebäudeinnere wurde zwischen 1972 und 1975 entkernt und modernisiert. Im Erdgeschoss befinden sich im Anschluss an die weite Eingangshalle drei grosszügig gestaltete Empireräume, die unter Charles Parquin entstanden sind. Originalgetreu nachgebaut, dienen sie heute als Speisesäle mit insgesamt 150 Sitzplätzen.

Der «Gelbe Saal» weist honigfarbene Tapeten auf. An der Ostwand hängt in einem vergoldeten Ovalrahmen das annähernd lebensgrosse Bildnis Napoleons III., gegenüber in bescheidenerer Aufmachung dasjenige seines berühmten Onkels Napoleon I. (beides Leihgaben aus Schloss Arenenberg). Ein weiss gekachelter Zylinderofen mit Messingzier unterstreicht die historische Eleganz des Raumes.

Der «Rote Saal» ist in dezentem Beige und Englischrot gehalten. An der Nordwand fällt ein Spiegel mit blauem Architekturrahmen und figürlichen Goldauflagen auf. An der Ostwand steht ein graziler Empirekamin, dessen Schürze mit ornamentalem Zierrat versehen ist. Beide Stücke gehören zur originalen Ausstattung.

Der «Zeltsaal» entspricht in Form und Farbe einem napoleonischen Feldherrenzelt und entstand in Anlehnung an den Zeltsaal auf Schloss Arenenberg. Deckenaufbau und Wände sind mit vertikal blau-weiss gestreiften Tapeten ausstaffiert, die unter den Deckenschrägen einen aufgemalten, goldenen Lambrequin (Nachbildung eines Vorhanges) aufweisen.


Literatur: Dieser Text orientiert sich weitgehend am Schweizerischen Kunstführer der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK (www.gsk.ch), herausgegeben in Zusammenarbeit mit Wolfsberg: Cornelia Stäheli, Schloss Wolfsberg bei Ermatingen, 3., aktualisierte Auflage, Bern 2013.