Zürich, 3. Mai 2021 – Ein Jahr nach dem Beginn der Coronapandemie stehen die Zeichen klar auf Erholung. Zwar variiert der Impffortschritt in den Industriestaaten, trotzdem erwarten UBS-Ökonomen im Sommer in allen Regionen ein kräftiges Wirtschaftswachstum. Von dieser Dynamik profitiert auch der Schweizer Export, was die vergleichsweise langsamere Erholung der Binnenwirtschaft ausgleicht.

Durch Lockerungen der Coronamassnahmen dürfen im Verlaufe dieses und anfangs des nächsten Quartals ein kräftiger Wirtschaftsschub erwartet werden. "Wir prognostizieren ein Wachstum der Schweizer Wirtschaft von 3,3 in diesem und von 3 Prozent im nächsten Jahr", sagt UBS-Chefökonom Daniel Kalt.

Inflationssorgen in der Schweiz unbegründet

Impfkampagnen, Fiskalpakete und eine laxe Geldpolitik führen nicht nur zu einem Wirtschaftsaufschwung, sondern haben auch Inflationssorgen heraufbeschworen. Im Frühjahr stiegen die Renditen von langlaufenden Anleihen deutlich. Mit der Beschleunigung der Impfkampagne in der EU und der Schweiz dürften die hiesigen Renditen nochmals leicht zulegen und der Franken gegenüber dem US-Dollar an Boden gewinnen.

In den USA kann der starke Fiskalimpuls der Biden-Regierung zu einer moderaten Beschleunigung der Teuerung führen, in der Schweiz sind Inflationssorgen allerdings unbegründet. Die Auslastung der Schweizer Wirtschaft wird sich in den nächsten zwei Jahren lediglich normalisieren, was einem Inflationsschub wenig Spielraum bietet. UBS rechnet mit einer Inflationsrate von 0,4 Prozent in diesem und im nächsten Jahr. Vor diesem Hintergrund wird die Schweizerische Nationalbank frühestens 2024 an eine Zinserhöhung denken.

Unternehmen unterstützen das Netto-Null-Ziel, sind aber bezüglich Erreichbarkeit skeptischer

Während Wachstumsrisiken abnehmen und Inflationsrisiken gering sind, drängt sich eine längerfristige Herausforderung für Gesellschaft und Wirtschaft in den Vordergrund. Die Klimaerwärmung, durch den starken Anstieg von Treibhausgasen in der Atmosphäre verursacht, verlangt rasches Handeln und die Umsetzung von langfristigen Massnahmen. Die Schweiz möchte bis 2050 die Treibhausgasemissionen auf (netto) null reduzieren. Über ein erstes Bündel an Massnahmen wird im Juni abgestimmt.

UBS hat 2500 Firmen zu ihrer Haltung zu diesem Netto-Null-Ziel und zum Stellenwert der Nachhaltigkeit im Unternehmen befragt. Eine grosse Mehrheit unterstützt das Netto-Null-Emissionsziel. Über die Hälfte hat bereits Massnahmen ergriffen oder ein Konzept entwickelt, um die CO2-Emissionen, die den Löwenanteil an den Treibhausgasen ausmachen, deutlich zu reduzieren.

Der Weg zu Netto-Null führt für die meisten Unternehmen über den Ausbau von sauberen Energien und eine Reduktion des Energieverbrauchs. Trotzdem rechnen nur 10 Prozent der Unternehmen damit, in diesem Jahrzehnt den Verbrauch an fossilen Energieträgern stark einzuschränken, was unabdingbar wäre, um auf dem Netto-Null-Pfad zu bleiben.

Sabine Keller-Busse, President UBS Switzerland: "Es stimmt uns zuversichtlich, dass das Thema Nachhaltigkeit bei Schweizer Unternehmen einen grossen Stellenwert geniesst und eine überwiegende Mehrheit von ihnen hinter dem Netto-Null-Ziel steht. Auch wenn noch ein langer Weg auf die Unternehmen wartet, ist es eine wichtige Grundvoraussetzung, um die Nachhaltigkeitsziele schrittweise zu erreichen."

Mehr Gewicht für Bildung und Kommunikation

Zwar unterstützt eine grosse Mehrheit das Netto-Null-Ziel, aber 40 Prozent der Unternehmen zweifeln daran, ob das Ziel überhaupt erreicht werden kann. Will die Politik den Rückhalt für das Netto-Null-Ziel festigen, muss sie den Unternehmen aufzeigen können, dass die vollständige Reduktion von Treibhausgasen bis ins Jahr 2050 tatsächlich erreichbar ist. Dazu muss die Vermittlung von Wissen mehr ins Zentrum rücken. Die UBS-Umfrage zeigt, dass bloss 50 Prozent der Unternehmen, die sich nur wenig mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen, das Ziel für erreichbar halten. Geben Unternehmen aber an, detailliertes Wissen zum Thema zu besitzen, halten 71 Prozent das Netto-Null-Ziel für erreichbar.

Bildung und Kommunikation besitzen daher, neben den klassischen wirtschaftspolitischen Instrumenten wie Lenkungsabgaben, Subventionen und Grenzwerte, ein grosses Potenzial in der Umweltpolitik oder generell bei nachhaltigen Themen. Für fast 80 Prozent der befragten Unternehmen ist es das bevorzugte Instrument zur Erreichung von mehr Nachhaltigkeit.

Corona macht Nachhaltigkeit wichtiger

Die Massnahmen gegen den Klimawandel sind Teil des grösseren Themenkomplexes der Nachhaltigkeit. Dieser umfasst nicht nur ökologische, sondern auch soziale Themen. Neun von zehn Schweizer Unternehmen geben in der UBS-Umfrage an, der Nachhaltigkeit eine grosse Beachtung zu schenken. Für ein Drittel der Firmen hat sie in der Coronakrise gar an Bedeutung gewonnen und nur bei 5 Prozent an Bedeutung verloren.

Nachhaltigkeit macht für Schweizer Unternehmen zudem nicht an den Landesgrenzen halt. Für Firmen mit einem nennenswerten Importanteil, und daher auch mit einer ausländischen Lieferkette, geniesst auch das Thema Nachhaltigkeit im Ausland eine grosse Beachtung, wenn auch nicht im selben Ausmass wie in der Schweiz. 84 Prozent der grossen Firmen, die mehr als 10 Prozent ihrer Vorleistungen importieren, sagen, dass ihnen Umweltschutz im Ausland wichtig oder sehr wichtig ist.


UBS Switzerland AG

Kontakte

Daniel Kalt
Chefökonom UBS Schweiz
Tel. +41-44-234 25 60
E-Mail: daniel.kalt@ubs.com

Alessandro Bee
Ökonom
UBS Chief Investment Office Global Wealth Management (CIO GWM)
Tel. +41-44-234 88 71
E-Mail: alessandro.bee@ubs.com