Zürich, 29. Oktober 2020 – Die 325 von UBS befragten Unternehmen erwarten für das Jahr 2021 eine durchschnittliche nominale Lohnerhöhung von 0,3 Prozent. Das Lohnwachstum dürfte damit wesentlich tiefer ausfallen als in 2020. Für das laufende Jahr geben die befragten Unternehmen eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 0,8 Prozent an. Real ist die Differenz gar weitaus grösser. Die Frankenaufwertung und der starke Fall des Ölpreises führen 2020 zu einer negativen Jahresteuerung. Mit der Erholung der Wirtschaft und möglicherweise höheren Ölpreisen im kommenden Jahr dürfte die Jahresteuerung hingegen wieder leicht positiv ausfallen. Die UBS-Ökonomen rechnen mit einer Teuerung von -0,6 Prozent für 2020 und 0,2 Prozent für 2021. Damit dürfte das Lohnniveau 2020 real um 1,4 Prozent, 2021 aber um lediglich 0,1 Prozent ansteigen.

Über 50 Prozent der Branchen mit einer Nullrunde, aber keine Lohnsenkungen

Zwölf der 22 befragten Branchen sehen für 2021 keine Nominallohnerhöhung. Aber keines der befragten Unternehmen plant Lohnkürzungen. Trotzdem müssten Arbeitnehmende in diesen Branchen einen Rückgang der Reallöhne von 0,2 Prozent hinnehmen. Dies gilt vor allem für Branchen, die mitunter am stärksten von den Massnahmen gegen die Corona-Pandemie betroffen waren: Tourismus inkl. Kultur, Sport und Bildung sowie Medien. Aber auch Firmen in konjunktursensitiven Teilen der Industrie wie die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) sowie die Uhren- und Schmuckbranche rechnen mit einer Nullrunde. Für die restlichen zehn Branchen bewegt sich die Nominalerhöhung zwischen 0,2 und 1 Prozent. Den stärksten Anstieg erwartet die Energie, Ver- und Entsorgungsbranche.

Die negative Teuerung und die leicht überdurchschnittlichen Lohnerhöhungen führen dazu, dass 2020 mit der höchsten Reallohnerhöhung seit 2015 gerechnet werden kann. Neben der Kurzarbeitsentschädigung hilft das, die hiesige Kaufkraft zu stützen und damit den stärksten Einbruch in den Konsumausgaben seit Jahrzehnten abzufedern. In 2021 könnte aber die Stagnation der Reallöhne den Konsum belasten. Weit wichtiger als die Reallohnentwicklung ist im nächsten Jahr allerdings die Entwicklung der Pandemie. Ermöglicht der medizinische Fortschritt eine Entlastung der Situation, so dürfte der Konsum trotz einer realen Nullrunde deutlich zulegen.

Unternehmen mit vorsichtigem Ausblick für 2021

Lediglich gut ein Fünftel der befragten Unternehmen erwartet einen Aufschwung der Schweizer Wirtschaft im kommenden Jahr. Während der Finanzkrise 2009 hatten die Unternehmen einen ähnlich verhaltenen Ausblick. Für das Jahr 2010 erwarteten damals 24 Prozent der Firmen einen Aufschwung.

Der verhaltene Ausblick für die Schweizer Konjunktur widerspiegelt sich auch in den Arbeitsmarkt-Erwartungen der Unternehmen. 82 Prozent der Befragten erwarten im nächsten Jahr eine höhere Arbeitslosenquote. 2009 rechneten 76 Prozent der Unternehmen mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in 2010. Die geringe Auslastung der Wirtschaft im nächsten Jahr dürfte gemäss UBS zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 3,9 Prozent führen von heute 3,2 Prozent.

Homeoffice wird mehrheitlich positiv bewertet

UBS befragte die Unternehmen ebenfalls zum Umgang mit der vom Bundesrat im März ausgesprochenen Empfehlung, wo möglich im Homeoffice zu arbeiten. Die von UBS befragten Unternehmen geben an, dass während des Lockdowns im Frühling 2020 durchschnittlich 53 Prozent der Büroangestellten von zu Hause aus gearbeitet haben. Vor der Corona-Pandemie lag der Anteil bei lediglich 7 Prozent. Zum Zeitpunkt der Befragung befanden sich nach Angaben der teilnehmenden Unternehmen immer noch 25 Prozent des Büropersonals im Homeoffice, was fast dem Vierfachen des Vor-Corona-Anteils entspricht.

44 Prozent der Unternehmen möchte das Angebot des Homeoffice in Zukunft weiter ausbauen. Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen bietet bereits heute ihren Mitarbeitenden Homeoffice auf unbestimmte Zeit an. Nur 10 Prozent der Firmen wollen Homeoffice wieder auf den Vor-Corona-Stand zurückführen.

Die Kosten, die durch das Arbeiten von zu Hause für Mitarbeitende entstehen, müssen diese aber zumeist selber tragen. Denn nur knapp ein Viertel der Unternehmen beteiligen sich daran. Am häufigsten werden Kosten für die Soft- und Hardware sowie für Büromaterial von den Unternehmen mitgetragen. Eine Beteiligung an den Mietkosten ist wenig verbreitet - lediglich 1 Prozent der Unternehmen unterstützt hier ihre Mitarbeitenden. 

Nominallohnentwicklung gemäss UBS-Lohnumfrage 2021

 Branche

Effektive   Lohnerhöhung 2020

Erwartete Lohnerhöhung 2021

Energie, Ver- & Entsorgung

1.1%

1.0%

Banken & Versicherungen

1.0%

0.8%

Informatik- & Telekomdienste

1.0%

0.8%

Öffentlicher Sektor

1.0%

0.8%

Chemie & Pharma

1.0%

0.5%

Baugewerbe & Architektur

1.0%

0.5%

Gesundheits- & Sozialwesen

0.9%

0.5%

Dienstleistungen für Unternehmen (inkl. Immobilien)

1.0%

0.4%

Nahrungsmittelproduktion

0.8%

0.4%

Textil

1.0%

0.2%

Materialien & Baustoffe

0.7%

0.0%

Metalle

0.8%

0.0%

Maschinen

1.0%

0.0%

Elektro

0.5%

0.0%

Grosshandel

1.0%

0.0%

Logistik

0.8%

0.0%

Detailhandel

0.8%

0.0%

Autogewerbe

1.0%

0.0%

Medien

0.3%

0.0%

Konsumgüter

0.8%

0.0%

Uhren und Schmuck

0.3%

0.0%

Tourismus inkl. Kultur, Sport & Bildung

0.2%

0.0%

Schweiz

0.8%

0.3%

UBS führt seit 1989 eine jährliche Lohnumfrage durch. An der aktuellen Befragung, welche vom 14. September bis zum 07. Oktober 2020 durchgeführt wurde, haben 325 Unternehmen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände aus 22 Branchen teilgenommen. Die in diesen Branchen vertretenen Unternehmen beschäftigen über 90 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in der Schweiz. In den Jahren 1989 bis 2019 wichen die durch die Umfrage geschätzten Lohnsteigerungen im Durchschnitt nur um 0,2 Prozentpunkte vom Durchschnitt der realisierten, vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichten Lohnentwicklung (Nominallohnindex und GAV) ab.

 

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