Zürich, 09. Juli 2020 – Die erste Phase der Corona-Krise liegt hinter uns. Den Schweizer Behörden und der Bevölkerung ist es gelungen, relativ rasch die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die Wirtschaft wieder zu öffnen. Bund und SNB haben schnell und kraftvoll reagiert und die Grundlage für eine Wirtschaftserholung in den nächsten Quartalen gelegt. Das konnte nicht verhindern, dass die Wirtschaft im ersten Halbjahr in einem noch nie dagewesenen Mass eingebrochen ist. Dank Kurzarbeit und COVID-Überbrückungskrediten konnte ein drastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit bisher abgewendet werden.

In einer zweiten Phase gilt es, die Erholung nachhaltig zu gestalten, damit die Rezession des ersten Halbjahrs nicht in eine langanhaltende Schwächephase der Schweizer Wirtschaft mündet. Die bisherigen Instrumente sind allerdings für die kurze Frist konzipiert, ihre Wirkung lässt mit der Zeit nach.

«Die Unternehmen müssen dann bereit sein, den ‹Staffel-Stab› von Bund und Behörden zu übernehmen und mit Investitionen und Arbeitsplätzen die Erholung zu sichern. Ob sie dazu bereit sind, hängt von ihrem mittelfristigen Ausblick ab», sagt Daniel Kalt, Chefökonom UBS Schweiz.

Bereitschaft zu Investitionen in Technologie

Eine Umfrage von UBS bei 2500 Unternehmen zeigt, dass der Glaube an eine Erholung in der mittleren Frist intakt ist. 71 Prozent der Unternehmen erwarten für das Jahr 2022 im Vergleich zu 2019 einen gleich hohen oder höheren Umsatz; 87 Prozent rechnen damit, gleich viele oder mehr Mitarbeitende zu beschäftigen. Erfreulicherweise gilt das nicht nur über alle Unternehmen hinweg, sondern auch in allen Branchen und Regionen. Selbst in der arg gebeutelten Gastronomie erwarten drei Viertel der Umfrageteilnehmer 2022 im Vergleich zu 2019 einen gleich hohen oder gar höheren Personalbestand. Im Tessin sind es 87 Prozent. Allerdings rechnen somit je nach Branche auch bis zu einem Viertel der Unternehmen damit, auf absehbare Zeit personalmässig nicht mehr an die Vorkrisenniveaus heran zu kommen und entsprechend dürften die Investitions- und Beschäftigungsaussichten bei diesen Firmen deutlich verhaltener aussehen.

Axel P. Lehmann, President UBS Switzerland: «Es stimmt zuversichtlich, dass doch eine überwiegende Mehrheit der Unternehmen mittelfristig mit einer Erholung rechnet und bereit ist, in zukunftsträchtige Technologien zu investieren. Diese Aufbruchsstimmung und das Vertrauen in unternehmerisches Denken und Handeln sind die Grundvoraussetzung, damit die Schweiz gestärkt aus der Krise hervorgeht.»

Die stabilen Erwartungen der Unternehmen bilden die Grundlage dafür, dass eine nachhaltige Erholung gelingen kann. Dennoch darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass sich die Erwartungen und damit die Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Fall einer negativen Entwicklung der Pandemie auch schnell wieder eintrüben könnten und die Erholung somit alles andere als garantiert ist. Die UBS-Ökonomen erwarten zwar für dieses Jahr einen Einbruch des Bruttoinlandprodukts von 5,5 Prozent, fühlen sich aber durch die Unternehmensumfrage in ihrer Meinung bestärkt, dass die Schweizer Wirtschaft im nächsten Jahr um 4,4 Prozent zulegen kann. Um die Erholung auch seitens der monetären Rahmenbedingungen zu unterstützen, dürfte die Nationalbank die Leitzinsen auf absehbare Zeit im negativen Bereich belassen.

Lehren aus der Corona-Krise

Der Lockdown zwang Schweizer Firmen, vermehrt flexible Arbeitsformen und digitale Lösungen einzusetzen. Die befragten Unternehmen äussern die feste Absicht, auch nach der Rezession mit diesen Instrumenten weiterzuarbeiten. 60 Prozent haben in den letzten Monaten verstärkt das Homeoffice genutzt. Vier von fünf Firmen wollen daran festhalten. Damit besteht die berechtige Hoffnung, dass die Corona-Krise der Schweizer Wirtschaft auch längerfristig einen technologischen Schub verleiht.

Die Umfrageteilnehmer ziehen weitere Lehren aus der Corona-Krise. Um künftig besser auf vergleichbare Schocks vorbereitet zu sein, planen viele Investitionen in die Digitalisierung, eine Erhöhung der finanziellen Reserven oder eine Anpassung ihrer Produkte und Dienstleistungen; grosse Unternehmen setzen auch auf eine stärkere Risikoanalyse. Vor starken Eingriffen in die Unternehmensorganisation, beispielsweise durch eine Fusion oder einen Verkauf, schrecken die meisten jedoch zurück.

Aufgrund der Pandemie und des Lockdowns wurden die Wertschöpfungsketten der Schweizer Firmen beeinträchtigt. Fast die Hälfte der Firmen war mit Lieferschwierigkeiten konfrontiert, wie die UBS-Unternehmensumfrage zeigt. Trotzdem werden Massnahmen wie Insourcing oder Homeshoring nicht als prioritär angesehen. Die befragten Betriebe setzen stattdessen eher auf Massnahmen, die rasch und einfach zu realisieren sind. Dazu gehört auch, Partnerunternehmen auf ihre Krisenfestigkeit zu überprüfen.



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