Daniel L. McFadden

Nobel 2000 | Warum treffen Menschen schlechte Entscheidungen?

Als junger Mann traf Daniel McFadden eine junge Frau namens Beverlee und heiratete sie schon drei Monate später. Bis zum heutigen Tag sind die beiden glücklich zusammen. Es ist keine Überraschung, dass seine Studien zur Verhaltensökonomie uns Antworten auf Fragen wie den richtigen Zeitpunkt einer Hochzeit, den richtigen Arbeitsplatz oder den richtigen Wohnort geben. Seine Arbeit zu diskreten Entscheidungsmodellen Discrete-Choice-Modellen war nur der Ausgangspunkt für die Analyse menschlichen Verhaltens. Die Forschungsarbeit von McFadden sagte alles voraus, von der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bis hin zur gesellschaftlichen Stellung älterer Menschen, dem Wohnungswesen, der finanziellen Diversifikation und dem Gesundheitswesen. Sein eigener Werdegang unterstreicht seinen Ruf als Ökonom. Er wuchs in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise in einer Familie auf, die Erdnüsse anbaute, obwohl es kein fliessendes Wasser gab. Heute zieht McFadden auf seinem Weinberg im Napa Valley Weinreben.

Daniel L. McFadden

Daniel L. McFadden

Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften (anteilig), 2000

Auf einen Blick

Geboren: 1937, Raleigh, North Carolina, USA

Fachgebiet: Verhaltensökonomie

Ausgezeichnetes Werk: Theorie und Methoden zur Analyse diskreter Entscheidungsmodelle

Frühes Engagement: Startete in der High School eine Bürgerrechtspetition und wurde daraufhin suspendiert

Entscheidungskompetenz: Er heiratete seine Frau drei Monate nach ihrer ersten Verabredung

Selbstbewusstsein: Er dachte der Anruf des Nobelkomitees sei ein Scherz

Schlecht im: Tanzen

Stalker: Einer – sein Hund Odi folgt ihm überall hin

Wie lassen sich Verhaltensweisen und Entscheidungen prognostizieren?

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Wie lassen sich Entscheidungen von Menschen vorhersehen?

Bei unserem Gespräch im Napa Valley weist McFadden zunächst darauf hin, dass die Menschen sich in ihrem eigenen Interesse verhalten. Sie haben Vorlieben, die sich messen lassen. «Menschen sind Maximierungskünstler in eigener Sache», meint er. «Für einige ist der Nutzen eines roten Autos hoch, für andere wiederum gering. Durch die Beschreibung dieser zufälligen Präferenzen kann man darstellen, wie sich die Bevölkerung verhalten wird. Wenn man den Anteil der Menschen, die ein Auto kaufen, mit dem Preis des Autos vergleicht, erhält man eine Art Kurve. Handelt es sich um ein sehr günstiges Auto, dann kaufen es viele Menschen. Je teurer das Auto wird, desto weniger wird es gekauft.»

Wie können wir Menschen daran hindern, schädliche Entscheidungen zu treffen?

Das Modell von McFadden sorgte in vielen Bereichen der Wirtschaftswissenschaften für Aufsehen, da sich damit Verhaltensweisen zutreffend vorhersagen lassen. Zugleich besteht laut McFadden eine der wichtigsten Lehren der Verhaltensökonomie darin, dass die Menschen bei ihren Finanzentscheidungen oft nicht langfristig genug denken. Seiner Meinung nach sind mehr Instrumente nötig, um Menschen dabei zu helfen, ihr Geld – neben dem Sparen und der Altersvorsorge – auf sinnvolle Weise auszugeben.

«Der Aufbau eines gewissen Vermögens in jungen Jahren würde Ihre Position gegen Ende Ihres Lebens deutlich verbessern», so seine Einschätzung. «Es braucht das richtige Gleichgewicht.»

Lebe jeden Tag, als wäre er der letzte

Er spricht aus Erfahrung. Während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren waren seine Eltern gezwungen, auf eine Farm ohne fliessendes Wasser und Strom umzuziehen. In dieser Zeit bestand das soziale Leben von McFadden in erster Linie aus Personen, mit denen er in Büchern Bekanntschaft machte. «Hätten Sie mir, als ich 10 war, irgendeine Frage gestellt, ich hätte so ziemlich auf alles eine Antwort gehabt», erinnert er sich mit einem Lächeln.

Foto der Lieblingskunstwerke von McFadden.

Warum haben die Menschen Angst vor Handel und Kapitalanlagen?

Obschon McFadden selbst ein Kind der Weltwirtschaftskrise ist, wundert er sich nach wie vor, weshalb Menschen davor Angst haben, mit Anlagewerten zu handeln und zu investieren. Aus psychologischer und verhaltensökonomischer Sicht macht diese Angst natürlich Sinn. «Sie befinden sich plötzlich in einer zwischenmenschlichen Interaktion mit einer Person, von der Sie nicht wissen, ob Sie ihr vertrauen können, und das führt zu Stress», so McFadden. «Ein Haufen Fragen beunruhigt die Menschen.»

«Wenn Sie eine Entscheidung treffen, die sich als schlecht herausstellt, machen Sie sich Vorwürfe», fährt er fort. «Aus psychologischer Sicht wird dann oft gesagt: ‹Lohnt sich überhaupt der Aufwand? Ich bin eigentlich ganz zufrieden.›»

McFadden betont zwar, dass beim Sparen Vorsicht geboten ist, aber seiner Meinung nach ist der Verzicht auf Kapitalanlagen und Handel nicht die Lösung.

Warum haben die Menschen Angst vor Handelsgeschäften?

Welche systematischen Fehler werden bei Entscheidungen begangen?

Fehlentscheidungen, die unser Leben beeinflussen, beruhen nicht nur auf Risikoaversion. Ein Blick auf politische Ereignisse ist hier noch aufschlussreicher. «Berichten zufolge waren die beiden wichtigsten Google-Suchanfragen in den Tagen nach dem Brexit-Votum offensichtlich: «Was ist der Brexit?» und «Was ist die EU?», sagt McFadden.

«Sich zu sehr auf das unmittelbar Bevorstehende zu konzentrieren, ohne auch nur zu versuchen, die möglichen Konsequenzen seiner Handlungen vorherzusehen, oder das Vordergründige überzubewerten – all das führt zu systematischen Fehleinschätzungen bei der Entscheidungsfindung von Menschen.»

Laut McFadden werden die Menschen bei schlechten Entscheidungen auf vielen Ebenen von Angst getrieben. Die langfristigen Vorteile werden indes ausser Acht gelassen. «Einwanderer bringen wirtschaftliche Aktivität mit sich, die Einkommen schafft», so McFadden. «In den meisten Fällen helfen diese Einwanderer einer Wirtschaft zu wachsen. Einige werden sogar zu Arbeitgebern.»

Was kann unternommen werden, um die Flüchtlingskrise zu lösen und dem Populismus seinen Nährboden zu entziehen?

McFadden hat aus seiner eigenen Forschungsarbeit gelernt, dass Menschen aus ihren schlechten Entscheidungen nicht immer die richtigen Lehren ziehen. «Es gibt eine kulturell verankerte Ablehnung, Verantwortung für die eigenen Handlungen zu übernehmen oder aus eigenen Fehlern zu lernen», meint McFadden. Daher werden wir auch in Zukunft systematisch Fehler begehen, es sei denn, wir erkennen sie und tun künftig unser Bestes, um unser Verhalten zu ändern.

Lernen Menschen aus schlechten Entscheidungen?

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«Man kann nur hoffen, dass die Jugend in Zukunft nicht abwartet, sondern ernsthaft darüber nachdenkt, welche Art von Zukunft sie für sich selbst will, und versucht, diese zu realisieren.»

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