Autoren
Evan Brown Tiffany Gherlone Baxter Wasson Andy Strommen

Makroökonomischer Ausblick

Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategy und Portfoliomanager

Fazit: Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass uns keine Rezession bevorsteht - wir gehen jedoch davon aus, dass die Inflation auf hohem Niveau anhält. Obwohl die Straffungszyklen der Zentralbanken noch nicht abgeschlossen sind, ist hier eine Verlangsamung zu beobachten. Dies sollte zu einem Rückgang der Volatilität bei Anleihen führen, sodass sich weitere Zinserhöhungen weniger auf riskante Anlagen auswirken dürften.

Wir sehen erste Anzeichen für eine Verlagerung der Konjunkturdynamik auf die USA, weg von Europa und China. Unserer Ansicht nach gibt es bei den zyklisch ausgerichteten US-Aktien einen gewissen Erholungsspielraum.

Dieser Konjunkturzyklus unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von den anderen: Die starken Bilanzen der Privatwirtschaft (die von deutlichen fiskalischen Impulse weiter gestärkt wurden) und die Divergenz zwischen den Ausgaben für Waren und Dienstleistungen. Nach dem Ende von Corona hat die geringe Mobilität zu einem Anstieg der Nachfrage nach Gütern geführt. Und im Anschluss an eine echte Wiedereröffnung ist es zu einer Umstellung auf Dienstleistungen gekommen, die immer noch anhält.

Im Konjunkturzyklus ist normalerweise der Gütersektor ein wichtiger Frühindikator für die breitere Wirtschaft. Angesichts dieses aussergewöhnlichen und pandemiebedingten Booms bei den Gütern war dieser Verlauf jedoch kein Vorbote der Rezession.

Derzeit wird Geld für Dienstleistungen ausgegeben, und damit in Bereichen, in denen der Arbeitsmarkt immer noch sehr angespannt ist. Die Zahlen der Erst- und Folgeanträge auf Arbeitslosenunterstützung, die im letzten Jahr gestiegen sind, haben sich stabilisiert. Und das ist wichtig für den Konsum, um widerstandsfähig zu bleiben.
 

In anderen Bereichen der Wirtschaft sehen wir ein paar junge Triebe. Der Wohnungsmarkt, der zinssensibelste Teil der Wirtschaft, ist im vergangenen Jahr inmitten der steigenden Zinssätze zusammengebrochen. Doch die Stimmung bei den Wohnungsbauunternehmen hat sich erholt, die Beschäftigung im Baugewerbe steigt, und die Nachfrage der Millennials ist strukturell gestiegen, während die Haushalte mit einem festen Zinssatz nicht über einen Umzug nachdenken.

In verschiedenen Sektoren ist es zu einer Folge rollierender Rezessionen gekommen, aber sie sind nicht alle auf einmal eingetreten. Zuerst waren es die Branchen Technologie/Krypto/VC, dann der Wohnungsmarkt, und jetzt ist die Produktion ins Stocken geraten. Wahrscheinlich werden die Dienstleistungen im weiteren Verlauf des Jahres unter Druck geraten, aber da sich der Trend abschwächt, könnte es bei den Immobilien und der Industrie auch wieder zu einer Erholung kommen.

Das grösste Risiko, das wir derzeit beobachten, ist eine drastische Verschärfung der Kreditvergabestandards. Die Frage ist, wie sehr der Bankenstress die Standards noch weiter verschärfen wird. Derzeit scheint es zumindest nur wenige Anzeichen für eine Kreditklemme zu geben, und die allgemeinen Finanzierungsbedingungen sind insgesamt recht günstig. Der Senior Loan Officer Survey hat gezeigt, dass die jüngste Kreditverknappung der Banken auf Bedenken über die wirtschaftliche Lage im Allgemeinen und nicht auf mangelnde Liquidität oder Kapitaladäquanz zurückzuführen war.

Unserer Ansicht nach werden die Bedingungen an den Kreditmärkten, die US-Notenbank und die Gewinne zu den wichtigsten Treibern für riskante Anlagen. Zwar könnte die Ausgabe von Staatsanleihen infolge des Deals bei der Schuldenobergrenze zu einer deutlichen Reduzierung der Bankenreserven führen, allerdings sind wir nach wie vor insgesamt in einer ausreichenden Reserveposition.

Im Hinblick auf die Inflation haben wir grosse Fortschritte bei der Senkung des Gesamtpreisdrucks gemacht, da die Energiepreise sinken und die Probleme in den Lieferketten gelöst wurden. Und jetzt lassen auch die Preise für den Wohnraum nach. Das Hauptinteresse der US-Notenbank liegt jedoch auf den Kerndienstleistungen ohne die Wohnraumkosten. Denn diese Art der Inflation kann sich einnisten, und sie ist an den Arbeitsmarkt gebunden ist. Sie ist immer noch ziemlich hoch und damit fernab vom Ziel der Fed. Anleger müssen sich also entweder auf eine sanfte Landung oder gar keine Landung einstellen, wobei keine Landung einer Fortsetzung der anhaltenden Inflation im Dienstleistungssektor gleichkommt, da das Wachstum robust bleibt. In einem solchen Umfeld wird die Fed wahrscheinlich die Zinserhöhungen fortsetzen müssen, die unter Umständen zu einer noch schwereren Rezession führen.

In Europa haben wir es mit starken Dienstleistungen und starkem Konsum, einem angespannten Arbeitsmarkt, aber einer schlechten Industrieproduktion zu tun. Das ist für Europa besonders schlecht, da der Kontinent im Vergleich zu den USA viel produktionsintensiver und exportorientiert ist. Wir rechnen mit einer relativen Schwäche der europäischer Aktien, die sich ab Ende September 2022 bis Mai deutlich besser entwickelt hatten, insbesondere unter Berücksichtigung der Währungsaufwertung.

Diese Schwäche in Europa hängt zu einem guten Teil mit China zusammen. Die Erholung nach der Wiedereröffnung hat nachgelassen, und die Jugendarbeitslosigkeit ist durch die Decke gegangen. China wird mehr politische Unterstützung benötigen, um seine durchhängende Wirtschaft wieder zu beleben.

An den Märkten handelt es sich dabei um einen soliden Hintergrund für ausgewogene Portfolios. Es könnte sein, dass wir aus der jahrelangen Schwankungsbreite des S&P 500 ausbrechen, was zu einem grossen Teil auf zu pessimistische Erwartungen, eine niedrige Positionierung, eine solide Wirtschaft und eine Stabilisierung der Anleihenvolatilität zurückzuführen ist. Weltweit gibt es eine grosse Bandbreite. International aufgestellte Aktien aus Industrieländern haben sich überdurchschnittlich gut entwickelt. Der DAX befindet sich auf einem Allzeithoch, der Nikkei steht bei einem 30-Jahres-Hoch, wohingegen die Schwellenländer das Schlusslicht bilden, weil China die Erwartungen nicht erfüllt hat.

Das Forward-KGV des S&P 500 ist in letzter Zeit gestiegen – der Markt ist keineswegs günstig. Es gibt jedoch genügend Spielraum für US-Aktien, über Mega-Cap-Tech-Werte hinaus zu steigen. Wir beobachten eine Ausweitung der Rallye am Aktienmarkt.

Die US-Notenbank versucht, den Markt davon zu überzeugen, Zinssenkungen vorwegzunehmen, und der Markt glaubt ihr nun endlich. Das Risiko-Rendite-Verhältnis in der Duration ist ausgewogener. Die Fed dürfte die Zinsen im Juni unverändert lassen, was die Volatilität der Anleihen belasten dürfte. Derweil ist ein sanfter Ausfallzyklus in die Unternehmensanleihen eingepreist. Mit etwa 9 % auf Indexebene sind High-Yield-Anleihen angesichts der niedrigen Kupons im letzten Jahrzehnt und darüber hinaus durchaus attraktiv. Wenn wir mit unserer optimistischen Konjunktureinschätzung falsch liegen, glauben wir, dass der bessere Weg bei der Positionierung darin besteht, sich langfristig für Duration statt kurzfristig für Positionen in High-Yield-Anleihen zu entscheiden.

Zustand der Banken, Immobilien, Private Credit und Bankendisintermediation

dazugehörige

Makro-Updates

Verfolgen Sie die Marktlage

Dazugehörige Einblicke

Kontaktieren Sie uns

Porträt unseres Führungsteams

Erfahren Sie mehr zu den Mitgliedern des Teams, das für die strategische Ausrichtung von UBS Asset Management verantwortlich ist.

Unsere Standorte finden

Wir sind näher, als Sie denken – sehen Sie selbst!