Menschen lernen durch Erfahrungen, sowohl durch den Einfluss anderer, als auch durch eigene Entwicklungen. Aber gibt es Dinge, die wir lernen, die wichtiger sind als andere? Sind wir nicht häufig so darauf konzentriert, zu erledigen, was wir erledigen müssen, dass wir gar nicht reflektieren, was wir gerade erlebt haben. Sogar wenn etwas passiert, was uns transformiert, fühlen wir das nicht immer oder sind uns gar nicht bewusst, dass es passiert. Andere Lektionen wiederum lernen wir schrittweise, manchmal über viele Jahre.

Das Auswahlverfahren für den Nobelpreis ist ein geheimnisumwittertes Verfahren, manchmal werden die Arbeiten von Kandidaten jahrelang oder gar jahrzehntelang geprüft, bevor diese den Nobelpreis erhalten. An wen könnte man sich also besser wenden als an Nobelpreisträger, wenn es um Lehren im Leben, um Geduld und Beharrlichkeit geht?

«Meiner Meinung nach geht es beim Lernen letztendlich um die Eigenbildung», sagt Nobelpreisträger Vernon L. Smith. «An einem bestimmten Punkt in meinem eigenen Bildungsprozess, wurde mir klar, dass das Wichtigste, was ich lernte, war, dass ich lernte zu lernen.»

So sei das Lernen, so Smith, für ihn zu einer lebenslangen Aufgabe geworden. Dadurch, dass er immer besser darin wurde, die für die Beantwortung seiner Fragen erforderlichen Informationen zu finden, konnte er sich sowohl als Forscher als auch auf persönlicher und sozialer Ebene weiterentwickeln.

«Sich mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen, ist die grösste Lernerfahrung, die man haben kann, und trotzdem gelingt es uns nicht auf Anhieb», sagt er. «Wir setzen uns nicht von Anfang an freiwillig damit auseinander, dass wir falsch liegen könnten. Wir gehen davon aus, dass wir herausfinden werden, dass wir Recht haben. Die Tatsache, dass wir von falschen Annahmen ausgegangen sind, kann etwas sein, das wir uns nicht gerne eingestehen.»

Sich mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen, ist die grösste Lernerfahrung, die man haben kann.
– Smith

Ein weiterer erfolgreicher Professor und Wirtschaftswissenschaftler, der seiner Studienzeit eine zentrale Bedeutung zuschreibt, ist Nobelpreisträger Lars Peter Hansen. Seiner Meinung nach gab ihm die Freiheit, verschiedene Studienfächer zu belegen, eine gute Grundlage, die den Erfolg in seinem späteren Leben erst ermöglichte.

«Ich wusste nicht wirklich, was ich machen wollte, aber die Tatsache allein, dass ich ganz unterschiedlich gelagerte Kompetenzen erwerben konnte, gab mir die Flexibilität, verschiedene Wege weiter zu verfolgen», sagt Hansen. «Und das gilt auch für den Arbeitsmarkt. Die Art der Arbeitsplätze verändert sich im Laufe der Zeit, aber je breit gefächerter unsere Kompetenzen sind, desto besser sind wir in der Lage, auf ein solches, sich veränderndes Umfeld zu reagieren und in ihm zu bestehen.»

«Der wichtigste Aspekt für junge Menschen ist es, Dinge zu tun, für die sie eine Leidenschaft verspüren», erklärt er. «Wenn man in etwas gut sein möchte, muss man sich anstrengen. Man muss daran arbeiten. Deshalb ist Leidenschaft wichtig.»

Der mittlerweile verstorbene Herbert A. Simon war ein echter Pionier in der Welt der Wissenschaften. Seine wissenschaftliche Arbeit erstreckte sich über verschiedene Bereiche, darunter Statistik, Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Psychologie. Als er gefragt wurde, welches die wichtigste Lehre für sein Leben war, sprach der Nobelpreisträger nicht nur vom Erfolg, sondern auch vom Überleben.

«Der Mensch gewinnt enorme Vorteile aus dem Einfluss, den die Menschen um ihn herum auf ihn haben», sagte er. «So lernen wir zu wachsen, lernen alles, was wir wissen müssen, um überleben zu können. Wir sind also beeinflussbar, werden instruiert. Menschen, die sich nicht instruieren lassen, die keine Ratschläge annehmen, können weder in unserer noch in irgendeiner anderen Gesellschaft lange bestehen.»

Simon betrachtete zudem die Kommunikationsfähigkeit als entscheidend. Die Kommunikation mit den Peers, die Kommunikation mit einer breiteren Öffentlichkeit und die klare Kommunikation, die andere dazu ermuntert, die eigenen Ideen weiterzudenken.

«Man kann versuchen, Ideen zu entwickeln oder Beweise zu schaffen, Wissen zu schaffen, aber der Prozess ist erst abgeschlossen, wenn man dies erfolgreich kommuniziert hat», sagt er. «Die Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil der wissenschaftlichen Aktivität. Ob man wirklich gute Wissenschaft geliefert hat oder nicht, lässt sich dann daran ablesen, ob alle anderen darauf aufbauen.»

Noch philosophischer wurde er allerdings, als es um das grosse Ganze ging. Er war der Meinung, dass man sich darauf konzentrieren sollte, gut zu leben, und mit gut meinte er, leidenschaftlich und mitfühlend zu leben.

«Bei der Überlegung, was man erreichen will, sollte man das Leben an sich nicht aus dem Blick verlieren», sagte er. «Das könnte das Wichtigste überhaupt sein, die Reise.»

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