Bären- und Bullenmarkt: was Sie wissen müssen

Wer im März 2020 während der Corona-Krise einen Blick in die Wirtschaftsnachrichten warf, sah bei Aktienkursen über Tage hinweg nur eine Richtung: talwärts. In solch unsicheren Zeiten kursiert der Begriff des Bärenmarkts (englisch «bear market», deutsch auch «Baissemarkt»). Floriert die Börse und zeigen die Kurse nach oben, wird vom Bullenmarkt (englisch «bull market», deutsch auch «Haussemarkt») gesprochen. Als dritte Marktsituation gibt es den «Seitwärtsmarkt», in dem sich die Kurse weder eindeutig in die eine noch in die andere Richtung entwickeln.

In diesem Artikel erhalten Sie Antworten auf die Frage, wann genau man von einem Bull Market und wann von einem Bear Market spricht, welche Beispiele von Bullen- und Bärenmärkten aus der jüngsten Geschichte es gibt und was Sie als Anlegerin während dieser Marktzyklen beachten sollten.

Der Bären- und der Bullenmarkt kurz erklärt

Ein Börsenzyklus umfasst jeweils einen Bullen- und einen Bärenmarkt. Die Bullen und Bären symbolisieren dabei das Verhalten der Anlegerinnen und Anleger.

  • Der Bulle ist optimistisch, kauft mit der Hoffnung auf steigende Kurse und Gewinne.
  • Der Bär auf der anderen Seite ist pessimistisch, rechnet mit sinkenden Kursen und möglichen Verlusten, verkauft seine Anteile oder kauft Verkaufsoptionen.

Doch ab wann wird von einem Bären- und ab wann von einem Bullenmarkt gesprochen?

Der Bärenmarkt – wenn die Kurse sinken

Eine offizielle Definition gibt es nicht. In der Regel beginnt ein Bärenmarkt, wenn die Kurse von Wertpapieren über einen längeren Zeitraum über 20 Prozent im Vergleich zum letzten Höchststand sinken. Das können die Kurse von einem Index oder auch Kurse innerhalb einer einzelnen Branche sein. Häufig werden die Aktien der grössten an der US-Börse kotierten Unternehmen, sprich der S&P 500, als Basisindex verwendet. Zeigen die Kurse talwärts, gilt die Börse als «bearish»; oft wird auch der Begriff «Baisse», also ein Tief, verwendet.

Warum im Zusammenhang von sinkenden Aktienkursen vom Bären gesprochen wird, wird unterschiedlich erklärt. Oft aufgeführt wird das Bild des kämpfenden Bären, der mit seiner Pranke nach unten schlägt und die stark fallenden Aktienkurse symbolisiert.

Der Bullenmarkt – wenn die Kurse steigen

Der Bullenmarkt beschreibt das genaue Gegenteil. Man spricht vom Bull Market, wenn die Aktienkurse eines Index oder einer Branche über eine längere Zeit über 20 Prozent im Vergleich zum Kurstief liegen. Oftmals wird dafür auch der Begriff «Hausse» (Hoch) verwendet. Der Bullenmarkt widerspiegelt das steigende Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger in die Märkte und die Erwartung zukünftiger Gewinne. Der Bulle symbolisiert mit den nach oben stossenden Hörnern die stark steigenden Kurse des Markts.

Ein Blick in die Geschichte: die wichtigsten Bullen- und Bärenmärkte der letzten Jahrzehnte

Im März 2020 begann der jüngste Bärenmarkt. Er bezeichnet das Ende des längsten Bullenmarkts der Geschichte. Dieser hat mit der Erholung von der Finanzkrise im Jahr 2009 begonnen und rund 11 Jahre angedauert. Blickt man auf den Aktienindex S&P 500 und den Zeitraum vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute, so kam es in dieser Zeit zu insgesamt 7 Bullen- und 8 Bärenmärkten – den aktuellen mitgezählt.

Bären- und Bullenmarkt

Die Geschichte zeigt: Bärenmärkte sind schmerzhaft. Sie dauern in der Regel aber kürzer an als Bullenmärkte. Die Kursverluste waren in der Vergangenheit zudem deutlich geringer als die Kursgewinne während der darauffolgenden Hausse. Das bestätigt auch der letzte Bärenmarkt. Zwischen 2007 und 2009 fiel der S&P 500 um 50 Prozent, in den darauffolgenden neun Jahren stieg er um mehr als 300 Prozent. Im Durchschnitt haben Aktien seit 1945 zwei Drittel der Zeit auf oder innerhalb von 10 Prozent eines Allzeithochs verbracht. Was die Geschichte allerdings auch zeigt: Kein Bärenmarkt ist exakt gleich. So ist es fast unmöglich, abzuschätzen, wie lange ein aktueller Bärenmarkt dauert und wann die nächste Hausse beginnt.

Auslöser und Gründe: weshalb und wie Hausse und Baisse zustande kommen

Bullen- und Bärenmärkte widerspiegeln das Verhalten der Investorinnen und Investoren respektive deren Optimismus oder Pessimismus. Beeinflusst wird dieses Verhalten durch unterschiedlichste Faktoren, wie auch der Blick in die Geschichtsbücher bestätigt. Sie reichen von der Beschäftigungsquote über den Leitzins von Zentralbanken bis zum grundlegenden Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger. So haben unter anderem Sorgen rund um die Inflation sowie das computerbasierte Trading zum Black-Monday-Crash 1987 geführt. Auch unvorhersehbare globale Ereignisse wie aktuell ein Virus können zum Rückgang der Weltwirtschaft und so zu einem Bärenmarkt führen.

Was Sie als Anlegerin während Bear und Bull Markets beachten sollten

Gerade während eines Bärenmarkts empfiehlt es sich, in einem ersten Schritt kühlen Kopf zu bewahren. Eine Baisse ist schmerzhaft, aber historisch gesehen in der Regel von kürzerer Dauer als eine Hausse. Deshalb ist es ratsam, bei bestehendem Risikoprofil an der gewählten Anlagestrategie festzuhalten. Die passende Anlagestrategie, das richtige Risikoprofil sowie ein diversifiziertes Portfolio sind die beste Voraussetzung, um mögliche Verluste während des Bear Market im Rahmen der eigenen finanziellen Möglichkeiten zu halten und, basierend auf den persönlichen finanziellen Bedürfnissen und Zielen, während des Bull Market Renditen zu erzielen.

Während einer Hausse wünschen wir uns alle, am tiefsten Punkt einzusteigen und so über die Zeit möglichst hohe Wertzuwachse zu erzielen. Doch wann die Kurse am tiefsten sind und wie lange sie steigen, weiss niemand. Eine Möglichkeit, den Einstandspreis zu «glätten», liegt darin, den Kauf von Anlagen in Tranchen zu verschiedenen Zeitpunkten aufzuteilen. Wer sich auf einen möglichen Bärenmarkt und sinkende Kurse vorbereiten möchte, kann bestimmte Vorkehrungen treffen. Dazu gehört beispielsweise, dass Sie im eigenen Portfolio den Anteil an «risikoreicheren» Anlagen, wie zum Beispiel Aktien, zugunsten von «risikoärmeren» Anlagen, wie zum Beispiel Obligationen, reduzieren, um Portfolioschwankungen abzudämpfen. Wichtig ist aber, dies immer im Kontext der übergeordneten Anlagestrategie zu beurteilen.

Erfahrene Anlegerinnen und Anleger kaufen zum Teil auch Optionen, welche den Verkauf von Anlagen in der Zukunft zu einem vorbestimmten Preis ermöglichen. Dies ist eine Art Versicherung auf dem Wert der Anlage. Wie bei anderen Versicherungen kann man so den Umfang eines potenziellen Verlustes minimieren, bezahlt dafür aber auch eine Prämie, nämlich den Kaufpreis der Option. Die wichtigste Absicherung im Portfoliokontext bleibt aber eine gute Diversifizierung über Anlageklassen und Regionen hinweg. Mehr Informationen zum Anlegen in Zeiten eines Bärenmarkts finden Sie im Bear Market Guidebook von UBS.

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