Sind Roboter Alleskönner und können die Dinge besser als wir?

Bei Diskussionen rund um die Technologien und Arbeitsplätze von morgen blickten die Nobelpreisträger recht optimistisch in die Zukunft. «Es wird sicher Arbeitsplätze geben, die mithilfe neuer Technologien ersetzt werden. Und genau deshalb ist es so wichtig, wie wir damit umgehen», sagte Robert Merton. «Durch Roboter werden aber auch Jobs geschaffen, die es vorher nicht gegeben hat. Sie werden neue, bessere Möglichkeiten in der Arbeitswelt hervorbringen.» Der Nobelpreisträger von 1997 gab zu bedenken, dass die Welt, in der wir leben, bereits seit Jahrzehnten durch Technologie verändert wurde – und das nicht zum Schlechteren. «Wir haben uns angepasst und den technologischen Fortschritt nicht genutzt, um mehr Freizeit zu haben, sondern um in der gleichen Zeit wesentlich mehr zu leisten und unserer Produktivität zu steigern.»

Holmström betonte, wie wichtig die richtige Einstellung ist. «Man muss neugierig sein. Man muss Fragen stellen. Diese Haltung ist entscheidend für unser Fortkommen.» Merton stimmte seinem Kollegen vom MIT zu und ergänzte: «Der Wandel ist bereits im Gange, also machen Sie sich bereit. Wenn sich dann eine Chance bietet, werden Sie sich sagen, soll der Wandel ruhig kommen, sollen die Roboter doch kommen. Wir brauchen Ideen, an die noch niemand zuvor gedacht hat. Ich bin bereit. In einem vom Wandel geprägten Umfeld werde ich mich entfalten und nicht ängstlich sein.»

Moderatorin Donna Kwok fragte die Preisträger, wie denn kleine Unternehmen und Jungunternehmer mit dem Wandel Schritt halten und Innovationen vorantreiben können. Michael Spence verwies in diesem Zusammenhang auf den Umgang mit Fehlern und wie dieser sich in den verschiedenen Kulturen unterscheidet. «Beim Experimentieren ist es naturgemäss, dass Fehler passieren. Nur so können Innovationen entstehen. So etwas wie innovative Neuerungen in einer komplett sicheren Umgebung gibt es nicht.» Als Beispiel nannte er das Silicon Valley, dort schätzt man Fehler als wichtige Treiber von Innovationen. «Wenn Sie mit erfahrenen Risikokapitalgebern sprechen, werden die Ihnen sagen, dass ihnen aus gutem Grund die Unternehmer lieber sind, die etwas versucht haben und gescheitert sind. ‹Die haben dabei eine Menge gelernt.› Und das erhöht die Chancen, später Erfolg zu haben.»

2017 hob UBS die Nobel Perspectives-Initiative auf die nächste Stufe, und zwar mit einer Veranstaltung in Singapur, die den Auftakt für die aktuelle Eventserie Nobel Perspectives Live! bildete. Auf Singapur folgten Programmpunkte in Schanghai, New York und London. Im September 2019 machte Nobel Perspectives Live! Station in Hongkong und Taipeh mit den Wirtschaftswissenschaftlern und Nobelpreisträgern Bengt Holmström, Robert Merton und Michael Spence.

In den Räumlichkeiten der Hong Kong Stock Exchange betraten die Nobelpreisträger die Bühne, begleitet von Donna Kwok, APAC COO Strategy Lead des Geschäftsbereichs UBS Asset Management, und Amy Lo, Head and Chief Executive von UBS Hong Kong. Im Publikum sassen 500 wissbegierige Studierende der örtlichen Universitäten, die mehr über die zwei Themen des Abends erfahren wollten: nachhaltiges Wachstum für Asien und die Zukunft der Millennium-Generation in einer schnelllebigen Welt.

Wie können wir nachhaltiger werden?

«Ich denke, uns allen ist klar, dass wir die Energieintensität von Wachstumsmustern reduzieren müssen», sagte Michael Spence. «Und ich halte es für ein sehr gutes Zeichen, dass sich die ganze Welt zusammenschliesst und sich fragt, wie man den Entwicklungsländern dabei helfen kann, sich selbst zu helfen. Effiziente Energiesysteme, sinnvoll gestaltete Städte, neue Technologien. Damit uns das gelingt, sind viele Dinge notwendig.»

Bengt Holmström setzte das Gespräch zum Thema Nachhaltigkeit fort, indem er die Rolle junger Menschen für das Gelingen des globalen Wandels hervorhob. Wer hätte gedacht, dass eine 15-Jährige mit ihren Protesten vor dem schwedischen Parlament für mehr Klimaschutz eine Schulstreikbewegung in der ganzen Welt in Gang setzen würde? «Es liegt in Ihrer Hand, wie schnell das Thema Nachhaltigkeit voranschreiten wird», sagte Holmström. Die Geschichte hat gezeigt, dass Politiker beginnen, ihr Verhalten zu ändern, wenn die jungen Leute sich bewegen. Das ist wichtig. Vielleicht sogar das Einzige, was zählt.»

Spence hat festgestellt, dass das Umweltbewusstsein wächst – in Asien aber auch weltweit. «Kohle ist bei weitem der schmutzigste fossile Brennstoff, aber auch der günstigste und am leichtesten zugänglich, beispielsweise in Indien», erklärte der Nobelpreisträger von 2001. «Vor zehn Jahren hätten indische Politiker noch gesagt ‹Wir verbrennen jetzt erstmal die Kohle und um die globale Agenda kümmern wir uns später.› Doch das ist nicht länger die richtige Antwort.»

Wirtschaftswachstum oder Nachhaltigkeit?

Nach zwei Tagen in Hongkong setzte Robert Merton seine Reise in Taipeh fort, wo er sich mit Studierenden der National Taiwan University zu einer Gesprächsrunde zu den Themen Nachhaltigkeit, Innovation und disruptive Technologien traf.

Raymond Yin, Head of UBS Asset Management Asia Pacific und Moderator der Runde wollte wissen, ob ein nachhaltigerer wirtschaftspolitischer Ansatz durch eine strengere Regulierung dem Wachstum zwingend entgegenstehen würde. Dem widersprach Merton: «Mithilfe des technologischen Fortschritts können wir beides erreichen, Wachstum und Nachhaltigkeit. Das ist möglich.
Es geht nicht um Wachstum oder Nachhaltigkeit. Das Richtige zu tun oder mehr Geld zu verdienen. «Manchmal gibt es solche Konflikte, keine Frage, aber nehmen Sie die nicht als allgemeingültig hin.»

Merton ging nicht von der Bühne, ohne noch ein paar ermunternde Worte an die jungen Leute im Publikum zu richten. «Wie ermutigt man junge Menschen dazu, Dinge zu erkunden, Situationen anzunehmen, für die es noch keine Handlungsempfehlungen gibt?» Der Nobelpreisträger lächelte etwas wehmütig. «Ich bin optimistisch. Wenn ich Sie mir alle anschaue, bin ich sicher, Sie werden das schaffen. Wir dürfen nicht selbstgefällig werden und wir sollten nicht nach den einfachsten Lösungen suchen. Sie haben die Mittel, um auf Entdeckungsreise zu gehen.»

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