Demografischer Wandel – Chancen für KMU

Eigentlich ist es eine erfreuliche Tatsache: Wir werden immer älter, und dies oft bei guter Gesundheit. Lag die Lebenserwartung für Schweizerinnen und Schweizer mit Geburtsjahr 1900 noch bei unter 50 Jahren, so dürfen Männer mit Geburtsjahr 2000 in der Regel davon ausgehen, dass sie rund 77 Jahre alt werden, Frauen sogar 83 Jahre alt. Wer das 65. Altersjahr heute erreicht hat, wird – zumindest im statistischen Durchschnitt − noch einmal 20 (Männer) beziehungsweise 23 Jahre (Frauen) weiterleben.

Zu verdanken haben wir das dem medizinischen Fortschritt und unserem Wohlstand, einer gesunden Ernährung sowie sportlichen Aktivitäten, die uns ein gesundes Leben bis ins hohe Alter ermöglichen. Die Kurve der Lebenserwartung flacht zwar ab, steigt aber weiter. Das bestätigt auch die Anzahl der 100-Jährigen in der Schweiz. Noch vor 70 Jahren waren sie eine seltene Ausnahme im ganzen Land. Heute sind sie vor allem unter den Frauen bereits weit verbreitet. Und viele von uns haben gute Aussichten, diese Schwelle ebenfalls zu überschreiten.

Dies hat Auswirkungen auf das gesamte politische und soziale Gefüge – speziell auf das Rentensystem, die AHV und die berufliche Vorsorge. Aber auch Unternehmen sind vom demografischen Wandel direkt betroffen. Sie müssen eine Menge Fragen klären: Welche Produkte und Dienstleistungen sind für eine zunehmend älter werdende Gesellschaft relevant? Wo finden sie künftig ihre Fachkräfte? Wie könnten sich Wirtschaftswachstum, Inflation, Zinsen und Steuern aufgrund des demografischen Wandels verändern? Wie wirkt sich die Alterung auf die betriebliche Vorsorgelösung und die Sozialabgaben aus? Unternehmen, die ihr geschäftliches und wirtschaftliches Umfeld unter Berücksichtigung demografischer Kriterien analysieren, erkennen neue Chancen schneller und entwickeln robustere Betriebsmodelle, da sie Geschäftsrisiken antizipieren.

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Demografischer Wandel im Kanton Zürich: Bis 2045 soll Zürichs Wohnbevölkerung auf über 1,9 Millionen wachsen. Der Altersquotient, also die Anzahl der Einwohner über 64 Jahren pro hundert 20- bis 64-jährige Einwohner, erhöht sich von 27 heute auf 36 im Jahr 2045.

Foto: KEYSTONE/Walter Bieri

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Auch im Kanton Waadt ist der demografische Wandel spürbar: Dort rechnet man bis 2045 mit einem Anstieg der Bevölkerungszahl auf knapp eine Million. Der Altersquotient erhöht sich von 27 heute auf 37 im Jahr 2045.

Foto: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

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In Bern wird bis 2045 ein Wachstum der Bevölkerung auf rund 1,1 Millionen Menschen erwartet. Der Altersquotient erhöht sich von 36 heute auf 52 im Jahr 2045.

Foto: KEYSTONE-SDA/Anthony Anex

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Viele Rentner, wenig Kinder

Die Bevölkerung in der Schweiz wächst stetig. Problematisch daran: Die ältere Generation wächst stärker als die jüngere. Die Geburtenrate auf der anderen Seite sinkt kontinuierlich: Im Durchschnitt der vergangenen Jahre bringt jede Frau in der Schweiz 1,5 Kinder zur Welt. Um die Bevölkerung ohne Alterung stabil zu halten, müssten es über viele Generationen hinweg 2,1 sein. Dies hat Auswirkungen auf das gesamte politische und soziale Gefüge – speziell auf das Rentensystem, die AHV und die berufliche Vorsorge.

Aber auch Unternehmen sind vom demografischen Wandel direkt betroffen. Sie müssen eine Menge Fragen klären: Welche Produkte und Dienstleistungen sind für eine zunehmend älter werdende Gesellschaft relevant? Wo finden sie künftig ihre Fachkräfte? Wie könnten sich Wirtschaftswachstum, Inflation, Zinsen und Steuern aufgrund des demografischen Wandels verändern? Wie wirkt sich die Alterung auf die betriebliche Vorsorgelösung und die Sozialabgaben aus? Unternehmen, die ihr geschäftliches und wirtschaftliches Umfeld unter Berücksichtigung demografischer Kriterien analysieren, erkennen neue Chancen schneller und entwickeln robustere Betriebsmodelle, da sie Geschäftsrisiken antizipieren.

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Von Baby- zu Erwachsenenwindeln

«Harley-Davidson ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie es Unternehmen ergehen kann, wenn sie die demografischen Veränderungen ignorieren», warnt Dr. Veronica Weisser, Leiterin Retirement & Pension Solutions Schweiz, UBS. Vor rund 15 Jahren begann die Generation der Babyboomer in den USA das mittlere Lebensalter zu überschreiten. Entsprechend rückläufig war die Anzahl Männer im Alter von 40 bis 50 Jahren – das wichtigste Kundensegment für Harley-Davidson. Der Umsatz der Motorradikone brach nicht nur wegen der grossen Finanzkrise, sondern vor allem auch infolge des demografischen Wandels deutlich ein. Harley-Davidson konnte den drohenden Untergang zwar abwenden, fand aber nie mehr zur alten Grösse zurück.

Unternehmen, die solche demografischen Veränderungen hingegen frühzeitig bemerken und darauf reagieren, können einen anderen Kurs einschlagen. So erkannte etwa Unicharm, ein japanischer Hersteller von Babywindeln, dass sein Kernmarktsegment – Babys und Kleinkinder – infolge der anhaltend niedrigen Geburtenraten schrumpfen würde. Das Unternehmen begegnete diesem Problem, indem es hochwertige Erwachsenenwindeln für das ansteigende Segment der älteren Menschen entwickelte und grossflächig auf den Markt brachte. Dank dieser Pionierrolle war Unicharm seiner Konkurrenz weit voraus. Heute liegt der Umsatz von Erwachsenenwindeln in Japan deutlich über jenem der Babywindeln.

Mit Flexibilität gegen Fachkräftemangel

«Unternehmen sollten sich vorausschauend ein paar fundamentale Fragen stellen», rät Veronica Weisser. Benötigen meine heutigen Kunden meine Produkte auch in Zukunft noch? Welche Altersgruppe könnte ich künftig ansprechen? Wie verändern sich die Bedürfnisse meiner Kunden im Alter? In welchen Ländern bin ich mit meinem Angebot am besten positioniert?

Japan war das erste Land, das einen Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter verzeichnete. Doch in vielen anderen Ländern, darunter Deutschland, Italien, China und auch die Schweiz, vollzog sich im vergangenen Jahrzehnt eine vergleichbare Entwicklung. «Aus unternehmerischer Sicht stellt sich die Frage, ob auch in Zukunft genügend qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen», erklärt Veronica Weisser. Ziel muss es sein, die Mitarbeitenden ständig weiterzubilden und ihnen die künftig erforderlichen Kompetenzen zu vermitteln.

Zudem gilt es, das Potenzial voll auszuschöpfen – beispielsweise durch ein Umfeld, in dem qualifizierte Frauen Beruf und Familie leichter miteinander vereinbaren können. Flexible Arbeitszeiten und eine ausreichende Anzahl günstiger Kitaplätze können dabei helfen. Der bestehenden Belegschaft bietet man ausserdem mit geeigneten Angeboten einen Anreiz, über das reguläre Pensionsalter hinaus im Unternehmen zu bleiben. Denn ältere Arbeitskräfte legen mehr Wert darauf, ihr Wissen weitergeben und flexibel wie auch in Teilzeit arbeiten zu können sowie zu spüren, dass ihr Beitrag geschätzt wird und dass sie gebraucht werden.

Berufliche Vorsorge für KMU: Gestaltungsspielraum nutzen

Bei vielen Eignern steckt die Altersvorsorge im Betrieb. Doch die Hoffnung, die eigene Firma dereinst gewinnbringend verkaufen zu können, erweist sich für viele oft als trügerisch. Für Kleinunternehmer und selbstständig Erwerbende empfiehlt sich deshalb eine zusätzliche Vorsorge.

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