Als Unternehmerin oder Unternehmer haben Sie den Blick immer auch auf die Zukunft gerichtet. Wie entwickeln sich die Märkte? Wo liegen Wachstumschancen? Wie kann mein Unternehmen diese wahrnehmen? Ein Weg, als KMU zu wachsen, ist die Übernahme einer anderen Firma (d. h. M&A). Der wichtigste Vorteil: Dank bestehender Aufträge, Ressourcen und Kunden kann eine Übernahme schnell Wert kreieren.

Eine erfolgreiche Übernahme setzt aber einiges voraus: eine gemeinsame Unternehmensvision, realistische Preisvorstellungen oder den passenden Kaufzeitpunkt. Die folgenden sechs Faktoren sollten Sie beachten.

1. Gemeinsame Ziele und eine geeinte Unternehmensvision

Wenn sich Käufer und Verkäufer an einen Tisch setzen, stehen initial wichtige Themen wie Synergieeffekte, Kostenersparnisse oder Wachstumsziele im Zentrum der Verhandlungen. Mindestens die gleiche Beachtung verdient jedoch die Suche nach der grundsätzlichen Vision und den langfristigen Zielen des Unternehmens. Fragen Sie sich: Stimmen die Vorstellungen über Wertkreierung und Kultur überein? Steht das Management-Team hinter der langfristigen Vision? Insbesondere wenn der Verkäufer auch nach der Firmenübernahme finanziell und/oder operativ involviert bleibt, müssen sich alle Beteiligten strategisch in die gleiche Richtung bewegen.

2. Bestimmung des Unternehmenswerts und eine sorgfältige Due Diligence

Eine gute Vorbereitung ist bekanntlich die halbe Miete. Für den komplexen und aufwendigen Prozess einer Firmenübernahme sind eine einwandfreie Due Diligence und die realistische Bestimmung des Unternehmenswerts zentral. Der Prozess startet in der Regel mit der detaillierten Durchsicht des Informationsmemorandums. Dieses beleuchtet die Firma von der besten Seite, analysiert den Markt und die Konkurrenz und zeigt das künftige Potenzial auf. Detaillierte Informationen also, die den Käufer von einem Unternehmenskauf überzeugen sollen.

Auf Basis des Informationsmemorandums und der Preisvorstellung des Verkäufers sollte der Käufer früh und schnell entscheiden können, ob es sich lohnt, den ressourcenaufwendigen Due-Diligence-Prozesse durchzuführen, und ob das Unternehmen für einen Kauf grundsätzlich überhaupt in Frage kommt. Wenn sich die Unternehmen schon kennen und über die Jahre eine Beziehung aufgebaut haben, erleichtert dies die Firmenübernahme.

Bevor der Due-Diligence-Prozess startet, sollte definiert werden, welche Themen in der Due Diligence fokussiert angeschaut werden sollen. Hierbei empfehlen wir, die wichtigsten Beraterinnen und Berater aus den Bereichen Legal, Tax und Finance frühzeitig einzubinden. Einen ausführlicheren Einblick in das Thema Due Diligence und nähere Informationen zur Unternehmensbewertung erhalten Sie in unseren weiterführenden Artikeln.

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Wissenswertes rund um Wachstumsfragen für KMU: In unseren Themendossiers finden Sie übersichtlich wichtige Konzepte, Praxistipps und Strategien.

3. Finanzierungen und Rückbeteiligungen

Unternehmerinnen und Unternehmern, die den Kaufpreis mittels Fremdkapital (teil-)finanzieren wollen, empfehlen wir, die Hausbank frühzeitig zu involvieren. Die Bank kann helfen, die Finanzierung zu strukturieren, und eine zusätzliche Perspektive zu den Risiken rund um die Übernahme liefern.

Als Finanzierungsform empfiehlt sich in den meisten Fällen eine Rückbeteiligung durch den Verkäufer. Der ehemalige Inhaber oder die ehemalige Inhaberin bleibt so weiterhin finanziell an der Firma beteiligt. Der Verkäufer gibt damit zu verstehen, dass er an die Zukunft der Firma glaubt.

Verkäuferdarlehen und Earn-out-Klauseln sind ebenfalls bewährte Instrumente, um Transaktionen zu finanzieren. Bei Earn-outs hängt der Kaufpreis von der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens ab. Ein Teil der Summe muss erst später bezahlt werden, was dem Käufer erlaubt, den erfolgsabhängigen Kaufpreis aus den laufenden Gewinnen zu finanzieren.

4. Unterstützung durch Expertinnen und Experten

Eine Firmenübernahme ist ein ressourcenintensiver Prozess. Je nach Grösse der Firma lohnt es sich, auf unterschiedliche Berater und Fachleute zurückzugreifen. Grosse Unternehmen beauftragen meist M&A-Beraterinnen und -Berater, die den Prozess von Anfang bis Ende auch auf Käuferseite koordinieren. Ein M&A-Berater wie UBS unterstützt Sie mit der Gesamtprojektleitung, in der Verhandlung, bei der Bewertung, der Arrangierung der Finanzierung sowie der Koordination weiterer Fachexpertinnen und -experten.

Allgemein gilt: Je früher Expertinnen und Experten miteinbezogen werden, desto höher sind die Chancen für eine erfolgreiche Übernahme.

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5. Aufgabenteilung während der Übergangsphase

Eine Firmenübernahme endet nicht mit der Vertragsunterzeichnung. Die Übergangsphase kann zwei bis drei Jahre dauern. Diese Zeit bietet dem bisherigen Besitzer und der neuen Inhaberin die Möglichkeit, sich intensiv auszutauschen, Aufgaben schrittweise zu übergeben sowie Prozesse und Strukturen zu adaptieren.

Für das Gelingen einer Übernahme ist es grundsätzlich sinnvoll, den Verkäufer in der Übergangsphase zu involvieren – am Anfang eher noch operativ, zu einem späteren Zeitpunkt dann beispielsweise als Teil des Verwaltungsrats. Das ist ein klares Zeichen der Kontinuität und vermittelt nicht nur der Belegschaft Sicherheit, sondern auch den Kunden.

Definieren Sie am besten zu Beginn die ungefähre Dauer der Übergangszeit sowie die Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die Käufer und Verkäufer übernehmen. Für die Übergangsphase empfiehlt es sich, bewährte Abläufe und Strukturen nicht von jetzt auf gleich über Bord zu werfen – womit wir beim letzten Erfolgsfaktor sind.

6. Kontinuität für Führungskräfte und Mitarbeitende

Kontinuität spielt bei Firmenübernahmen eine entscheidende Rolle, gerade um Führungskräfte und Mitarbeitende im Unternehmen zu halten. Schlüsselmitarbeitende des Unternehmens, das übernommen wird, sollten so früh wie möglich in den Übernahmeprozess involviert werden.

Eine aktive und transparente Kommunikation mit den eigenen Beschäftigten hilft zudem, Unsicherheiten abzubauen und potenzielle Konflikte zu vermeiden. Wählen Sie den Zeitpunkt der Kommunikation aber mit Bedacht. Während Sie Schlüsselpersonen von Anfang an informieren sollten, gilt es beim Rest der Beschäftigten abzuwarten, bis der Deal unter Dach und Fach ist. Bei Übernahmen spielt die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz häufig eine nicht zu unterschätzende Rolle. Eine interne Kommunikationsregelung wie auch ein externes Statement sollten Sie für den Fall eines Leaks griffbereit haben.

Weiterführende Tipps, wie Sie Schlüsselpersonen bei Transformationsprozessen am besten einbinden, finden Sie in unserem Artikel.

Porträt von Gaël Jacquemettaz

Gaël Jacquemettaz

Global Banking Switzerland I Mid Market Investment Banking

Gaël Jacquemettaz ist seit über 15 Jahren im Bereich Corporate Finance tätig und hat eine Vielzahl von Unternehmenstransaktionen begleitet. Bei UBS Corporate Finance in Zürich leitet er das Private Equity & Mid Market M&A Team. Seine Mitarbeitenden beraten Firmeneigentümerinnen und Finanzinvestoren im Rahmen von Unternehmenstransaktionen (Kauf, Verkauf und Zusammenschlüsse).

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