Die Resultate der IFZ-Studie auf einen Blick:

  • Vorsorgeeinrichtungen stehen vor Herausforderungen wie zunehmender Regulierung, Cybersecurity, Finanzmarktentwicklungen oder dem Fachkräftemangel.
  • Die fortschreitende Konsolidierung in der beruflichen Vorsorge bietet Chancen für eine steigende Professionalisierung und eine Kostensenkung pro versicherter Person.
  • Versichertenbestände mit hohem Altersrentenanteil haben weiterhin Mühe, Anschluss zu finden oder zu wechseln, was für viele befragte SGEs deren Entwicklung und Wachstum bremst.
  • Seit 2022 sind die technischen Deckungsgrade wieder gestiegen: Autonome Vorsorgeeinrichtungen weisen im Durchschnitt mit 108,7 Prozent einen höheren Deckungsgrad auf als teilautonome mit 106 Prozent.
  • Teilautonome Vorsorgeeinrichtungen haben ein deutlich besseres Verhältnis von aktiv Versicherten zu Rentenempfängerinnen und -empfängern n als autonome und vollversicherte Stiftungen.

Die Anzahl der Vorsorgeeinrichtungen ist seit Inkraftsetzung des BVG um mehr als 90 Prozent gesunken. So geben vor allem kleinere, firmeneigene Einrichtungen ihre Selbstständigkeit auf und schliessen sich Sammel- oder Gemeinschaftsstiftungen an. Aktuell stehen 233 Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen (SGEs) 1120 anderen Pensionskassen gegenüber. Ob das auch in Zukunft so bleibt? Dr. Florian Schreiber weiss: «Die Konsolidierung wird weiter voranschreiten, insbesondere bedingt durch die regulatorischen und administrativen Herausforderungen.» Gemäss dem Experten könne eine Vielzahl kleiner, firmeneigener Pensionskassen sich das kaum noch leisten. «Diese werden daher auch zukünftig den Anschluss an eine Sammel- bzw. Gemeinschaftseinrichtung suchen.»

Die Konsolidierung wird weiter voranschreiten, insbesondere bedingt durch die regulatorischen und administrativen Herausforderungen.

Prof. Dr. Florian Schreiber

Diese Konsolidierung bietet Wachstumschancen, führt jedoch auch zu mehr Wettbewerb, sodass Anbieter den Zielkonflikt zwischen Wachstum und finanzieller Stabilität sorgfältig managen müssen. Ein nachhaltiger Erfolg ist jedoch nur möglich, wenn sie Lösungen für eine Vielzahl offener Fragen finden.

 IFZ Studie 2024

IFZ-Studie 2024

Die IFZ-Studie zu Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen (SGEs) wird seit 2021 von Prof. Dr. Florian Schreiber, Prof. Karsten Döhnert und Prof. Yvonne Seiler Zimmermann vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern (IFZ) publiziert. Sie untersucht den Markt an der Schnittstelle von beruflicher Vorsorge und Versicherungen. Die Studie konzentriert sich gezielt auf Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen.

Herausforderungen bleiben ein zentrales Thema für SGEs

Die Studie beleuchtet ausserdem die Herausforderungen, mit denen Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen konfrontiert werden. Die wichtigsten werden in den folgenden fünf Punkten aufgeführt.

Die Zunahme von Regulierungen als grösste Herausforderung

Die wachsende Konzentration der Vorsorgeeinrichtungen hat dazu geführt, dass immer mehr Versicherte bei SGEs angeschlossen sind. Darauf reagierte die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) mit diversen Weisungen zu Transparenz und interner Kontrolle sowie Leistungsverbesserungen. Die befragten SGEs rechnen auch künftig mit einer verstärkten Regulierung, die sie als grösste Herausforderung einstufen. Sie bleibt damit wie im Vorjahr die grösste Sorge der Branche. Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen sehen dies als Belastung, unabhängig von ihrer Grösse und ihrer Bilanzsumme.

 «Die Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen vereinen circa 75 Prozent aller Versicherten in der beruflichen Vorsorge. Es ist daher nachvollziehbar, dass der Regulator eine stabile und sichere berufliche Vorsorge sicherstellen will», erklärt Prof. Dr. Florian Schreiber diese Entwicklung. Die Frage sei jedoch, wie viel Regulierung ausreicht. Denn aktuell würde sich eine Tendenz in Richtung Überregulierung abzeichnen, welche die SGEs nicht nur vor administrative Hürden stelle, sondern auch mit zusätzlichen Kosten einhergehe. «Wichtig ist aus meiner Sicht, dass die Branche gegenüber dem Regulator und der Politik geschlossen auftritt und mit einer einheitlichen Stimme spricht, um die eigenen Bedenken zu äussern und den kritischen Dialog aufrechtzuerhalten», so der Experte.

Wichtig ist, dass die Branche gegenüber dem Regulator und der Politik geschlossen auftritt und mit einer einheitlichen Stimme spricht.

Prof. Dr. Florian Schreiber

Cybersecurity bleibt herausfordernd

Die sensiblen Daten der Versicherten machen Pensionskassen attraktiv für Cyberangriffe. Gleichzeitig erwarten Versicherte einen einfachen Zugang zu ihren Daten online. Datenschutz und geeignete Sicherheitsmassnahmen sind daher zentrale Aufgaben im Risikomanagement. SGEs bewerten die Informationssicherheit als zweitgrösste Herausforderung, wobei zwischen den Verwaltungsformen kaum Unterschiede bestehen. Eine stärkere Differenz zeigt sich nach Bilanzsumme: Kleine Einrichtungen stufen die Informationssicherheit als weniger kritisch ein.

Gemischte Einschätzung des Vertriebskanals

Die Rolle und der Einfluss der Broker wird von den Umfrageteilnehmenden zunehmend als Herausforderung wahrgenommen und liegt mit einem Durchschnittswert von 3,68 auf Platz drei. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Bedeutung um 0,38 Punkte; 26 Prozent der Befragten sehen die Broker inzwischen als «sehr grosse» Herausforderung. Klassische Vertriebswege hingegen werden eher als geringe bis mittlere Herausforderung bewertet, was wenig überrascht, da nur neun Prozent den Direktvertrieb als bevorzugten Kanal angeben.

Finanzmarktentwicklung als eine der grössten Hürden

Die Anlageperformance beeinflusst massgeblich die Verzinsung der Altersguthaben und ist daher ein wichtiges Kriterium bei der Wahl einer SGE. Entsprechend wird die zukünftige Entwicklung der Finanzmärkte von den Befragten als eine der grössten Herausforderungen eingeschätzt, was auch durch die aktuellen globalen Unsicherheiten wie Kriege und die US-Wahlen verstärkt wird.

Fachkräftemangel spürbar für SGEs

Der Fachkräftemangel könnte zum weiteren Rückgang firmeneigener Pensionskassen beitragen. Die Vorsorgeeinrichtungen sehen dies als mittlere bis grosse Herausforderung, wobei Sammelstiftungen den Fachkräftemangel als drittgrösste Schwierigkeit einstufen.

Als weitere Hürde werden Wachstum und Wettbewerb sowie operative und biometrische Risiken gesehen. Die Einschätzung der Herausforderungen variiert jedoch je nach Grösse der Vorsorgeeinrichtungen. Grosse Einrichtungen sehen etwa Rentnerangebote als deutlich anspruchsvoller an, während kleine Einrichtungen Aspekte wie «Rolle der Broker» und «zukünftiges Wachstum» als grössere Herausforderungen betrachten.

Ein persönliches Gespräch ist viel wert

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Strategische Differenzierung für Vorsorgeeinrichtungen unumgänglich

Angesichts der aktuellen Herausforderungen, mit denen sich Vorsorgeeinrichtungen konfrontiert sehen, stellt sich die Frage nach der strategischen Ausrichtung und danach, wie Vorsorgeeinrichtungen diesen begegnen wollen.

Fazit: Die IFZ-Studie 2024 zeigt, dass SGEs im Schweizer Vorsorgesystem weiter an Bedeutung gewinnen und zugleich mit wachsenden Herausforderungen kämpfen. Regulierungen, Cybersecurity oder Finanzmarktentwicklungen zählen zu den grössten Belastungen. So manchmal gleicht die Handhabung all dieser Hürden doch einer Gratwanderung: Wachstum und Stabilität erfordern eine strategische Denkweise. Hier bietet die IFZ-Studie wertvolle Dienste als Instrument, welche Transparenz im Dschungel der Statistiken schafft.

Prof. Dr. Florian Schreiber

Prof. Dr. Florian Schreiber

Florian Schreiber studierte an Universitäten in Deutschland, der Schweiz und den USA. Seit 2019 hält er eine Professur am Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) und ist verantwortlich für sämtliche versicherungsspezifischen Themen. Seit 2021 publiziert er die jährliche IFZ-Studie Vorsorgeeinrichtungen.

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