Thomas Amrein
CFA, Senior Portfoliomanager, Thematische Aktien

Wesentliche Erkenntnisse

  • Aufgrund des Organmangels stehen für Patientinnen und Patienten, die für eine Transplantation infrage kommen, nicht genügend Spenderorgane zur Verfügung. Infolgedessen verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand oft erheblich, während sie auf eine Organtransplantation warten.
  • Hauptursache des Organmangels: Zu viele Spenderorgane bleiben ungenutzt, was den Verlust von Menschenleben zur Folge hat.
  • Ein technologischer Durchbruch kann die Nutzung der für Transplantationen verfügbaren Organe deutlich steigern und es Patientinnen und Patienten ermöglichen, viel früher ein Organ zu erhalten.

Patientinnen und Patienten, die auf eine Organtransplantation angewiesen sind, müssen in der Regel lange auf den lebensrettenden Eingriff warten. Und Zeit ist ein Luxus, den sich diese Personen nicht leisten können. Sie werden auf Wartelisten gesetzt, während sich ihr Gesundheitszustand erheblich verschlechtert. Um die Wartezeiten für Transplantationspatientinnen und -patienten zu verkürzen und mehr Organe zur Verfügung zu stellen, wurden bereits verschiedene Lösungen vorgeschlagen, unter anderem auch der Wechsel von der ausdrücklichen zur mutmasslichen Zustimmung (ein neues Opt-out-System). Dennoch gibt es nach wie vor zu wenig Spenderinnen und Spender und zu wenig Organe, die für eine Spende geeignet sind.

Wie kann Technologie den Prozess der Organtransplantation erleichtern und dazu beitragen, das Leben von Menschen zu retten?

Allein in den USA warten mehr als 103’000 Patientinnen und Patienten auf ein Spenderorgan

Die Organspende und -transplantation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein nicht mehr funktionsfähiges Organ durch ein gesundes Organ ersetzt wird. Die Organe erhalten in der Regel schwerkranke Patientinnen und Patienten im Endstadium eines Organversagens. Eine Organtransplantation kann das Leben eines Menschen verlängern und gibt chronisch kranken Menschen die Chance, eine durchschnittliche Lebenserwartung zu erreichen.

«Viele Menschen benötigen eine Organtransplantation aufgrund einer genetischen Erkrankung wie polyzystische Nierenerkrankung, zystische Fibrose oder Herzfehler. Auch Infektionen wie Hepatitis, körperliche Verletzungen der Organe und Schäden durch chronische Krankheiten wie Diabetes können dazu führen, dass ein Mensch eine Transplantation benötigt».Nach vorläufigen Daten des United Network for Organ Sharing (UNOS), das im Auftrag der US-Bundesregierung als nationales Netzwerk für Organbeschaffung und -transplantation fungiert,2 wurden im Jahr 2022 in den USA 42’887 Organtransplantationen durchgeführt, was einem Anstieg um 3,7 % gegenüber 2021 entspricht und einen neuen Jahresrekord darstellt. So beeindruckend diese Zahl auch ist, mehr als doppelt so viele Menschen benötigen immer noch eine Organtransplantation.

Allein in den USA stehen derzeit mehr als 103’000 Menschen auf den Wartelisten für eine Organtransplantation. Jeden Tag sterben 17 von ihnen, während sie auf ein Spenderorgan warten.3

Tausende von Spenderorganen bleiben ungenutzt, was Menschenleben kostet

Jedes Jahr bleiben Tausende von Spenderorganen ungenutzt, insbesondere Lungen, Herzen und Lebern (siehe Abbildung 1). Neben der Knappheit ist die Nichtverwendung von Spenderorganen an sich einer der Hauptgründe dafür, dass nicht genügend Spenderorgane für Transplantationen zur Verfügung stehen. Warum bleiben sie ungenutzt?

Generell gibt es zwei Arten von Organspenden von kürzlich verstorbenen Patientinnen und Patienten: die Spende nach dem Hirntod (DBD) und die Spende nach dem Kreislauftod (DCD). Traditionell ist die Spende nach dem Hirntod häufiger als die Spende nach dem Kreislauftod, da die Qualität der nach dem Kreislauftod entnommenen Organe manchmal schwer zu beurteilen ist.4

Abbildung 1: Der Anteil ungenutzter Spenderorgane

Balkendiagramm, das die Anzahl der Lungen-, Herz- (4.111) und Lebertransplantationen (8.980) im Jahr 2021 im Vergleich zu ungenutzten Lungen-, Herz- und Lebertransplantationen (12.213; 10.794 bzw. 5.980) darstellt

Balkendiagramm, das die Anzahl der Lungen-, Herz- (4.111) und Lebertransplantationen (8.980) im Jahr 2021 im Vergleich zu ungenutzten Lungen-, Herz- und Lebertransplantationen (12.213; 10.794 bzw. 5.980) darstellt

Obwohl immer mehr Spenderinnen und Spender im System registriert sind, ist der prozentuale Anteil der tatsächlich genutzten Organe sehr gering. Infolgedessen werden der Organmangel und die Wartelisten der Empfängerinnen und Empfänger wahrscheinlich auch weiterhin fortbestehen. Traditionell lehnen Chirurgen im Zweifelsfall ein Organ lieber von Anfang an ab als kurz vor der Transplantation, wenn sie sich nicht sicher sind, ob es funktioniert, denn jede Komplikation bei der Transplantation wirkt sich negativ auf ihre Statistiken aus. Dies ist häufig der Fall, wenn ein Organ nach dem Kreislauftod entnommen wird. Da es oft schwierig ist, die Qualität eines solchen Organs zu beurteilen, wird es häufig im Rahmen des Transplantationsprozesses verworfen.

Organ Care System zur Optimierung des Organtransports

Eine der häufigsten Methoden zur Konservierung von Spenderorganen ist auch heute noch die Unterkühlung. Die gespendeten Organe werden in einer Organkonservierungsflüssigkeit aufbewahrt, mit Eis gekühlt und in einer Kühlbox zur Empfängerin bzw. zum Empfänger transportiert. Diese Methode ist nicht optimal, da das transportierte Organ Schaden nehmen kann und es oft schwierig ist, seine Lebensfähigkeit vor der Transplantation zu beurteilen.

Genau an diesem Punkt kann Technologie helfen. Das Organ Care System (OCS) ist ein medizinisches Gerät, das es ermöglicht, gespendete Organe wie Herz, Lunge oder Leber in einem stoffwechselaktiven Zustand zu halten. Es trägt nicht nur dazu bei, den Zustand des Organs im Laufe der Zeit deutlich besser zu schützen und damit seine Lebensdauer zu verlängern, sondern ermöglicht auch die Beurteilung seiner Lebensfähigkeit unmittelbar vor der Transplantation und erhöht damit die Erfolgschancen.

Abbildung 2: Das Organ Care System erhält die Funktionsfähigkeit von Organen

OCS-Systeme halten gespendete Organe, einschließlich Herz, Lunge oder Leber, in einem metabolisch aktiven Zustand.

Weitreichende Zulassung durch die FDA aufgrund vielversprechender Ergebnisse in klinischen Studien

Bevor das OCS für den breiten Einsatz zugelassen wurde, musste es von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde, der Food and Drug Administration (FDA), geprüft werden. Die FDA-Zulassung bedeutet, dass die Daten über die Auswirkungen der Verwendung eines bestimmten Medikaments oder Geräts geprüft wurden und belegen, dass die Vorteile der Verwendung die bekannten und potenziellen Risiken überwiegen. Zur Untermauerung der Behauptung ist ein klinischer Nachweis erforderlich. Ohne präzise Fakten und die Zustimmung der FDA ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Transplantationszentren ihre derzeitige Praxis ändern und das OCS verwenden würden.

Abbildung 3: Klinische Ergebnisse

OCSTM Lunge

OCSTM Lunge

OCSTM Herz

OCSTM Herz

OCSTM Leber

OCSTM Leber

OCSTM Lunge

Klinische Ergebnisse

OCSTM Herz

Klinische Ergebnisses

OCSTM Leber

Klinische Ergebnisse

OCSTM Lunge

87%
Verwertung von ungenutzten Lungen von DBD- & DCD-Spendern – gute Ergebnisse

OCSTM Herz

81%
Verwertung von ungenutzten Herzen von DBD-Spendern – gute Ergebnisse

OCSTM Leber

2x
Rate der Nutzung der DCD - Spenderleber

OCSTM Lunge

50%
Reduzierung schwerer Komplikationen nach der Transplantation

OCSTM Herz

65%
"Lower5" schwere Komplikationen nach der Transplantation

95%
Überleben der Patienten nach einer DCD-Spenderherztransplantation

OCSTM Leber

43%
Reduzierung schwerer Komplikationen nach der Transplantation

84%
Verringerung langfristiger Gallenkomplikationen

Quellen: Basierend auf: Transmedics (2023). Transforming Organ Transplantation Therapy Worldwide. Investorenpräsentation Mai 2023. Seite 8. Link; abgerufen am 15. November 2023

Die klinischen Tests mit dem OCS haben vielversprechende Ergebnisse erbracht: Die Nutzung von bisher nicht verwendeten Lungen und Herzen lag bei über 80 %, während schwere Komplikationen nach der Transplantation um jeweils 50 % und 65 % reduziert werden konnten. Die Nutzungsquote von Spenderlebern wurde verdoppelt, und die Zahl schwerer Transplantationskomplikationen sank um 43 %. Jedes vergeudete Organ ist ein nicht gerettetes Leben – durch die Erhöhung des Prozentsatzes der verwendeten Organe kann das OCS mehr Patientinnen und Patienten die Chance auf eine lebensrettende Transplantation geben. Auf der Grundlage der klinischen Studien hat die FDA das OCS für den Einsatz zugelassen und damit zu einer massgeblichen Veränderung des Transplantationsprozesses beigetragen.

Abbildung 4: Verwendung von OCS Organen

OCS-Systeme erhöhten die Auslastung von Organen in Testversuchen: 87 % nutzten die Lunge, 81 % das Herz, 89 % der DCD-Herzen

Technologie verändert die Organtransplantation massgeblich

Während sich viele Gesundheitstechnologien noch in der Entwicklungsphase befinden, hat das OCS bereits begonnen, das System für Organspenden und -transplantationen in vielen der bekanntesten Transplantationszentren in den USA und weltweit massgeblich zu verändern. Mehr Organe für Transplantationen bedeuten kürzere Wartezeiten für die Patientinnen und Patienten und bessere Planbarkeit und Effizienz für die Ärztinnen und Ärzte.

Sofern dieses Material Aussagen zur Zukunft enthält, sind diese Aussagen zukunftsgerichtet und bergen daher diverse Risiken und Ungewissheiten. Sie sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse oder die zukünftige Wertentwicklung.

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Über den Verfasser
  • Thomas Amrein

    CFA, Senior Portfoliomanager, Thematische Aktien

    Thomas Amrein (MSc, CFA), Director, ist Senior Portfolio Manager und Lead Manager der Digital Health Equity Strategie. Davor verwaltete er die Strategie USA Growth Opportunities Equity. Seit 2016 ist er Lead Portfolio Manager der Credit Suisse Global Biotech Innovators Equity Strategie. Thomas kam 1996 zu Credit Suisse Asset Management, heute Teil der UBS Group. Thomas hat einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre der Universität St. Gallen und ist CFA Charterholder. Zudem besuchte er Nachdiplomkurse in Biotechnologie an der Universität Basel und der ETH Zürich.

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