Sprechen Sie auch als Familienmitglied bei der Nachfolgeregelung mit.

Jedes 10. Schweizer KMU hat Probleme, einen passenden Nachfolger zu finden (bisnode D&B, 2019). Die Folgen können oft schwerwiegend sein und bis zur allfälligen Liquidation reichen. Doch nicht nur die Inhaberin oder der Inhaber sind von der Frage nach der Nachfolge betroffen. Was wenn Sie als Partnerin plötzlich das Unternehmen führen müssen? Oder als Tochter über die Nachfolge mitentscheiden?

Egal ob Inhaberin, Partnerin oder mögliche Unternehmensnachfolgerin: Es lohnt sich, die Unternehmensnachfolge schon früh in die Hand zu nehmen, die verschiedenen Optionen zu kennen und abzuwägen. Das eigene Unternehmen soll auch nach der Pensionierung oder im Falle eines unvorhergesehenen Ereignisses im eigenen Sinne weitergegeben werden und weiterhin florieren. Auch wer ein Unternehmen übernimmt oder gründet, sollte sich frühzeitig damit befassen.

Finanzielle, rechtliche und emotionale Aspekte frühzeitig angehen

«Früh an später denken» lautet die Devise für die Unternehmensweitergabe. Denn Unternehmerinnen, die sich frühzeitig damit befassen, haben auch die Freiheit, die Nachfolge möglichst nach ihren Wünschen zu gestalten. Ein Unternehmen erfolgreich weiterzugeben, heisst schliesslich für die weitergebende Unternehmerin nicht nur, die Nachfolge finanziell und rechtlich sauber zu planen, sondern bedeutet auch, die Nachfolgerin fit für die Übernahme zu machen – je mehr Zeit dafür bleibt, umso höher die Chance auf eine erfolgreiche Übergabe.

Nicht zu vergessen sind auch die emotionalen Aspekte, die eine Unternehmensübergabe für Unternehmerinnen, Nachfolgerinnen und deren Familien mit sich bringt. Was bedeutet das für mein Vermögen und meine Zukunft, wenn mein Ehemann oder Partner seine Firma abgibt? Wie gehe ich damit um, wenn mein Vater sein Unternehmen einem anderen Familienmitglied abgeben möchte? Wie bin ich als Tochter oder Sohn in der Nachfolgeplanung eingebunden?

Diese Optionen zur Nachfolgeregelung stehen Ihnen offen

Wer direkt oder indirekt von der Nachfolgeplanung betroffen ist, sollte die unterschiedlichen Optionen kennen. Generell gibt es drei Möglichkeiten, die Nachfolgeregelung zu planen:

Weitergabe in der Familie: Family-Buy-out (FBO)

Vielen Unternehmerinnen und Unternehmern ist es ein Anliegen, dass das Unternehmen in der Familie bleibt. Die familieninterne Unternehmensnachfolge ist die am häufigsten gewählte Nachfolgeoption. Schliesslich bietet sie einige Vorteile: Familienmitglieder sind mit dem Unternehmen meist stärker verbunden, kennen das Unternehmen mit seiner Geschichte und Kultur oft besonders gut und wissen, wie es im Sinne der Eigentümerin weiterzuführen wäre. Familienintern ist auch die Weitergabe von Know-how oft einfacher sicherzustellen, die Finanzierungsmöglichkeiten sind flexibler und die Firma kommt nicht in die Hände von externen Käufern.

Vielen Unternehmerinnen ist dieser Punkt besonders wichtig. Schliesslich haben sie oder ihre Partner das Unternehmen auch mit dem Gedanken daran aufgebaut, ihren Kindern mehr Möglichkeiten zu bieten. Sie wünschen sich, dass die nächsten Generationen das Geschäft mit dem gleichen Einsatz und der gleichen Leidenschaft weiterführen wie sie selbst. Aber: Ein Family-Buy-out dauert oft länger als andere Formen der Übergabe und kann einige emotionale wie auch erbrechtliche Herausforderungen mit sich führen.

Geht ein Unternehmen an die nächste Generation über, gilt es, klar zu kommunizieren. Alle Beteiligten (auch die nicht übernehmenden Kinder) sollten gleichberechtigt miteinbezogen und die künftigen Rollen und Ziele aller Familienmitglieder geklärt werden. Mehr Tipps zum Family-Buy-out finden Sie in unserem Interview mit Alexandre Prêtre, Leiter Corporate & Institutional Clients Region Genf.

Weitergabe an Mitarbeitende: Management-Buy-out (MBO)

Nur wenige Schweizer Unternehmen werden an Mitarbeitende übergeben. Weshalb ist das so? Nicht in jedem Unternehmen sind Mitarbeitende vorhanden, die über die nötige Kombination von Know-how, Unternehmersinn sowie ausreichend finanzielle Mittel verfügen. Als Mitarbeiterin ein Unternehmen zu übernehmen, heisst auch, eine neue Rolle einzunehmen - sowohl gegenüber Lieferanten, Kunden und Partnern als auch gegenüber den ehemaligen Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen.

Wie ein FBO bringt auch ein MBO durchaus Vorteile: Mitarbeitende kennen ein Unternehmen besser als externe Käufer. Eigentümerinnen kennen wiederum die Mitarbeitenden und wissen, dass sie diesen vertrauen können. Das Know-how kann bereits Jahre vor der Übergabe weitergegeben werden und nicht zuletzt ist sichergestellt, dass unternehmensinterne Informationen nicht an Dritte fallen.

Ein MBO bedeutet aus der Sicht des «verkaufenden» Unternehmens jedoch auch, dass im Normalfall nicht der höchste Preis erzielt wird. Vielmehr steht die längerfristige Sicherung des Unternehmers im Sinne des abtretenden Unternehmens im Vordergrund. Allzu gross sollte die Differenz des Kaufpreises zum Marktwert jedoch nicht sein.

Der Prozess der Übergabe an Mitarbeitende ist in der Regel zwar kürzer als bei einer familieninternen Übernahme, aber länger als beim Verkauf an Dritte.

Spannende Beiträge und Interviews mit Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich für einen MBO entschieden haben, finden Sie hier.

Weitergabe an Dritte: Management-Buy-in (MBI)

Nicht immer findet sich die passende Nachfolgerin oder der passende Nachfolger in den eigenen Reihen. In diesem Fall muss die Firma an Dritte übergeben werden. Entscheidender Vorteil dabei: In der Regel erhalten Unternehmerinnen bei dem Verkauf an Externe einen signifikant höheren Verkaufserlös – und der ganze Prozess ist mit eineinhalb bis zwei Jahren deutlich kürzer als beim FBO oder MBO. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Dritte oft neue Impulse ins Unternehmen einbringen und stärker bereit sind, neue Wege zu gehen, als dies Mitarbeitende oder Familienmitglieder tun.

Aber ein MBI birgt auch Risiken: Der Transfer von Know-how an Aussenstehende sicherzustellen, ist ein schwieriges Unterfangen. Die Käuferin oder der Käufer muss das Unternehmen, seine Kultur und die Mitarbeitenden kennenlernen, Vertrauen und Nähe schaffen. Nicht vergessen werden dürfen auch die emotionalen Auswirkungen eines Verkaufs an Externe: Das eigene Lebenswerk in die Hände Fremder zu geben, kann emotional sehr belastend und aufwühlend sein.

Auch als Familienmitglied bei der Nachfolge mitsprechen

Neben der Frage der passenden Nachfolgereglung hat die Weitergabe auch weitere Aspekte, die berücksichtigt werden sollten. Denn die Nachfolgeplanung hat – je nach Form – grosse Auswirkungen auf das eigene Vermögen oder das Erbe. Unabhängig davon, welche Form der Nachfolge gewählt wird, sollten Unternehmerpaare gemeinsam, aber auch mit der Familie offen, ehrlich und rechtzeitig über die Nachfolge kommunizieren. Nur so kann die Übergabe und das, was sie finanziell wie emotional mit sich bringt, schlau und frühzeitig geplant werden.

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