Anlegen oder nicht? Was den Entscheid beeinflussen kann

Das Wichtigste in Kürze

  • Unser Geld kann über Zeit an Wert verlieren, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Dabei lassen wir potenzielle Anlagegewinne ausser Acht und investieren nicht.
  • Durch Verlustaversion gewichten wir Verluste stärker als Gewinne und wagen uns daher nicht, eine Investition zu tätigen.
  • gegen Reue schreckt uns vom Anlegen ab.
  • Testen Sie Ihr Wissen am Ende des Artikels.

Um langfristig finanziell abgesichert zu sein und um unser Vermögen zu vermehren, sollten wir die Chancen, die die Finanzmärkte bieten, nutzen. Dies ist umso wichtiger, wenn das Konto wenig bis keine Zinsen abwirft und die Inflation unsere Kaufkraft aufzehrt. Doch unsere Denkprozesse und Emotionen legen uns bereits bei den ersten Schritten Steine in den Weg. Die folgenden drei Emotionen und unbewussten Verhaltenstendenzen – Geldwertillusion, Verlustaversion und Aversion gegen Reue – erklären teilweise unser irrationales Verhalten.

Geldwertillusion: Geld ist nicht gleich Geld

Würden Sie sagen, dass 1 Franken heute den gleichen Wert hat wie vor einem Jahr? Dann liegen Sie in den meisten Fällen nicht richtig. Sie sind mit dieser Annahme aber nicht allein. Schuld ist die sogenannte Geldwertillusion (eng. Money Illusion).

Wenn es ums Geld geht, denken Menschen meist in nominalen und nicht in realen Werten. Anders ausgedrückt: Wenn Sie einen Geldschein in der Hand halten, hat er für Sie immer den gleichen Wert – den nominalen Wert. Wenn Sie mit dem Geldschein in verschiedenen Jahren einkaufen und Ihren Warenkorb vergleichen würden, hätte der Geldschein aber nicht mehr den gleichen Wert. Auch wenn die Inflation in der Schweiz in den letzten Jahren sehr tief war und nicht den gleich starken Anstieg zeigen dürfte wie teilweise im angrenzenden Ausland, sollte man sich bewusst sein, dass auch eine geringe Inflationsrate über einen längeren Zeitraum zu bedeutenden Einbussen führen kann. Daher ist es beim Geldwert wichtig, Inflation und Deflation miteinzurechnen.

Tipps:

  • Informieren Sie sich über Inflationsraten und Zinsentwicklungen, zum Beispiel im UBS Outlook Schweiz .
  • Lassen Sie sich nicht von der Preisstarrheit von alltäglichen Gütern täuschen, die sich nur langsam der Inflation anpassen. Sie sind kurzfristig kein guter Orientierungspunkt.

Verlustaversion: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt

Loss Aversion oder zu Deutsch Verlustaversion bedeutet, dass Menschen Verluste höher gewichten als Gewinne. Auch wenn es sich bei 100 Franken Gewinn um den gleichen Betrag handelt wie bei 100 Franken Verlust, so werten Menschen diese zwei Ereignisse nicht gleich. Der Verlust schmerzt uns stärker, als dass der Gewinn uns Freude bereitet.

Daniel Kahneman und Amos Tversky führten in ihrer Studie zur Prospect Theory ein Experiment zur Verlustaversion durch, in dem sie ihre Probandinnen und Probanden vor die Wahl stellten, eine Wette einzugehen. Sie würden 100 US-Dollar verlieren, wenn die Münze Zahl zeigt, und 200 US-Dollar gewinnen, wenn die Münze Kopf zeigt. Das ist eine 50-Prozent-Chance, 100 US-Dollar zu verlieren, und eine 50-Prozent-Chance, 200 US-Dollar zu gewinnen. Das rational bzw. statistisch zu erwartende Resultat wäre ein Gewinn von 50 US-Dollar und dementsprechend sollte die Wette eingegangen werden. In ihrer Studie entdeckten Kahneman und Tversky, dass die erwarteten Gewinne zwischen 1,5- bis 2,5-mal grösser sein müssen als die erwarteten Verluste, damit jemand die Wette eingeht.

Statt Geld durch eine Anlage zu gewinnen, wollen viele Menschen lieber kein Geld verlieren. Wie auch die Geldwertillusion, kann die Verlustaversion dazu führen, dass wir lieber gar nicht investieren. Ein Verlust, wenn auch nicht realisiert, schmerzt mehr, als dass ein potenzieller Renditezuwachs erfreut. Die Finanzmärkte sind wohl nicht mit einer Wette zu vergleichen, da viele Institute eingehende Analysen betreiben, aufgrund derer man fundierte Anlageentscheidungen treffen kann. Dennoch kostet es Überwindung, und man muss damit rechnen, dass nicht immer alles kommt, wie erwartet. Doch je länger der Investitionshorizont, desto grösser die Erfolgschancen.

Tipps:

  • Wählen Sie längerfristige Anlagestrategien und schärfen Sie Ihr generelles Bewusstsein dafür, dass die meisten Anlagestrategien einen längeren Horizont haben sollten und sich so ein zwischenzeitlicher Verlust ausgleichen sollte.
  • Minimieren Sie Risiken mit einem diversifizierten Portfolio. Lesen Sie mehr über Diversifikation in unserem Artikel «Kleinere Anlagerisiken dank Diversifikation»
  • Versuchen Sie nicht, den Markt zu timen, also Kurstiefs und -hochs abzuwarten. Mit regelmässigen und zeitlich gestaffelten Investitionen kann der durchschnittliche Einstandspreis geglättet werden.

Regret Aversion: Angst vor Reue

Manchmal fällen wir unsere Entscheidungen nicht basierend auf unseren Bedürfnissen, sondern weil wir Angst haben, etwas zu bereuen. Dabei überschätzen wir die Wahrscheinlichkeit, effektiv Reue zu spüren. Die Regret Aversion – Reueaversion oder Aversion gegen Reue – ist eng verwandt mit der Verlustaversion aus Kahnemans und Tverskys Prospect-Theory-Studie.

Genauso wie die Verlustaversion hält uns auch die Aversion gegen Reue davon ab, gut überlegte Entscheidungen zu treffen:

Nehmen Sie an, Sie haben ein Auto gekauft und es hat einen Schaden erlitten. Nun müssen Sie eine grosse Summe – mehr als den Wert des Autos – in die Hand nehmen, um das Auto zu reparieren. All das tun Sie, nur damit Sie den initialen Autokauf nicht bereuen. Ähnliches geschieht auch in der Finanzwelt.

Bei unserer Entscheidung, das erste Mal zu investieren, kann Reue ebenfalls eine grosse Rolle spielen. Eine Investition zu tätigen, ist eine aktive Entscheidung, während nicht investieren einfach keine Entscheidung ist. Dies kann schliesslich dazu führen, dass Sie gar nicht erst mit Geldanlegen beginnen, weil Sie fürchten, Sie könnten in Zukunft den Investitionsentscheid wegen möglicher Verluste bereuen.

Tipps:

Die Finanzmärkte bieten viele Möglichkeiten, das Vermögen anzulegen. Seien Sie sich dabei der drei Verhaltenstendenzen bewusst und treffen Sie Ihre Entscheidungen auf einer rationalen Ebene.

Testen Sie Ihr Wissen

Wählen Sie Ihre Antwort und erfahren Sie, was andere geantwortet haben.

Maya bespricht bereits seit einer Weile mit ihrer Beraterin, ihr Geld diversifiziert und langfristig zu investieren. Es ist alles so weit aufgesetzt und sie muss nur noch ihrer Beraterin die finale Bestätigung zukommen lassen. Doch da die Finanzmärkte gerade sehr volatil sind, möchte sie ein besseres Timing abwarten. Welcher Verhaltenstendenz könnte Maya verfallen sein?

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Ihnen werden zwei Szenarien vorgestellt und Sie müssen wählen: Es geht um Ihre Lohnerhöhung. Entweder erhalten Sie 6 Prozent mehr Lohn bei einer Inflation von 3 Prozent oder 4 Prozent mehr Lohn bei 1 Prozent Deflation. Was wählen Sie, wenn Sie nicht der Geldwertillusion verfallen sind?

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