Wenn wirklich die Hälfte aller Arbeitsplätze in Gefahr sind, von Robotern übernommen zu werden: Wird das Thema bedingungsloses Grundeinkommen vielleicht irgendwann nicht mehr nur politisch diskutiert, sondern menschlich notwendig?

Beim Thema bedingungsloses Grundeinkommen scheiden sich die Geister. Man ist entweder ganz dafür oder dagegen, und hat man sich für eine der beiden Seiten entschieden, so lässt man sich nur sehr schwer wieder umstimmen. Finnland und Kanada haben beide unlängst bekannt gegeben, dass sie ihre Versuchsreihen zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen beenden. «War ja klar», riefen die Kritiker da sofort, aber die Befürworter erinnerten daran, dass diese Pilotprojekte von Anfang an nur für eine begrenzte Zeit gedacht waren und einfach innerhalb ihrer jeweils geplanten Dauer stattfanden. Die Diskussion rund um das Thema bedingungsloses Grundeinkommen ist zwar sehr politisch aufgeladen, aber es gibt ein neues Argument, das eventuell genug Zugkraft hat, um auch die hartnäckigsten Kritiker zu überzeugen.

Wir haben alle die Schlagzeilen gelesen: Die Roboter kommen, Branchen sterben und die Zukunft der Vollzeitarbeit sieht mehr als düster aus. Die Frage ist doch, ob das Zeitalter der Automatisierung für eine Zukunft des «Jeder ist sich selbst der Nächste» steht, oder ob die Regierungen aktiv werden sollten.

«Eine gesunde und gut funktionierende Gesellschaft wird Wege finden, wie man sich um die Menschen kümmern kann, die ihre Einkommensquelle aufgrund des technologischen Wandels verloren haben», so Robert M. Solow. Auch wenn Solow den Nobelpreis bereits im Jahr 1987 verliehen bekam, sind seine Ansichten in Bezug auf das sich verändernde Arbeitsumfeld aufgrund neuer Technologien und Automatisierung heute noch mindestens genauso relevant wie damals.

«Was wir in Zukunft schützen wollen, ist das Einkommen, nicht unbedingt die Arbeitsplätze», so Solow. «Wenn wir das Einkommen und nicht die Arbeitsplätze schützen, kalkulieren wir damit die Möglichkeit mit ein, dass es in Zukunft zu einer Entkopplung von Arbeitsplätzen und Einkommen kommen könnte.»

Eine gesunde und gut funktionierende Gesellschaft wird Wege finden, wie man sich um die Menschen kümmern kann, die ihre Einkommensquelle aufgrund des technologischen Wandels verloren haben.
– Solow

Wenn der Staat eine wichtige Rolle bei der Einkommensverteilung und der finanziellen Absicherung der Bürger spielen soll, könnte dies eine höhere Besteuerung bedeuten, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne.

«Dann kommen wir zu der Frage, wem die Roboter gehören. Und sie ebenfalls zu besteuern, das wird sicherlich ein wichtiger Bestandteil dieser Überlegungen sein», sagt Solow. «Man muss das besteuern, was da ist und besteuert werden kann.»

Für die Menschen wird es immer einen Platz in dieser Welt geben.
– Phelps

Edmund S. Phelps ist ein Nobelpreisträger, der Technologie als Chance betrachtet, um weltweiten Wohlstand zu erreichen. Innovation ist für ihn ein besonders wichtiger Bestandteil, aber auch Inklusion.

«Für die Menschen wird es immer einen Platz in dieser Welt geben», sagt Phelps. «Wenn alles Neue so esoterisch und so anspruchsvoll ist, dass nur einige wenige talentierte Menschen dazu in der Lage sind, es zu nutzen: Was soll der Rest von uns dann machen, damit wir unseren Geist aktiv halten, uns Inspiration holen und uns engagieren können, um herausgefordert zu werden und Spass zu haben?»

Zu einer positiven Dynamik bei Innovationen kommt es nur, wenn jeder mit einbezogen wird, so Phelps, und um jeden miteinzubeziehen, benötigen wir gewisse Sicherheitsnetze. Nobelpreiskollege Paul R. Krugman ist da ganz derselben Meinung.

Krugman hat sich schon lange dafür ausgesprochen, dass wir jedem ein Grundeinkommen zahlen sollten, wenn uns die Roboter wirklich die Arbeitsplätze wegnehmen. Und wir sollten mit diesem Grundeinkommen mehr bezahlen können als nur unser tägliches Essen, so Krugman.

«Was wir erreichen können, ist sicherzustellen, dass die Menschen grundlegende Dinge bezahlen können – und grundlegende Dinge schliesst alles mit ein, was notwendig ist, damit man voll und ganz an seiner Gesellschaft teilhaben kann», sagt Krugman.

Vielleicht ist die einzige Frage, die damit unbeantwortet bleibt, wer denn diese neuen Regeln verfassen wird – Menschen oder Roboter?

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