Angesichts steigender Verkaufszahlen bei Elektroautos, fair gehandelten Produkten und ethischen Bekleidungsartikeln sprechen sich die Konsumenten mit ihrem Geldbeutel für die ökologischen und sozialen Anliegen aus, die ihnen am Herzen liegen.

Nobelpreisträger Oliver Hart, bekannt für seine Arbeit als Vertragstheoretiker, hat sich in seinen Forschungsarbeiten unlängst mit den Nachhaltigkeitsbeiträgen von Unternehmen befasst. «Wenn Wohltätigkeit auch noch lukrativ ist, ist es recht einfach», so Hart. Aber, wenn Gutes zu tun nicht immer die lukrativste Entscheidung ist, was dann?

Hart zitiert das Beispiel grosser Supermärkte in den USA, die in ihrem Sortiment auch halbautomatische Schusswaffen führen. Das ist sicherlich rentabel. Heisst das aber, dass diese Geschäfte auch wirklich so handeln sollten, vor allem wenn man sich den Anstieg der Schiessereien in den letzten Jahren ansieht?

Viele Ökonomen sind der Meinung, dass diese Unternehmen damit nicht falsch handeln, denn schliesslich sei es nicht ihre Aufgabe, in ihrem Geschäftsgebaren gesellschaftspolitischen oder ökologischen Auswirkungen Rechnung zu tragen. Milton Friedman, einer der berühmtesten Volkswirte aller Zeiten, sagte ganz unverblümt, dass «Unternehmen ihre Zeit nicht damit verplempern sollten, sich mit diesen Sachverhalten abseits des Geldes zu beschäftigen.» Hart erachtet dies nicht nur für eine beschränkte Sichtweise. Vielmehr sei das aus der Sicht der Wirtschaftswissenschaft auch nicht effizient.

«Wenn man durch den Verkauf von mehr halbautomatischen Waffen mehr Geld verdient, kann man diese Gewinne als Dividende ausschütten», erklärt Hart. «Und die Aktionäre, denen die Waffenkontrolle am Herzen liegt, könnten an ihre bevorzugte Waffenkontrollorganisation spenden, um einen Ausgleich für die zusätzliche Anzahl an Waffen, die im Umlauf sind, herzustellen.»

Ein Leben in einer Welt, in der das zählt, was unterm Strich dasteht, ist sicherlich wesentlich einfacher.
– Hart

Das Problem ist, dass die Beiträge Einzelner nicht annähernd die Wirkung eines Fortune-500-Unternehmens haben werden. «Der Schaden und die erzielten Gewinne sind untrennbar miteinander verbunden», so seine Einschätzung. «Unternehmen sollten sich dessen bewusst sein.»

«Ein Leben in einer Welt, in der das zählt, was unterm Strich dasteht, ist sicherlich wesentlich einfacher», gibt Hart zu. «Es geht darum, Geld zu verdienen. Darin sind sich alle einig.» Die Arbeit von Hart legt indes nahe, dass Führungskräfte mit ihren Aktionären stärker Rücksprache halten sollten, anstatt sich nur auf die Gewinne zu konzentrieren. Er begründet seine Sichtweise damit, dass dies schliesslich ihre Pflicht gegenüber den Anteilseignern sei.

«Ihre Aufgabe ist eigentlich wesentlich komplizierter», meint Hart. «Das Rentable zu tun, kann in Konflikt mit der sozialen Verantwortung treten, und an diesem Punkt muss man verstehen, wo die Aktionärspräferenzen liegen.»

Wir müssen die Unternehmensmentalität ändern.
– Hart

Die internationalen Unternehmensgiganten von heute konkurrieren in Sachen Macht mit Regierungen, was laut Hart deren Bewusstsein für die soziale Verantwortung der Unternehmen noch mehr Relevanz verleiht.

«Wenn sich Regierungen in einer Sackgasse befinden, sucht man nach anderen Wegen, um Probleme zu lösen», sagt er. Wir müssen die Unternehmensmentalität ändern.»

Ein Unternehmen zu finden, das vorbehaltlos nachhaltige Ziele unterstützt, mag unwahrscheinlich anmuten, aber laut Hart sollte dies nicht als abschreckend erachtet werden. Letzten Endes hegt er die Hoffnung, dass diese Ideen zumindest etwas anstossen werden, nämlich dass Menschen in Führungspositionen künftig nicht nur ihre Verantwortung gegenüber ihren Aktionären, sondern auch gegenüber der Gesellschaft als Ganzes anders wahrnehmen.

In einer Welt, in der die Menschen ständig mit dem Dilemma konfrontiert sind, welche Entscheidung richtig ist, können wir uns wenigstens damit trösten, dass unsere Entscheidungen das Potenzial haben, eine positive Wirkung zu entfalten. Wir müssen uns nur fragen, wie und wo.

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