Bild: UBS

Zuerst Corona, dann der Krieg. Zwischenzeitlich kamen neue Lockdowns in China dazu. Das sind nicht die einzigen Gründe, aber mit Sicherheit haben diese Ereignisse weltweit zu Lieferengpässen und -unterbrüchen beigetragen. Sogenannte Just-in-Time-Lieferketten gehören der Vergangenheit an. Immer mehr Unternehmen beginnen, die Sicherheit und Zuverlässigkeit ihres Liefernetzwerks zu hinterfragen. Um weniger von Lieferketten abhängig zu sein, kann es sinnvoll sein, das eigene Warenlager zu vergrössern. Oder aber man setzt mehr auf regionale Liefernetzwerke. Trotz der globalen Vernetzung und kostengünstiger Produktionsstätten im Ausland ist ein Trend hin zur Deglobalisierung und zu regionalen Lieferketten erkennbar.

Die Vorteile von lokalen Liefernetzwerken

Es gibt einige Faktoren, die für die Regionalisierung von Liefernetzwerken sprechen. Wir haben für Sie die wichtigsten zusammengetragen:

  1. Kürzere Lieferzeiten
    Je kleiner die Distanz zwischen Hauptunternehmen und Zulieferbetrieb, desto effizienter ist die gesamte Lieferkette. Längere Transportwege hingegen sind anfälliger für Verzögerungen, die sich rasch kumulieren, sodass im schlimmsten Fall die Nachfrage nach Produkten nicht mehr gedeckt werden kann. Kürzere Transportwege – und weniger involvierte Zulieferer – machen die Lieferkette zudem transparenter. So lassen sich Produktherkunft, Nachhaltigkeit und allfällige Transporthürden einfacher nachvollziehen.
  2. Weniger Währungsschwankungen
    Plötzliche heftige Währungsschwankungen im Land eines Zulieferers können ungeahnt zu hohen Kosten führen. In den letzten Monaten war die Inflation ein allgegenwärtiges Thema. Die globalen Krisen haben das Währungssystem vieler Länder geschwächt. Bei globalen Lieferketten haben Inflation und Währungsschwankungen enorme Auswirkungen auf das Funktionieren der Logistik. Bei lokalen Lieferanten fällt dieses Risiko weg. 

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3. Wegfallen von Kosten
Die räumliche Nähe zu Lieferanten führt unweigerlich zu geringeren Transportkosten. Bei der Einfuhr von Waren aus einem Nicht-EU-Land fallen zudem noch weitere Kosten wie Verzollungsgebühren, Zollabgaben und Mehrwertsteuer an. Mit lokalen Lieferungen minimieren sich diese Kosten oder fallen ganz weg. 

4. Höhere Resilienz
Resilienz meint die Fähigkeit eines Unternehmens, mit Unsicherheiten umzugehen, sich anzupassen, weiterzuentwickeln und dabei letztlich wettbewerbsfähig zu bleiben. Gerade in Krisen – seien es Kriege, Naturkatastrophen oder Handelskonflikte – kann die Zusammenarbeit mit Handelspartnern in weiter entfernten Regionen herausfordernd und mit Risiken belastet sein. Eine stärker regional ausgerichtete Lieferkette ist sicherer und stabiler, weil Risikofaktoren minimiert werden und zudem eine höhere Planungssicherheit besteht.

5. Mehr Nachhaltigkeit
Viele Unternehmen haben es sich zum Ziel gesetzt, möglichst nachhaltig zu wirtschaften. Mit der räumlichen Nähe zum Zulieferer können CO2-Emissionen merklich reduziert werden. Hinzu kommt: Innerhalb globaler Lieferketten ist es weitaus schwieriger für Unternehmen, Umweltschutz und die Einhaltung der Menschenrechte zu gewährleisten. Lokale Lieferketten sind deshalb oft ökologisch und sozial nachhaltiger.

6. Bonus Regionalität
Nicht erst seit der Coronakrise geniesst Regionalität bei Konsumentinnen und Konsumenten ein hohes Ansehen. «Made in Switzerland – vom Rohstoff bis zur Verarbeitung» ist zu einem Verkaufsargument geworden. Umso mehr kann eine lokale Lieferkette gezielt dazu genutzt werden, um die Zielgruppe auf diesen Vorteil aufmerksam zu machen. Regionalität hat das Potenzial, die Nachfrage gegenüber einem Produkt zu erhöhen und im Idealfall eine Umsatzsteigerung herbeizuführen.

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Wann lohnt sich die Umstellung auf ein regionales Liefernetzwerk?

Es ist nicht in jedem Fall sinnvoll, gut funktionierende internationale Lieferketten zurückzubauen. Spielen Sie mit dem Gedanken, ein lokales Liefernetzwerk aufzubauen, sollten Sie folgende Punkte genau abklären:

1. Analysieren Sie die Kosten
Berechnen Sie alle Kosten, die innerhalb Ihrer Lieferkette – global wie lokal – anfallen. Folgende Kategorien spielen hierbei eine Rolle:

  • Lohnniveau
  • Material-, Anlagen- und Energiekosten
  • Transportkosten
  • Steuern und Zölle

Eine Gegenüberstellung der beiden Summen dient als erste Orientierung, ob eine Anpassung Ihrer Supply Chain grundsätzlich für Sie infrage kommt.

2. Schätzen Sie das Potenzial ein
Die beschriebene Kostenaufstellung entscheidet nicht alles, schliesslich bietet Ihnen Nearshoring bei Ihrer Lieferkette Vorteile, die sich nicht direkt in Zahlen darstellen lassen. Prognostizieren Sie, wie mehr Nähe zum Lieferanten, schnellere Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen und die bessere Verfügbarkeit Ihrer Waren bei Ihrem Unternehmen ins Gewicht fallen.

3. Ermitteln Sie regionale Zulieferbetriebe
Ein Nearshoring kann häufig nur dann produktive Ergebnisse erzielen, wenn alle Positionen entlang der Lieferkette mit regionalen Lieferanten besetzt sind. Wenn Sie einzelne Komponenten weiterhin aus entfernten Ländern beziehen, können die längeren Transportwege und hieraus resultierenden Verzögerungen die positiven Effekte der ansonsten regional strukturierten Lieferkette zunichtemachen.

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Porträt von Nicolas Steiner

Nicolas Steiner

Leiter Firmenkunden Marktgebiet Thurgau/St. Gallen-West

Neben gestörten Lieferketten, steigenden Energiekosten, einem starken Franken, zweistelliger Inflationsrate im EU-Raum und schwächelnder Konjunktur gilt es je länger, je mehr, auch die geopolitische Grosswetterlage in die Planung zu integrieren. Gern unterstützen wir Sie bei Ihrer Standortbestimmung.

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