Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer erleben während ihrer Berufstätigkeit – zum Glück – nur zwei bis drei richtige Krisen. Paradoxerweise ist es jedoch genau die Seltenheit solcher Ereignisse, die es schwierig macht, die hierfür nötige Erfahrung und das entsprechende Know-how aufzubauen. Das macht es umso wichtiger, Wissen über verschiedene und oftmals unerwartete Krisenszenarien zu teilen und Erfahrungswerte oder Unterstützung aus externen Quellen einzuholen.

In erster Linie brauchen Krisenmanager ein Gespür für potenzielle Auslöser von Krisen sowie ein konstant wachsames Auge auf interne und externe Veränderungen, die eine herausfordernde Situation eskalieren lassen können. Eine intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Szenarien lohnt sich allein schon deshalb, weil sie die Sensibilität für dieses wichtige Thema über alle Unternehmensebenen hinweg erhöht. Im Folgenden beleuchten wir fünf Szenarien, die Sie im Auge behalten sollten.

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Krisenmanagement braucht jeden Einzelnen im Unternehmen.

1. Indikatoren für die Auslöser von Krisen fehlen

Das Schwierige an einer Krise ist ihre Unberechenbarkeit. Häufig fehlen die Indikatoren für die Auslöser und den Beginn der Krise. Einige markante Beispiele aus den vergangenen Jahren, die innert kürzester Zeit grosse Auswirkungen auf die Wirtschaft hatten, sind der plötzliche Fall des Eurokurses, die Finanzkrise oder auch die Covid-19-Pandemie. Es liegt in der Natur solcher meist unerwarteten externen Einflüsse, dass man sich darauf schlicht nicht vorbereiten kann. Dennoch gilt: Der beste Schutz vor Krisen besteht darin, sich kontinuierlich dem Markt und anderen externen Gegebenheiten anzupassen. Die Zeit, die Unternehmen darauf verwenden, sich aktiv mit der Zukunft sowie möglichen Entwicklungen auseinanderzusetzen, ist daher lohnend investiert.

Die für solche Wirtschaftskrisen zum Einsatz kommenden Lösungsansätze fallen in der Praxis sehr unterschiedlich aus, denn eine «One-fits-all»-Lösung ist illusorisch. Sehr innovativ und unternehmerisch durchdacht haben Gabriel Hasler, CEO von Dr. Gab’s, und Marco Tessaro, CEO von LUMA Delikatessen, reagiert. Was die beiden anders machen, erfahren Sie im Austausch der beiden Unternehmer.

2. Schlüsselpersonen fallen aus

Jede einzelne Arbeitskraft ist für den Erfolg eines Unternehmens unverzichtbar. Allerdings kommt Mitarbeitern in Schlüsselfunktionen aufgrund ihrer Erfahrung, Verantwortung oder ihres speziellen Fachwissens eine massgebliche Bedeutung im Unternehmen zu, wodurch sie nur schwer zu ersetzen sind. Der Ausfall einer solchen Schlüsselperson kann weitreichende Folgen für das operative Geschäft haben.

Wer die Verantwortung der Schlüsselperson von Anfang an auf mehrere Schultern verteilt, ist gegen die drastischen Folgen eines Ausfalls – mit Auswirkungen auf andere Mitarbeitende und andere Abteilungen, aber auch auf externe Stakeholder – bestens gewappnet. Das gewährleistet eine kontinuierliche Betreuung von Kunden, Lieferanten und anderen relevanten Anspruchsgruppen.

Nur wer sich aktiv mit dem Krisenszenario auseinandersetzt, kann es vorbereiten und aktiv managen.

3. Die Ressourcen sind knapp

Lieferengpässe sowohl beim Einkauf als auch beim Verkauf können ein Unternehmen vor viele Herausforderungen stellen. Einerseits gefährden sie die Beziehungen zu Kunden, andererseits haben interne Abhängigkeiten das Potenzial, weitere Probleme auszulösen. Beispiele hierfür sind eine zu geringe oder zu hohe Auslastung der Beschäftigten, eine wachsende Anzahl offener Beträge bei den Debitoren oder Kreditoren sowie zunehmende Planungsunsicherheit.

Ähnlich verhält es sich bei Personalknappheit, die sich ebenfalls auf andere Bereiche auswirken kann, beispielsweise die Kundenbetreuung. Weitere potenzielle Folgen sind Qualitätseinbussen, eine verringerte Produktionskapazität oder auch eine rückläufige Mitarbeiterzufriedenheit. Folgende Fragen können dabei unterstützen, den Personalbestand längerfristig auf stabilem Niveau zu halten:

  • Gibt es bei den benötigten Fachkräften genügend Nachwuchs vorhanden oder rekrutiert unser Unternehmen den Nachwuchs künftig aus den eigenen Reihen?
  • Verändert sich die Auftragslage so, dass neues Personal rekrutiert werden muss?
  • Sind bei den Personalkosten Einsparungen erforderlich? Wie sollen diese umgesetzt werden?

Rettung nach Bauchgefühl ist im Normalfall wenig zielführend, denn oft hat eben dasselbe zur Krise geführt.

4. Risiken im digitalen Bereich werden vernachlässigt

Bei allen Chancen, welche die Digitalisierung bringt, sollten auch die damit verbundenen Risiken nicht unerwähnt bleiben. Insbesondere die Zahl von Cyberangriffen steigt in einem besorgniserregenden Ausmass, wie jüngste Beispiele belegen. Phishing-Mails sind immer schwerer von normalen Mails zu unterscheiden. Gemäss Studien stellen Mitarbeiter, die sich von solchen Aktionen irreführen lassen, den grössten Risikofaktor für die IT-Sicherheit in Unternehmen dar. Ein weiterer Sektor mit digitalem Risikopotenzial ist der Zahlungsverkehr, etwa bei der Identifikation von E-Banking oder bei Überweisungen ins Ausland, die abhandenkommen.

Nutzen Sie für die Verwaltung Ihrer Konten und Ihres Zahlungsverkehrs die Sicherheitsfunktionen Ihrer Bank. Eine Möglichkeit, latente Risiken aus dem Ausland mit Sicherheit zu vermeiden, besteht beispielsweise darin, Zahlungen in Länder ohne Geschäftsbeziehung zu blockieren. Bei UBS können Sie die hierfür infrage kommenden Länder einfach auf einer Landkarte anklicken und auf Ihrem Profil speichern. Für die Ermittlung weiterer digitaler Risiken in Bezug auf Ihre Finanzen steht Ihnen der UBS Security Check zur Verfügung: Er zeigt Ihnen, ob Sie sicher unterwegs sind.

5. Restrukturierungen werden unterschätzt

Krisen können zu Restrukturierungen führen. Der Spagat zwischen Zeitdruck und sorgfältiger Planung wie auch konsequenter Umsetzung wird oft unterschätzt. Umso wichtiger ist es, dass sich das Management bereits in ruhigeren Zeiten mit Führungs- und Planungsinstrumenten wie auch mit verschiedenen Szenarien auseinandersetzt und somit vorbereitet ist, sollte eine Krise ausbrechen.

Trotz grossem zeitlichem und oft auch psychischem Druck die Probleme in der Krise zu lösen, darf eine saubere Analyse und eine exakte Planung nicht übergangen werden. Einerseits muss die Restrukturierung den gewünschten Erfolg bringen, andererseits hat man selten eine weitere Chance das Schiff auf Kurs zu bringen. Hierbei gilt es vor allem, die Bedürfnisse aller Stakeholder zu berücksichtigen und die damit einhergehenden Informationspflichten akkurat zu erfüllen. Zudem müssen die oft ungeliebten Massnahmen wie z. B. Personalabbau in der Praxis auch konsequent umgesetzt werden – sonst bringt die beste Analyse und Planung nicht den gewünschten Erfolg. Welche Massnahmen eine Restrukturierung zum Erfolg führen, ist sehr individuell und hängt von Faktoren wie der Unternehmensgrösse, Branche, dem Markt und der Positionierung ab.

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Eine sorgfältige Liquiditätsplanung unterstützt Sie dabei – vor allem auch in unsicheren Zeiten –, die bestmöglichen Entscheide für Ihr Unternehmen zu treffen.

Simon Eng

Simon Eng

Head Business Management Credit & Recovery Solutions

Simon Eng ist unter anderem verantwortlich für Prozesse und Tools des Recovery-Bereichs von Personal & Corporate (P&B) Banking. Zuvor hat er wertvolle Erfahrung als Credit Risk Manager wie auch als Client Advisor und Credit Officer für Corporate and Institutional Clients (CIC) gesammelt.

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