Corona trifft auch Schweizer Vorsorgesystem hart

Das Jahr 2019 gab dem UBS-Vorsorgeindex eine Verschnaufpause mit Reformvorschlägen, herausragender Börsenperformance und robustem Wirtschaftswachstum. Doch die Corona-Krise Anfang 2020 stellte dies schnell in den Schatten. Am schwersten wog der Einbruch der Wirtschaftsentwicklung, wofür die schlechten Arbeitsmarktdaten, höhere Schulden und die rasant einbrechende Wirtschaftsdynamik verantwortlich waren. Auch die anderen drei Subindizes – Finanzen, Demografie und Reformen – trugen seit einigen Quartalen kaum positiv zum Gesamtindex bei. Der Subindex Finanzen erholte sich 2019 dank der guten Finanzmarktperformance. Doch dies allein reicht nicht aus, um die Lage der 1. und 2. Säule fundamental zu verbessern.

UBS-Vorsorgeindex Schweiz


UBS-Vorsorgeindex Schweiz

Das Schweizer Vorsorgesystem im Check – wie steht es um unsere Vorsorge tatsächlich?


UBS-Vorsorgeindex und Beiträge der Subindizes

Le coronavirus malmène aussi le système de prévoyance suisse
Quellen: Bloomberg, OFS, AFF, UBS


Eine der grössten Herausforderungen des Schweizer Vorsorgesystems – die Alterung der Bevölkerung – kommt im Altersquotient, der den Subindex Demografie dominiert, zum Ausdruck. Die Rentnerpopulation wird in den nächsten Jahren weit schneller ansteigen als diejenige der Erwerbstätigen, bedingt durch den Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand. Dies wird die Situation vor allem für die im Umlageverfahren finanzierte AHV verschärfen.

Reformen sind dringend notwendig, um die Altersvorsorge nachhaltig zu sichern. Zwar ist am 1. Januar 2020 die STAF in Kraft getreten. Die damit verbundenen Neuerungen bieten aber keine langfristige Lösung. Doch weitere Vorschläge liegen auf dem Tisch, die mit wenigen Änderungen zukunftsträchtig wären.

Die Corona-Krise wirkt sich nicht nur auf unsere Gesundheit und unser soziales Leben aus. Die dadurch ausgelöste Wirtschafts- und Finanzkrise beeinflusst auch die privaten Ersparnisse und das Vorsorgevermögen und damit alle Bereich der Altersvorsorge.

In der ersten Säule wird die AHV-Stabilität durch das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen beeinflusst. Auch wenn die Gesundheitskrise für Rentner eine grössere Gefahr darstellt, ist die Anzahl Todesfälle nicht so hoch, dass dauerhaft mit tieferen Rentenzahlungen zu rechnen ist. Eine schwache Wirtschaft mit geringerer Beschäftigung und höheren Arbeitslosenzahlen wird allerdings die AHV-Einnahmen durch die direkten Lohnbeiträge verringern und gleichzeitig zu weniger Konsum und damit zu weniger Mehrwertsteuerabgaben führen. Um konjunkturelle Finanzierungslücken zu stopfen, gibt es den AHV-Ausgleichsfonds. Dieser erlitt jedoch in der aktuellen Krise besonders auf risikoreicheren Aktien herbe Verluste. Schätzungen vor der Krise gingen davon aus, dass der Ausgleichsfonds noch bis etwa 2035 die (strukturelle) Finanzierungslücke der AHV stopfen kann. Tiefgreifende Reformen sind daher dringend notwendig.

Die 2. Säule der beruflichen Vorsorge ist im Kapitaldeckungsverfahren organisiert und verspricht Alters- und Risikoleistungen. Diese Leistungen basieren auf dem individuell einbezahlten Kapital. So sind die Beiträge und Renditen auf das Kapital der Erwerbstätigen ein wichtiger Bestandteil für diie finanzielle Stabilität. Jedoch werden die Beiträge wie in der 1. Säule mit geringerer Beschäftigung zurückgehen und die Renditen wegen tiefer Leitzinsen in Zukunft möglicherweise im Durchschnitt geringer ausfallen. Eine Unterdeckung kann teilweise mit dem Anzapfen von Reserven behoben werden. Aber für das Jahr 2020 wird dies vielerorts zu geringeren Zinsgutschriften führen. Auch die Pensionskassen, die noch Spielraum beim Umwandlungssatz haben, werden diesen künftig senken müssen und die Rentenzahlungen werden geringer ausfallen.

Durch die Säule 3a bekamen Vorsorgesparer, die in Wertschriften investiert sind, die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise auf ihr Kapital am direktesten und deutlichsten zu spüren. Bei einem hohen Aktienengagement waren im März und April Verluste von bis zu 30 Prozent wahrscheinlich. Dies löste nicht selten Sicherheitsbedenken und auch Kurzschlussreaktionen aus. Doch wer schon zuvor eine langfristige Strategie implementierte und diese weiterverfolgte, sieht sein Portfolio in den meisten Fällen in angemessenem Zeitrahmen wieder in positivem Terrain. Die richtige Anlagestrategie für die Säule 3a hängt vom Anlagehorizont ab. Wer einen Anlagehorizont von mehr als 15 Jahren hat, kann vollständig in Aktien investieren und erleidet am Ende des Anlagehorizonts mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit keinen Verlust. Bei kürzerem Anlagehorizont sollte graduell weniger Risiko eingegangen werden. Nicht in Wertschriften zu investieren birgt ebenfalls Risiken, denn über einen langen Zeithorizont wird der Wert des Kapitals auf einem Konto durch die Inflation verringert.

 

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