Schon wieder ist das Altpapier nicht gebündelt, das Zimmer nicht aufgeräumt, und auch das Ausräumen der Spülmaschine bleibt erneut an den Eltern hängen. Der «Familien-Ämtliplan» funktioniert, wenn überhaupt, nur harzig. Würde es also vielleicht das Problem lösen, wenn finanzielle Anreize für die Kinder geschaffen würden? Wir lassen Jacqueline (Grafikerin, 45) und ihren Sohn Samir (Schüler, 13) zu Wort kommen.

Samir

 

Es soll ja Familien geben, bei denen man fürs Helfen im Haushalt bezahlt wird. Aber denkst du wirklich, dass es bei uns zuhause ordentlicher aussehen würde, wenn du und deine Schwester Geld für eure Ämtli kriegen würdet?

Tina

Auf jeden Fall! Mami, schau, wenn ich mein Taschengeld aufbessern könnte mit 2 Franken fürs Kompost leeren oder 5 Franken fürs Staubsaugen, dann würden wir beide profitieren: Ich wäre voll motiviert meine Ämtli zu erledigen und du hättest nicht mehr den Stress, mich ständig daran erinnern zu müssen. Du sagst ja selber, dass dich unsere Diskussionen manchmal mehr Energie kosten, als es gleich selber zu erledigen.

Samir

Das hört sich ja ganz gut an (lacht). Aber ich sehe da ein kleines Problem: Papi und ich kriegen nämlich auch keinen Lohn für unsere Hausarbeiten. Jedes Familienmitglied hat seine Ämtli und leistet so seinen Beitrag zum gemeinsamen Zusammenleben. Und so soll es auch in einer Familie sein, die füreinander da ist. Oder würdest du uns dann etwa mit deinem Taschengeld bezahlen wollen, wenn wir dich ins Training fahren?

Samir

 

Ja, aber ich meine auch nicht unsere alltäglichen Ämtli, sondern für spezielle Sachen: Ich könnte ja zum Beispiel die Fenster putzen oder rasenmähen, gegen einen Stundenlohn von 20 Franken? Schliesslich mache ich es zusätzlich zu meinen üblichen Arbeiten und meine Schwester macht nur das Minimum.

Samir

Nun, für 20 Franken pro Stunde würde es deine Schwester wahrscheinlich auch machen. Jetzt stell dir das Dilemma vor – wem gebe ich nun den Job? Lass uns doch stattdessen folgendes versuchen: Wir putzen zweimal im Jahr alle gemeinsam die Fenster, und ich werfe dafür einen Batzen in unsere Familienkasse. Damit können wir uns dann mal einen Ausflug in den Europa-Park leisten, als gemeinsame Belohnung. Deal?

Samir

 

Ich möchte lieber mit meinen Freunden in den Europa-Park (lacht). Aber ok, Deal. Ich denke trotzdem, dass wir Kinder besser mithelfen würden, wenn wir einen finanziellen Anreiz hätten.

Samir


Ja das ist mir auch klar. Aber wie geht es dann weiter? Wenn du in die Lehre kommst, bräuchtest du ja diesen Ämtli-Job nicht mehr. Hilfst du dann einfach nicht mehr mit im Haushalt? Und ausserdem möchte ich nicht, dass unsere Beziehung auf Geld basiert. Wir sollten uns zuhause freiwillig gegenseitig unterstützen.

Samir

 

 

Du willst immer das letzte Wort haben – aber ich hab dich trotzdem lieb.

Unsere Tipps

  • Die Mehrheit der Eltern in der Schweiz verknüpft die Mitarbeit im Haushalt nicht mit finanziellen Anreizen. Hingegen erwarten praktisch alle Eltern eine gewisse Mithilfe im Haushalt. Es kann durchaus Sinn machen, grössere Arbeiten gemeinsam zu erledigen und dafür etwas in die Familienkasse zu geben.
  • Falls Sie einen Ämtliplan einführen möchten, lassen Sie Ihre Kinder mitbestimmen. Wenn alle Familienmitglieder hinter dem Plan stehen, wird die Umsetzung einfacher.
  • Idealerweise involvieren Sie Kinder bereits von klein auf. Dank ihrer Neugierde entdecken sie so spielerisch die verschiedenen Tätigkeiten.
  • Dass Teenager arbeiten möchten, um das Sackgeld oder den Jugendlohn aufzubessern, ist eine gute Sache. Falls dieser Wunsch bei Ihrem Kind aufkommt, begleiten Sie es nach Bedarf beim Suchen eines solchen Jobs. Jugendliche ab 13 Jahren dürfen kleinere Arbeiten gegen Geld ausführen.

Die pädagogischen Grundsätze von UBS

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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Pädagogin Marianne Heller entstanden, mehrjährige Leiterin eines Programmes zur Finanzerziehung und Schuldenprävention für Kinder und Jugendliche.

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