Megatrends und disruptive Innovationen
Thematischer Überblick über wichtige Faktoren des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels
Bei thematischen Aktienanlagen wird nicht auf eine Benchmark oder einen Index als Ausgangspunkt für die Zusammenstellung eines Portfolios zurückgegriffen. Angus Muirhead erklärt, warum es in einer komplexen und vernetzten Welt, die zunehmend von Megatrends bestimmt wird, sinnvoll sein kann, sich auf langfristige Wachstumstrends zu konzentrieren.
Die Weltordnung verändert sich. Ausgelöst durch Corona-bedingte Lieferkettenengpässe und geopolitische Ängste beginnen Länder, die jahrzehntelange Globalisierung rückabzuwickeln. Zum ersten Mal seit Generationen stehen Kapitalismus und Demokratie vor ernsthaften Herausforderungen. Zusätzlich zu diesen Spannungen bestehen weltweit grosse demografische Unterschiede: Prognosen zufolge wird mehr als die Hälfte des Wachstums der Weltbevölkerung bis 2050 auf Afrika entfallen.1 Und während der globale Wohlstand (gemessen am BIP pro Kopf) weiter zunimmt, wächst die Kluft zwischen Arm und Reich weiter.2
Dies sind Beispiele für «strukturelle Kräfte des Wandels», für gewaltige tektonische Verschiebungen in unserer Lebensweise, unseren kulturellen Normen, unserer Umwelt, unserer Gesundheit und unserer Sicherheit. Diese Kräfte des Wandels, die manchmal auch als «Megatrends» bezeichnet werden, wirken in der Regel über mehrere Generationen hinweg und können einzelne Sektoren oder Gruppen betreffen. Sie können aber auch weitreichendere Folgen haben, die das Leben vieler Menschen beeinflussen und sich auf ganze Branchen und Volkswirtschaften auswirken.
«Die strukturellen Kräfte des Wandels, die heute in der Welt wirken, prallen aufeinander und führen zu Spannungen und Unsicherheit.»
Die strukturellen Kräfte des Wandels, die heute in der Welt wirken, prallen aufeinander und führen zu Spannungen und Unsicherheit. Proteste nehmen weltweit zu,3 die globalen Militärausgaben haben nach neun Jahren des Anstiegs in Folge neue Höchststände erreicht, 4 und die Erdtemperatur steigt weiter an.
Trotz dieser negativen Entwicklungen gibt es Chancen und Anlass zu Optimismus. Zahlreiche technologische Fortschritte und Innovationen sind aus Konflikten, Konfrontationen oder Notwendigkeiten entstanden. Angesichts der aktuellen geopolitischen Spannungen verschärft sich der Wettbewerb zwischen Ländern, und die Bemühungen, die Grenzen von Wissenschaft und Technologie zu verschieben, nehmen zu – oft mit Unterstützung der Regierungen.
Länder und Unternehmen wetteifern darum, die leistungsfähigste künstliche Intelligenz zu entwickeln, die robustesten Cybersicherheitssysteme zu schaffen, die besten Talente anzuziehen, die CO2-Emissionen in Landwirtschaft und Industrie auf ein Minimum zu reduzieren und die Effizienz der Gesundheits- und Sozialsysteme maximal zu steigern. Infolgedessen werden heute mehr Halbleiterfabriken (über 70 weltweit) gebaut und erweitert als je zuvor.5 Fünf Jahrzehnte nach der letzten Apollo-Mission wird der Mond wieder zum Ziel der bemannten Raumfahrt.6 Quantencomputer und Hyperschallraketen stehen nach jahrzehntelanger Forschung kurz davor, Realität zu werden.
Eine Beschleunigung des Innovationszyklus wird disruptive Kräfte freisetzen. Ein solcher Wandel kann für geduldige langfristige Anleger attraktive Chancen bieten. Neue Vorgehensweisen und Verfahren können zu Verschiebungen bei den Bewertungen führen.
Dominante Player können sich zu grossen, etablierten Unternehmen entwickeln, die nicht mehr in der Lage sind, schnell genug auf Veränderungen zu reagieren. Gleichzeitig geraten sie zunehmend ins Visier der Aufsichtsbehörden. Jedes Jahr werden die Gewinner von heute herausgefordert, und mit der Zeit werden einige von ihnen durch neue Wettbewerber ersetzt, die nicht durch Altlasten belastet sind und die Freiheit haben, ihr Geschäft mit neuen Technologien, Innovationen und Geschäftsmodellen umzugestalten.
«Dies wird sich mit der zunehmenden technologischen Innovation in den nächsten Jahrzehnten weiter beschleunigen. Und wenn Atome, Bits und Zellen die Grundlagen der modernen Welt sind, dann werden vor allem drei Innovationen die Zukunft prägen: KI, Biotechnologie und Klimatechnologie.»
Im Folgenden gehe ich auf sechs disruptive Themen ein, die die Welt in einer Weise verändern, die Anleger zur Kenntnis nehmen sollten.
KI und Robotik
Roboter- und Automatisierungssysteme werden seit den 1960er Jahren in Fabriken eingesetzt. Im Zuge des Fortschritts wird die Technologie immer einfacher zu bedienen und kostengünstiger. Der bestehende Markt wird durch neue, intelligentere Roboter- und Automatisierungslösungen aufgebrochen und das Marktvolumen steigt deutlich. «Automatisierung ist die neue Elektrizität. Sie ist transformativ und wird alles verändern», Ken Goldberg, University of California, Berkley.
Bis vor kurzem waren Roboter und Automatisierungssysteme «Automaten», die starr einem vorprogrammierten Code folgten. Das ändert sich jetzt. In den letzten 20 Jahren ist die Leistung von Computerprozessoren exponentiell gestiegen und die Kosten sind durch Skaleneffekte gesunken. Gleichzeitig haben sich Plattformtechnologien wie mobiles und Festnetz-Internet sowie Cloud-Diensteanbieter, die Datenspeicherung und Rechenleistung nach Bedarf anbieten, weiterentwickelt. KI-Algorithmen sind heute dank fortschrittlicher Prozessoren und der rasanten Zunahme digitaler Daten viel leistungsfähiger und nützlicher als je zuvor.
Roboter werden durch künstliche Intelligenz immer intelligenter, was ihren Nutzen für Industrie und Gesellschaft erheblich steigert. Die KI kann als das «Gehirn» des Roboters betrachtet werden: Je leistungsfähiger sie ist, desto autonomer kann der Roboter agieren, Veränderungen in seiner Umgebung wahrnehmen und darauf reagieren sowie aus eigenen Fehlern und denen seiner Roboterkollegen lernen.
Bis vor kurzem konzentrierten sich Robotik- und Automatisierungslösungen auf ein sehr kleines Marktsegment. Sie wurden hauptsächlich in Unternehmen eingesetzt, die nur geringe Unterschiede im Produktmix aufweisen und grosse Mengen an Gütern herstellen, wie beispielsweise Autos, Halbleiter, verarbeitete Lebensmittel, Flachbildschirme für Fernseher und Computer sowie Chemikalien.
Die Automatisierungssysteme werden jedoch immer intelligenter und autonomer, wodurch sie einfacher einzurichten und zu programmieren und allgemein sicherer zu bedienen sind. All diese Vorteile in Verbindung mit günstigeren Preisen machen den Einsatz von Robotern in immer mehr Anwendungsbereichen wirtschaftlich interessant. Roboter werden sowohl weiterhin in Produktionslinien als auch in anderen Bereichen in Fabriken eingesetzt, wobei die Systeme menschliche Arbeiter in kollaborativen Umgebungen unterstützen. Sie werden zunehmend auch ausserhalb von Fabriken eingesetzt, im Dienstleistungssektor, in der Landwirtschaft, in der Logistik, im Sicherheitsbereich, in Transportsystemen und in rein digitalen Automatisierungsanwendungen wie Prozesssimulationssoftware, Industriedesignsoftware und Predictive Maintenance Software, die es ermöglicht, vorherzusagen, wann Maschinen gewartet werden müssen, um Ausfallzeiten aufgrund unerwarteter Störungen zu vermeiden.
Mit der Weiterentwicklung von KI und anderen Technologien werden immer intelligentere Automatisierungslösungen zur Verfügung stehen, die den wachsenden Herausforderungen von Unternehmen, Regierungen und Gesellschaft gerecht werden. Diese innovationsgetriebenen Umwälzungen bieten geduldigen Anlegern langfristig eine Reihe attraktiver Chancen.
Sicherheit und Schutz
Angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen und Wohlstandsungleichgewichte sind Sicherheit und Schutz zu einem äusserst relevanten und wichtigen Thema geworden. IT-Sicherheit ist nur ein Aspekt dieses Themas. Während die Vorteile der Digitalisierung für die Gesellschaft in Form von Produktivitätssteigerungen und Wohlstand erste Früchte tragen, nehmen auch die damit verbundenen Cyber-Risiken zu. Da wir immer mehr sensible und persönliche Daten online speichern und auf digitale Dienste wie Bankgeschäfte oder Zahlungen angewiesen sind, steigt das Risiko, dass Unbefugte sich Zugang zu unseren Konten oder Systemen verschaffen oder unsere Passwörter, wichtige Informationen oder sogar unsere Identität stehlen.
Laut dem CrowdStrike Global Threat Report 2024 reicht ein «Gut-genug-Ansatz» nicht mehr aus, um modernen Bedrohungen im Bereich der Cybersicherheit zu begegnen. Da Unternehmen immer mehr Anwendungen und Daten in die Cloud verlagern, greifen Kriminelle gezielt Cloud-Umgebungen an, um cloudspezifische Funktionen auszunutzen und zu missbrauchen. Dem Bericht zufolge haben Angriffe auf Cloud-Umgebungen um 75% im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Zudem sei ein neuer Rekord bei der Breakout-Time bei Cyberkriminalität verzeichnet worden. So habe der schnellste dokumentierte Fall bei gerade einmal zwei Minuten und sieben Sekunden gelegen.
Cyberangriffe werden immer häufiger und raffinierter, und die Angreifer werden immer schneller. Sie führen interaktive Hands-on-Keyboard-Angriffe durch und nutzen legitime Tools, um nicht entdeckt zu werden. Um das Angriffstempo zu beschleunigen, versuchen Angreifer, auf verschiedenen Wegen an Zugangsdaten zu gelangen, beispielsweise indem sie diese für einige hundert Dollar bei Access Brokern im Dark Web kaufen. Organisationen werden daher nicht umhin kommen, mehr in IT-Sicherheit zu investieren.
IT-Sicherheit ist kein Winner-takes-all-Markt. Angesichts der Komplexität und Vielfalt der Cyberbedrohungen handelt es sich nicht einmal um einen Markt, auf dem einige wenige Unternehmen das grosse Geschäft machen. Da sich die Technologien sowohl auf der Angreifer- als auch auf der Verteidigungsseite ständig weiterentwickeln, gehen wir davon aus, dass die Marktchancen auch in Zukunft nicht von einem einzigen Anbieter voll ausgeschöpft werden können. Vielmehr rechnen wir in den kommenden Jahren mit erheblichen Wachstumschancen für spezialisierte Unternehmen.
Für unsere Gesellschaft ist nicht nur die IT-Sicherheit wichtig, sondern auch die physische und psychische Sicherheit. In der «Bedürfnishierarchie» von Professor Abraham Maslow, die er erstmals in den 1970er Jahren veröffentlichte, wird das Bedürfnis nach «Sicherheit» als eines der menschlichen Grundbedürfnisse neben den physiologischen Grundbedürfnissen nach Nahrung, Wasser, Wärme und Ruhe beschrieben. Es folgen die höheren psychologischen Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Selbstachtung und Selbstverwirklichung.
«Aufgrund struktureller Faktoren wie der fortschreitenden Digitalisierung unserer Gesellschaft, der Einführung von Robotik und Automatisierung sowie der zunehmenden Komplexität, Spannungen und Ungleichheit in der Welt werden Sicherheit und damit zusammenhängende Instrumente und Dienstleistungen aus unserer Sicht immer wertvoller und damit als langfristige Investition attraktiv.»
Innovative Gesundheitsversorgung
In den letzten 100 Jahren hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung weltweit nahezu verdoppelt, was vor allem auf die Verbesserung der Gesundheits- und Sanitärversorgung zurückzuführen ist. Ein genauerer Blick zeigt allerdings, dass die Realität nicht ganz so rosig aussieht. Die Gesundheitsausgaben, die heute weltweit mehr als 10% 7 und in den USA 17% des BIP ausmachen, steigen langfristig, und bei der Lebenserwartung scheint in vielen Ländern trotz der höheren Ausgaben eine Grenze erreicht zu sein.
Die Gesundheitsversorgung ist in vielen Ländern unerschwinglich, und die fortschrittlichsten Behandlungen stehen nur einer wohlhabenden Minderheit oder gut Versicherten zur Verfügung. Trotz grosser Gesundheitsbudgets sind viele nationale oder staatlich finanzierte Gesundheitssysteme personell unterbesetzt und weisen eine hohe «vermeidbare Sterblichkeit» und «behandelbare Sterblichkeit» auf.8
Das Potenzial für Effizienzsteigerungen, Kostensenkungen und verbesserte Patientenergebnisse ist auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette im Gesundheitswesen erheblich. Durch die Kombination von Technologien aus verschiedenen Bereichen, von IT mit OT,9 , Biologie und Materialwissenschaften, entstehen neue innovative Möglichkeiten für die Erkennung und Diagnose von Krankheiten, die Behandlung und das Management von Krankheiten sowie die Entdeckung und Entwicklung neuer Therapien.
Systeme, die eine frühere und genauere Diagnose ermöglichen, und fortschrittliche Plattformen für die Arzneimittelentwicklung, die personalisierte und möglicherweise genbasierte Arzneimittel hervorbringen, könnten einen Paradigmenwechsel in der Gesundheitsfürsorge einleiten, von der Behandlung und Pflege von Patienten hin zu einer Ära, in der die Gesundheit erhalten und Krankheiten vorhergesagt werden können, sodass Gegenmassnahmen ergriffen werden können, um den Ausbruch der Krankheiten zu verhindern. Darüber hinaus ermöglicht die Digitalisierung unmittelbare Effizienzsteigerungen beim Betrieb von Krankenhäusern, bei der Nutzung von Patientendaten und bei der Interaktion mit Leistungserbringern.
Im Zuge der Digitalisierung des Gesundheitswesens werden Automatisierung, Robotik und künstliche Intelligenz eingesetzt, um Effizienzsteigerungen zu erzielen und die Fähigkeiten in der Arzneimittelentwicklung, Krankheitsdiagnose und Chirurgie zu verbessern. Doch je mehr wir digitalisieren und automatisieren, desto wichtiger wird es, dafür zu sorgen, dass die Systeme sicher und vor Cyberangriffen geschützt sind.
Klimalösungen
Fortschritte in der Medizin und rasante Produktivitätssteigerungen während der industriellen Revolution haben zu einem beispiellosen Anstieg der Weltbevölkerung von 2 Milliarden im Jahr 1920 auf heute 8 Milliarden geführt.10 Da 57% der Menschen in Städten leben11 und heute mehr als 80% des globalen BIP erwirtschaften,12 liegt der globale Ressourcenverbrauch weit über den planetaren Grenzen. Um der wachsenden Nachfrage nach Rohstoffen, Energie und Fertigprodukten Rechnung zu tragen, müssen wir unsere Lebensweise sowie die Art, wie wir Produkte herstellen und Dienstleistungen erbringen, überdenken.
«Der Umstieg von endlichen auf erneuerbare Ressourcen verändert Unternehmen in einer Reihe von Branchen.»
Da die Auswirkungen des Klimawandels immer offensichtlicher werden, verändert der Umstieg von endlichen auf erneuerbare Ressourcen die Unternehmen in zahlreichen Branchen, beispielsweise durch die Elektrifizierung des Verkehrs-, Bau- und Industriesektors, um umfangreiche Emissionsreduktionen zu ermöglichen. Dieser Trend führt zu bedeutenden Innovationen und Investitionsmöglichkeiten im Bereich «Klimalösungen».
Im Zusammenhang mit dem bereits erwähnten Wachstumsschub bei der Nachfrage nach KI-Technologien ermöglichen Flüssigkeitskühllösungen beispielsweise eine erhebliche Verbesserung der Kühlleistung bei gleichzeitiger Energieeinsparung von bis zu 50% im Vergleich zu herkömmlichen Kühllösungen in Rechenzentren.13 Da Konnektivität in der Welt der Konsumenten, in der Logistik und im verarbeitenden Gewerbe eine immer wichtigere Rolle einnimmt, wird für das Internet der Dinge (IoT) zwischen 2021 und 2027 eine jährliche Wachstumsrate von 16% prognostiziert. Diese Geräte sind entscheidend für ein effizientes Ressourcenmanagement in der Wasserversorgung, Beleuchtung und Abfallentsorgung, sodass Anbieter von «Klimalösungen» über einen wachsenden adressierbaren Markt verfügen. Schliesslich ermöglicht Spitzenforschung im Bereich der Biolösungen die Substitution herkömmlicher Kunststoffe und die Bioraffination von organischen Abfällen und Stärke. Dadurch wird die Kreislaufwirtschaft bei der Nutzung natürlicher Ressourcen unterstützt und gleichzeitig das Potenzial geschaffen, die globalen Emissionen bis 2030 um 8% zu senken.14
Energieevolution
Angesichts des Bevölkerungswachstums und des steigenden Energiebedarfs werden die Bezahlbarkeit und die Sicherheit der Energieversorgung immer wichtiger. Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen, die die Energiepreise in die Höhe getrieben und die Energieunabhängigkeit ganz oben auf die politische Agenda gesetzt haben, haben dies nur allzu deutlich gemacht. Darüber hinaus konzentrieren sich Regierungen, Unternehmen und Konsumenten zunehmend auf die Eindämmung des Klimawandels durch politische Massnahmen, Prozessänderungen und veränderte Konsumentenpräferenzen. Der Übergang von einer Wirtschaft und Gesellschaft, die zur Deckung ihres Energiebedarfs stark von Kohlenwasserstoffen abhängig sind, zu einem saubereren und umweltfreundlicheren Energiesystem ist der wirtschaftlichste Weg, um das doppelte Ziel zu erreichen, Energiesicherheit zu erschwinglichen Preisen zu gewährleisten und gleichzeitig den Klimawandel zu bekämpfen. Ein zentraler Aspekt der Energiewende ist die Elektrifizierung, also der verstärkte Einsatz strombetriebener Geräte im Alltag und die Abkehr von Öl, Gas und Kohle. Beispiele sind das Kochen oder Heizen mit Strom, die Nutzung von Elektrofahrzeugen oder die Versorgung von Rechenzentren mit sauberer Energie. Die Elektrifizierung wird durch die rasante technologische Entwicklung ermöglicht: Die Kosten für erneuerbare Energien sind aufgrund des technologischen Fortschritts deutlich gesunken, sodass die Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie heute mit herkömmlichen, auf fossilen Brennstoffen basierenden Energiequellen konkurrieren kann.
Die zunehmende Elektrifizierung und der wachsende Anteil erneuerbarer Energien erfordern verstärkte Investitionen in Stromverteilungsnetze. Diese müssen dezentraler werden und die Übertragung und Verteilung kleiner Mengen in beide Richtungen ermöglichen. Dazu müssen nicht nur Investitionen in intelligente Netztechnologien getätigt werden, sondern auch in die Komponenten für ein widerstandsfähiges Netz: Wichtige Materialien für die Energiewende wie Kupfer und Aluminium für Leitungen und Verbindungen sowie Lithium, Kobalt, Nickel, Mangan und Graphit für Batterien, die Strom im Netz speichern, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht, werden zu begehrten Rohstoffen. Deshalb geht es bei Investitionen in die Energiewende nicht nur um erneuerbare Energien, saubere Technologien oder Elektrofahrzeuge und die dazugehörige Infrastruktur, sondern auch um die Wahrnehmung von Chancen bei Mineralstoff- und Chemietechnologieunternehmen.
Infrastruktur
Eine moderne, robuste und zuverlässige Infrastruktur ist für alle oben genannten Themen von entscheidender Bedeutung. Die Infrastruktur ist das Rückgrat jeder Volkswirtschaft. Sie ist die Grundlage unserer Zivilisation und Gesellschaft. Diese langfristigen Vermögenswerte ermöglichen den Transport von Personen und Gütern, die Erzeugung und Übertragung von Energie, die Trinkwasserversorgung, Abfallentsorgung sowie die Speicherung und den Austausch von Daten (digitale Medien, Nachrichten, Gesundheitsdaten, Unternehmens- und Regierungsinformationen usw.).
«Das Streben nach immer höherer Produktivität, Dekarbonisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung führt weltweit zu vermehrten Investitionen in Infrastruktur.»
Das Streben nach immer höherer Produktivität, Dekarbonisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung führt weltweit zu vermehrten Investitionen in Infrastruktur. Um einen katastrophalen Klimawandel zu verhindern, muss die Welt bis 2050 in allen Bereichen, insbesondere in der Energieerzeugung, in Gebäuden, in der Industrie und im Verkehr, Netto-Null-CO2-Emissionen erreichen.
Das bedeutet, dass ein Grossteil der fossilen Kraftwerke stillgelegt und durch Wasser-, Wind-, Solar-, Wellen- und sicherere Atomkraftwerke ersetzt werden muss. Laut IRENA wird die Zahl der Elektroautos bis 2050 auf über 2 Milliarden steigen, wobei dies vom Aufbau einer Ladeinfrastruktur abhängt. Die Zahl der Wärmepumpen in Haushalten und Büros wird sich bis 2050 voraussichtlich auf rund 800 Millionen erhöhen.15
Der rasante Anstieg des Datenvolumens und die Nachfrage nach ultraschnellen Datenverbindungen zur Unterstützung des autonomen Fahrens und aller Anwendungen der künstlichen Intelligenz erfordern den Ausbau von 5G- und Glasfasernetzen sowie eine riesige Flotte von Rechenzentren.
Fokus auf die Gewinner von morgen
Für viele Branchen beginnt ein goldenes Zeitalter der Innovation. Die Megatrends wirken langfristig, unabhängig von Konjunkturzyklen und kurzfristigen Schwankungen an den Aktienmärkten. Sie weisen langfristige Wachstumseigenschaften auf, die äusserst vorteilhaft für Anlagestrategien sein können.
Dennoch ist eine gewisse Vorsicht angebracht. Auch wenn die langfristigen Aussichten überzeugend sind, können kurzfristig grössere Herausforderung bestehen.
Konjunktur, Politik, Zinsen, Steuern, Regulierung, Handelskonflikte und zahlreiche andere Faktoren können die kurzfristige Wertentwicklung belasten. Wenn die langfristige Perspektive intakt ist und die jeweiligen Unternehmen gesund sind, stellen Phasen mit unterdurchschnittlicher Performance oft eine Kaufgelegenheit dar.
Bei einigen Themen und Märkten könnte dies heute der Fall sein. Saubere Energie und Umweltschutz wurden durch den Krieg in den Hintergrund gedrängt. Corona hat nicht nur viele Menschenleben gefordert, sondern auch den Gesundheitssektor mit erheblichen Schulden belastet, sodass die Ausgaben für innovative und digitale Gesundheitslösungen bis heute auf niedrigem Niveau verharren. Da alle unsere Strategien aufgrund unseres Pure-Play-Ansatzes ein ordentliches Engagement in kleineren Unternehmen aufweisen, waren die letzten 18 Monate für viele eine schwierige Phase, in der steigende Zinsen einen überproportional hohen Einfluss auf die Bewertung kleinerer Unternehmen im Vergleich zu Large und Mega Caps hatten.
Kurzfristige Herausforderungen gehen jedoch in der Regel mit langfristigen Chancen einher. Anleger müssen auf die richtigen langfristigen Themen setzen und die wichtigsten Innovationen identifizieren, die durch kreative Zerstörung am meisten Wert schaffen.
«Während sich für einige Unternehmen grosse Chancen bieten, stehen einige etablierte Unternehmen vor erheblichen Herausforderungen.»
Wenn sich Branchen stark verändern, reagieren Unternehmen, strukturieren um und passen sich an, und oft greifen Regierungen und Regulierungsbehörden ein und nehmen Einfluss. Während sich für einige Unternehmen grosse Chancen bieten, stehen einige etablierte Unternehmen vor erheblichen Herausforderungen. Um auf die langfristigen Gewinner zu setzen und gleichzeitig die Verlierer zu meiden, müssen thematische Anleger die Branche und die Technologien grundlegend verstehen. Ausserdem müssen sie äusserst selektiv vorgehen.
Angesichts der globalen Megatrends dürften die oben beschriebenen langfristigen Themen über einen Marktzyklus hinweg das Potenzial für überdurchschnittliche Renditen bieten.
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