Das Wichtigste in Kürze

  • Häufig schiebt man finanzielle Themen wie beispielsweise Anlegen lange vor sich hin. Grund dafür kann der sogenannte «Selfcontrol Bias» sein.
  • Entscheiden wir uns für eine Anlagestrategie, fällt es uns trotzdem schwer, dieser langfristig zu folgen, gerade in Phasen grösserer Marktschwankungen.
  • Das Folgen von Trends kann dazu verleiten, die eigene Anlagestrategie zu vernachlässigen.
  • Eine weitere Möglichkeit, warum wir vom ursprünglichen Plan abweichen, ist der sogenannte Rückschaufehler, wobei wir im Nachhinein vieles besser wissen.
  • Testen Sie Ihr Wissen am Ende des Artikels.

Zögern Sie, überschüssige Liquidität in Ihrem Vermögen zu investieren, obwohl dieses auf dem Konto keine Rendite erzielt? Damit sind Sie nicht allein.

Rational betrachtet, ist Ihnen vielleicht bewusst, dass eine Investition langfristig einen finanziellen Mehrwert bringen könnte. Oftmals fehlt es aber an Motivation, das eigene Geld für die Zukunft anzulegen und nicht im Jetzt auszugeben – besonders in jungen Jahren.

Und auch wenn wir uns schliesslich für eine Investition entscheiden, können bereits geringe Marktschwankungen zu Verunsicherung führen. Solche Situationen verleiten zu unüberlegten Handlungen – wie beispielsweise dem überstürzten Verkauf einer Anlage.

Zurückzuführen sind diese Verhaltensweisen in vielen Fällen auf unbewusste innere Abläufe wie zum Beispiel den Selbstkontroll-Effekt, den sogenannten Hindsight Bias oder das Herdenverhalten.

Warum mangelnde Disziplin Ihren zukünftigen Gewinn gefährdet

Wer kennt es nicht? Zum Jahresstart fassen wir uns neue Vorsätze, nur dass wir sie wenig später wieder über Bord werfen können. Weniger arbeiten, sich gesünder ernähren oder auch besser haushalten: Oftmals fällt es uns schwer, unsere Vorhaben langfristig umzusetzen. Gerade fürs Thema Geld gilt dies besonders.

Für Job-Einsteigerinnen und -Einsteiger stehen am Anfang oft andere Investitionen im Vordergrund. So werden eher Möbel für die erste eigene Wohnung oder ein Auto angeschafft, als mit dem Lohn Aktien zu kaufen oder in die Altersvorsorge zu investieren.

Warum wir dies tun? Ein Grund dafür kennt die Verhaltenspsychologie: Gemäss dem Selfcontrol Bias – oder auf Deutsch dem Selbstkontroll-Effekt – neigen Menschen dazu, heute mehr Geld auszugeben als für die Zukunft anzulegen. Dies, weil uns oftmals die nötige Vorstellungskraft für zukünftige Ereignisse oder schlichtweg die Disziplin fehlt.
Finanziell jedoch würde es sich vermutlich lohnen, eine längerfristige Perspektive ins Auge zu fassen. Sie träumen von einem Eigenheim oder der Selbstständigkeit? Wenn Sie frühzeitig investieren und Ihr Geld geschickt anlegen, wird aus Wünschen vielleicht bald mehr als ein vager Neujahrsvorsatz.

Tipps:

  • Definieren Sie Wünsche, Bedürfnisse und finanzielle Ziele wie zum Beispiel ein Eigenheim, eine Weltreise, eine Familie gründen oder ein neues Hobby für die Zeit nach der Pensionierung.
  • Legen Sie einen Zeithorizont fest, innerhalb dessen Sie diese umsetzen möchten.
  • Basierend darauf legen Sie die passende Anlagestrategie fest, wie Sie diese Ziele erreichen möchten.

So wecken Marktschwankungen den Herdentrieb

Stellen Sie sich vor, Sie sind in den Ferien und suchen nach einem Restaurant für Ihr Abendessen. Vor einem Restaurant warten bereits viele Personen, vor dem Restaurant nebenan nur wenige. In welches Lokal würden Sie eher gehen? Wahrscheinlich tendenziell ins erste. Wenn so viele Leute anstehen, muss das Essen ausgezeichnet schmecken, oder so scheint es. Wie die meisten Personen unterliegen Sie in diesem Fall dem Herdenverhalten – oder auf Englisch dem Herding Behaviour.

Dieses Herdenverhalten kennt man auch in der Finanzbranche. Anlegerinnen und Anleger neigen manchmal dazu, Marktentwicklungen und -schwankungen zu unterschätzen. Perfekte Voraussagen gibt es nicht und veränderte Marktsituationen lassen sich selten einfach nachvollziehen, geschweige denn voraussagen.

Menschen orientieren sich unbewusst gerne an Personen im eigenen Umfeld, aber auch an Personen, die im eigenen Verständnis eine fachliche Vorbildrolle oder Referenz darstellen. Dies gibt ihnen ein (unter Umständen falsches) Gefühl von Sicherheit. Dieses Phänomen erklärt teilweise, wieso Investorinnen und Investoren vielfach dann Aktien kaufen, wenn die Preise steigen und sie sofort wieder verkaufen, wenn die Preise sinken.

Folgen von Herdenverhalten

Aber Achtung: Gruppenorientiertes Verhalten kann gefährlich sein. Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf einem kleinen Boot mit fünf weiteren Personen. Bewegen sich plötzlich alle auf eine Seite, droht das Boot zu kippen. Ähnliches lässt sich auf den Finanzmärkten beobachten. Asset-Blasen entstehen, wenn panisch Aktien oder Obligationen in Massen ge- oder verkauft werden. Der Markt kann sogar komplett zusammenbrechen; geschehen 2001, als die Technologieblase platzte und unzähligen privaten Anlegerinnen und Anlegern hohe Verluste brachte.

Um dem Herdentrieb nicht zu verfallen, kann die Evaluation des eigenen Risikoprofils hilfreich sein. Anlagestrategien passen dann gut zu einer Investorin oder einem Investor, wenn die Person Marktschwankungen aussitzen kann und bei Verlusten nicht in finanzielle Not gerät.

Herding Behaviour greift nicht nur in Zeiten von Verunsicherung. Auch Trends oder Empfehlungen von öffentlichen Meinungsträgerinnen und -trägern können Massen mobilisieren.

Wer künftig in eine unbehagliche Anlagesituation kommt, sollte sich zuerst auf die eigene langfristige Strategie besinnen und wenn, dann fundierte Massnahmen definieren. Noch weiter geht das berühmte Zitat des US-amerikanischen Grossinvestors und Autoren Warren Buffet:

Seien Sie ängstlich, wenn die Welt gierig ist, und seien Sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist.

Tipps:

  • Reagieren Sie nicht bei jeder Marktschwankung wie ein grosser Teil der Anlegerinnen und Anleger, ohne dies in den Kontext Ihrer finanziellen Situation und Ziele gesetzt zu haben.
  • Kurzfristige Reaktionen vernachlässigen oft, dass Anlagestrategien auf einen langfristigen Zeithorizont ausgerichtet sind.
  • Informieren Sie sich am besten regelmässig über Trends und Marktentwicklungen.
  • Der Rat eines Experten oder einer Expertin, die Marktinformationen und -bewegungen in den Kontext Ihres Portfolios setzen zu können, ist ebenfalls zu empfehlen.

Der Rückschaufehler – hinterher ist man immer schlauer

«Hab ich es doch gewusst» oder «Das war ja absehbar». Gerade bei Investitionen wäre es äusserst lukrativ zu wissen, wie sich der Markt in Zukunft entwickelt. Tatsächlich ist es unmöglich, im Vorhinein zu wissen, ob man die richtige Wahl getroffen hat. Dennoch tendieren Menschen dazu, im Nachhinein zu behaupten, den Ausgang einer Situation erahnt zu haben. Anlegerinnen und Anleger sind diesem Hindsight Bias (auf Deutsch dem Rückschaufehler) nicht selten verfallen.

Das Gedächtnis passt unsere Vorhersage unserem aktuellen Wissensstand an. Dadurch können sich Personen nicht mehr an die Prognose erinnern. Im Nachhinein erscheint das Ergebnis als unumstösslich, fast so, als hätte es nicht anders kommen können.

Tipps:

  • Halten Sie bei jeder Anlage fest, welche Vor- und Nachteile Sie vor Ihrer Entscheidung in Betracht gezogen haben. So schätzen Sie Ihr Verhalten im Nachhinein tendenziell weniger falsch ein.

Es zeigt sich, dass es beim Anlegen Verhaltenstendenzen gibt, die uns unbewusst beeinflussen. Es lohnt sich daher, die eigene Anlagestrategie regelmässig zu prüfen und wichtige Entscheidungen schriftlich festzuhalten. Auch wenn der Grossteil der Anlegerschaft eine andere Richtung einschlägt, muss diese nicht per se auch für Sie richtig sein.

Testen Sie Ihr Wissen

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Sie haben in Ihrem Freundeskreis eine Person, die sich sehr gut mit dem Finanzmarkt auskennt. Diese Person erzählt an einem Abend unter Freunden von einer Aktie, die gerade «in» ist und die man unbedingt ins Portfolio aufnehmen sollte, bevor es zu spät ist. Sie tun es Ihren Freunden gleich, zücken Ihr Smartphone und schlagen zu. Welcher Verhaltenstendenz sind Sie gerade verfallen?

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Petra hat sich vor einem Jahr Aktien von einem Technologie-Unternehmen gekauft. Nach einem Jahr hat sich der Kurswert der Aktie verdoppelt. Sie klopft sich auf die Schulter und gratuliert sich selbst zum sehr guten Kauf. Welcher Verhaltenstendenz ist Petra verfallen?

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