Die Händlerinnen und Händler haben das Sagen

Zehn Franken für eine Zeichnung auf Etsy, 120 000 US-Dollar für eine mit Klebeband befestigte Banane, Millionen für ein Aquarell. Wer oder wie werden die Preise für all diese «Kunst» definiert? Anne Laure Bandle ist Anwältin und berät Menschen zu den Themen Kunst, Entertainment und Copyright. Laut Bandle sind die weltweit führenden Kunsthändlerinnen und Kunsthändler der Ursprung der Preiskette, da sie eben die Künstlerinnen und Künstler auswählen, die sie vermarkten wollen.

«Die wichtigsten Händlerinnen und Händler sind so bekannt geworden wie ihre Kunstschaffenden. Zum Beispiel war Irving Blum der erste Kunsthändler, der Andy Warhol ausstellte, woraufhin alle Sammlerinnen und Sammler fortan jeden seiner Geschäftsschritte verfolgten. Händlerinnen und Händler positionieren ihre Kunstschaffenden also so, dass möglichst viele Kunstkritiken in den Medien positiv ausfallen, damit einen ‹Buzz› auslösen und Museen eine Ausstellung ihrer Werke in Erwägung ziehen, was beides wertsteigernd wirkt.»

Kunsthype

Bandle erklärt weiter, dass diese Akteurinnen und Akteure durch ihr Handeln Präferenzen im Kunstmarkt erzeugen. Letztlich erreichen diese durch ihren Wunsch, das Kunstobjekt zu kaufen, die Nachfrage beim Verkauf zu prägen. «Und schliesslich hat auch die Tatsache, dass sich in den letzten Jahren immer mehr Prominente auf Kunstmessen begeben und Kunst kaufen, zum Kunsthype beigetragen.»

Was macht Kunst zu Kunst?

Die Frage, was Kunst zu Kunst macht, sei rechtlich gesehen sehr komplex. Denn im Zweifel sind auch Alltagsgegenstände, wie dies bei Readymade-Art der Fall ist, Kunstobjekte. «Generell werden der Kunst keine Grenzen gesetzt. Das Recht umschliesst als Kunst alle Kulturgüter, die von Bedeutung für Archäologie, Geschichte, Literatur, Kunst oder Wissenschaft sind. Das Urheberrecht schützt hingegen nur jene Werke, welche genügend individuell sind», so Bandle.

Wenn Anne Laure Bandle das wüsste, würde sie es uns zu Recht nicht verraten, sagt sie. Aber: «Wie bei vielen Berufen kommt es auf das Talent, das eine Kunsthändlerin oder ein Kunsthändler gut vermarkten kann, sowie auf gute Kontakte an. In den letzten Monaten wurde viel Wirbel um bisher unterbewertete Künstlerinnen und Künstler gemacht, die nun immer mehr Anreiz finden, auch bei Museen.»

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