Der schonendere Umgang mit unserem Planeten und die Minderung der Auswirkungen des Klimawandels sind Themen, mit denen sich nahezu unüberschaubar viele Organisationen und Institute befassen. Die ökologischen und sozialen Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen, sind enorm. Um ihnen zu begegnen, ist sowohl entschlossenes Handeln als auch Kapital nötig. Anlegerinnen und Anleger können dazu beitragen, indem sie Impact-Investing-Lösungen finanzieren, die darauf abzielen, messbare positive Veränderungen bei diesen Problemen zu erreichen.

Was ist Impact Investing?

Im Jahr 2007 führte die Rockefeller-Stiftung eine Kennzeichnung für Investments ein, die in der Absicht vorgenommen werden, sowohl finanzielle Erträge als auch eine positive soziale oder ökologische Wirkung zu erzielen. «Zuvor nahm man an, dass sich die beiden Ziele gegenseitig ausschliessen würden», erklärt Nobelpreisträger Michael Spence. Diese Anschauung hat sich geändert. Impact Investing beruht auf der Idee, dass man tatsächlich beides erreichen kann.

Kurz gesagt sind Impact Investments darauf ausgerichtet, messbare positive Veränderungen in Bezug auf ökologische, soziale oder Governance-Aspekte zu erzielen.

Dass Unternehmen ihr Verhalten ändern, ist entscheidend

Spence erläutert, dass ökologische Herausforderungen nicht bewältigt werden können, wenn man die Verantwortung dafür nur den Regierungen zuschiebt. «Das ist kein Problem, das rein durch die Politik gelöst werden kann», betont er. «Hierzu bedarf es eines Wertewandels und grundsätzlicher Verhaltensänderungen. Der allgemeine Trend scheint sich vom Modell der Maximierung des Shareholder Value abzuwenden, bei dem alle diese Ziele der Regierung zugeschoben werden. Der Unternehmenssektor ist einfach zu wichtig.»

Viele Unternehmen verstehen, dass die Integration von Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsmodelle für sie vorteilhaft ist, da das Bewusstsein für ökologische und soziale Probleme wächst. «Wenn Sie nicht nachweisen können, dass Sie unter dem Strich etwas Gutes bewirken, wird Ihnen das schaden», so Spence. «Weitblickendere Unternehmer haben das schon kapiert.»

Spences Nobelpreiskollege, der Vertragstheoretiker Bengt Holmström, stimmt zu. «Die Bedenken der Öffentlichkeit in Bezug auf die Umwelt gewinnen wirklich schnell an Fahrt. Diejenigen, die dies ignorieren und einfach sagen ‹Wir führen unsere Geschäfte weiter wie bisher›, werden finanziell schlechter dastehen.»

«Wenn sich dieser Trend fortsetzt und immer mehr Menschen ihr Anlageverhalten verändern, könnte der Zeitpunkt kommen, an dem sich dies tatsächlich auf die Kapitalkosten an den öffentlichen Märkten auswirkt», so Spence. «Wenn Sie gemäss Ihren Werten investieren, könnten Sie in etwa 15 Jahren zur Mehrheit gehören.»

Wird das gestiegene Bewusstsein, das Anlageverhalten verändern?

Aber spiegeln sich der Bewusstseinswandel und die Veränderungen bereits im Anlageverhalten wider? «Die Menschen verstehen, dass es wichtig ist, ob Volkswirtschaften ein nachhaltiges Wachstum erzielen», bestätigt Spence. «Sie beginnen gerade erst, zu verstehen, was dies im Hinblick auf vernünftige Ziele für ihre Anlagen bedeutet.»

Der Finanzökonom Robert Merton fügt hinzu: Das Finanzsystem kann selbst sehr tiefgreifende reale Effekte bewirken, auch im Hinblick auf ökologisch vorteilhafte Ergebnisse. Es wird einige Zeit dauern, aber es steht ausser Zweifel, dass dies auf der Agenda steht.» Wenn es darum geht, Veränderungen voranzutreiben, kommt den Anlegern eine wichtige Rolle zu. Dazu gehört auch, dass sie die Macht ihres Kapitals verwenden können, um Erwartungen hinsichtlich des Verhaltens von Unternehmen in Bezug auf die Mitmenschen und den Planeten zu vermitteln.

Beurteilung der Grösse des Marktes für Impact Investing

Nach Angaben des Global Impact Investing Network (GIIN) wurden im Jahr 2020 insgesamt 715 Milliarden US-Dollar von Impact-Anlegern verwaltet. Diese Zahl ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Gesamtumfang der globalen Aktienmärkte ist sie aber immer noch klein. Im Jahr 2020 entsprach die Grösse des Aktienmarktes 89 Billionen US-Dollar.

Ein Aspekt, der Anleger abhalten könnte, ist die Sorge, dass die Verfolgung nachhaltiger Ziele die potenziellen finanziellen Renditen beeinträchtigen könnte. Die Performancegeschichte reicht zwar nicht allzu weit zurück. Doch unseres Erachtens sollten sich Impact Investments ebenso gut oder sogar besser entwickeln als traditionelle Investments. Dafür spricht allein das enorme Chancenspektrum. Bei der jährlichen Anlegerumfrage des GIIN unter 200 führenden globalen Impact-Investing-Institutionen gaben die meisten an, dass ihre Investments die Erwartungen an die Wirkung und die finanzielle Performance erfüllt hätten. 15 Prozent berichteten sogar, ihre Erwartungen seien übertroffen worden.

Erzielen diese Strategien tatsächlich eine Wirkung?

Wie können Anleger zuversichtlich sein, dass Lösungen für Impact Investing tatsächlich positive Veränderungen bewirken? Die von der International Finance Corporation (IFC) zusammen mit globalen Investoren wie UBS ausgegebenen Operating Principles for Impact Management bieten einen Rahmen, der sicherstellen soll, dass die Wirkung voll in den Lebenszyklus der Anlage integriert ist. Jeder Anleger wendet diese Grundsätze in unterschiedlicher Weise an, um eine Wirkung zu erzielen. Die Absicht dahinter ist jedoch, eine gemeinsame Basis zu schaffen und Best Practices unter Anlegern zu fördern, die ausdrücklich positive Veränderungen anstreben. Dies könnte dazu beitragen, «Impact Investing zum Mainstream zu machen», wie der CEO des IFC, Philippe Le Houerou bemerkte.

Jeder Anleger misst und steuert die Wirkung unterschiedlich. Dies hängt von seinem Ansatz und den angestrebten Ergebnissen ab. Die Wirkung sollte jedoch genauso verfolgt und gesteuert werden wie die finanzielle Performance. Mit Blick auf die weitere Entwicklung ist es wichtig, bessere Messverfahren zu entwickeln, damit die Anleger die mit ihren Investments erzielte Wirkung zuversichtlich beurteilen können.

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