(v.l.) Christa Emminger ist Leiterin Personal Banking Region Zürich. Sandra Huber-Schütz ist Leiterin Personnel Financial Affairs und Business Lead Women’s Wealth. Jackie Bauer ist Ökonomin und Vorsorgeexpertin.

Sandra Huber-Schütz, laut der UBS Women’s Wealth Studie 2021 interessiert sich lediglich jede fünfte Frau für ihren Vermögensaufbau. Wie beurteilen Sie diese Umfrage?

Huber-Schütz: Dieses Ergebnis macht mich schon sehr nachdenklich, noch geringer ist übrigens das Interesse am Aktien- und Finanzmarkt. Paradoxerweise ist es gerade für Frauen sehr wichtig, sich mit dem Thema Vermögensaufbau zu befassen.

Warum?

Huber-Schütz: Ein Aspekt ist zum Beispiel, dass Frauen im Durschnitt vier Jahre älter werden als Männer, weshalb sie auf lange Sicht mehr Kapital brauchen. Kommt hinzu, dass Frauen immer noch häufiger Teilzeit arbeiten und zudem oft längere Pausen machen, wenn sie eine Familie gründen. All das sind Aspekte, die einen grossen Einfluss auf die persönliche Vorsorgesituation haben.

Bauer: Wir wissen, dass bei den Frauen vor allem bei der Vorsorge häufiger Lücken entstehen. Das ist in vielerlei Hinsicht problematisch. Bedenklich finde ich, dass sich gerade junge Frauen noch viel zu selten mit ihrer Vorsorge oder der eigenen Finanzplanung auseinandersetzen.

Wo liegen die Gründe für das Desinteresse?

Bauer: Vorsorgeplanung klingt immer etwas langweilig. Es ist zwar nachvollziehbar, dass sich eine 25-jährige Frau noch nicht mit ihrer Altersvorsorge beschäftigen möchte – wichtig wäre es trotzdem.

Emminger: Im Alltag in unseren Geschäftsstellen spüren wir, dass viele Frauen Respekt vor den Fachbegriffen und vor der vermeintlichen Komplexität haben. Zudem trauen sie sich im Vergleich zu Männern tendenziell weniger, fachliche Unterstützung zu holen und einen Beratungstermin zu vereinbaren.

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Gleichzeitig wünschten sich 7 von 10 Frauen, sie hätten sich früher mit der Altersvorsorge befasst. Müssten die Finanzinstitute hier nicht noch mehr Hürden abbauen?

Emminger: Absolut. Deshalb versuchen wir auch, Frauen auf verschiedenen Ebenen abzuholen und die Themen Vorsorge und Finanzplanung aktiv anzusprechen.

Huber-Schütz: Und das ist auch unbedingt notwendig. Tatsache ist, dass 9 von 10 Frauen im Laufe ihres Lebens in die Situation kommen, in der sie sich vertieft mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen müssen. Das kann zum Beispiel bei einer Scheidung oder bei einem frühen Tod des Partners der Fall sein. Kommt es zu solchen Situationen, erleben wir oft, dass die Frauen unvorbereitet sind.

Inwiefern?

Huber-Schütz: Zum Beispiel fehlt teilweise die volle Transparenz über die finanzielle Situation, insbesondere auch was das Vorsorgekapital anbelangt. Sich erst dann damit auseinanderzusetzen, ist für viele Frauen oft eine zusätzliche Belastung und kann sogar zu unangenehmen Überraschungen führen. Unser Ziel ist es, Frauen zu motivieren und inspirieren, sich frühzeitig mit der persönlichen Vermögensplanung zu befassen. Mit der UBS Women’s Wealth Academy stellen wir dazu eine digitale Wissensplattform zur Verfügung, welche die verschiedenen Aspekte der Finanzplanung adressiert.

Funktioniert das?

Huber-Schütz: Ja, absolut! Die Community wächst stetig. Viele Userinnen besuchen die Plattform regelmässig; sie lesen die Beiträge und absolvieren Lernpfade zu unterschiedlichen Themen. Es freut mich zu sehen, dass wir damit etwas bewegen.

Porträt von Sandra Huber-Schütz

Der persönliche Finanztipp von Sandra Huber-Schütz:

Lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Schwankungen der Finanzmärkte abschrecken. Wer diszipliniert an seiner Anlagestrategie festhält, erhöht seine Erfolgschancen massiv.

Was sollten Frauen bei der Vorsorge- und Vermögensplanung unbedingt beachten?

Bauer: Es ist nie zu früh, aber auch (fast) nie zu spät. Jede Lebensphase bietet Chancen und Möglichkeiten, sich mit der Vorsorge zu beschäftigen.

Womit sollte man anfangen?

Bauer: Ein guter Start ist die Säule 3a. Wer regelmässig einen Beitrag einzahlt, kann beobachten, wie sein Vermögen langfristig wächst. Und das insbesondere dann, wenn das Geld nicht nur liegen gelassen, sondern in Wertschriften investiert wird.

Das Geld vermehrt sich mit der Zeit…

Bauer: Einer der wirkungsvollsten und mächtigsten Effekte der Finanzindustrie ist der Zinseszins-Effekt. Dessen sind sich jedoch die wenigsten bewusst. Wenn ich Zinsen bekomme und diese dann wieder investiere, wächst mein Vermögen über einen langen Zeitraum exponentiell. Das gilt auch für die Ersparnisse in der 3. Säule.

Porträt von Jackie Bauer

Der persönliche Finanztipp von Jackie Bauer:

Ein Mann ist keine Altersvorsorge. Je früher sich Frauen mit ihrer eigenen finanziellen Vorsorge befassen, desto besser.

Und wie steht es um die 1. und die 2. Säule?

Bauer: Es ist wichtig, sich mit dem gesamten Vorsorgesystem auseinanderzusetzen. Dazu gehört auch, sich im Klaren zu sein, welche Folgen gewisse Entscheide auf die Vorsorgesäulen haben können. In der 1. Säule sind die meisten Frauen in der Schweiz gut abgedeckt, bei der 2. Säule sieht es anders aus. Bei dieser gilt, salopp formuliert: «Man hat, was man schafft.» Wer weniger arbeitet, hat auch weniger Ersparnisse.

Viele Familien setzen noch immer auf das klassische Modell: Der Mann arbeitet Vollzeit, die Frau ist Teilzeit tätig oder kümmert sich ganz um die Kinder. Ein Problem?

Bauer: Nicht unbedingt. Wichtig ist einfach, dass diese Entscheidung gemeinsam getroffen wird. Und dass man sich bewusst ist, welche Konsequenzen dieser Entscheid hat.

Emminger: Das Leben bringt verschiedene Ereignisse, die immer auch mit finanziellen Folgen verknüpft sind. Egal ob Hochzeit, Wohnungskauf oder Frühpension: Vor jedem Entscheid sollte man prüfen, welche Folgen dieser auf die persönliche Vorsorgesituation hat. Dieses Bewusstsein ist bei vielen zu wenig verankert.

Huber-Schütz: Unabhängig der Rollenverteilung, rate ich dazu, sich die Zeit zu nehmen, sich gemeinsam mit der langfristigen Finanzplanung auseinanderzusetzen. Fragen, die man sich stellen sollte sind zum Beispiel, wie entwickelt sich das Pensionskassenvermögen? Wieviel zahlt man in die Säule 3a ein und wie investiert man dieses Kapital? Es gibt auch Tools, welche dabei Unterstützung bieten, zum Beispiel den UBS Vorsorgerechner.

Wie unterstützt UBS ihre Kundinnen bei der langfristigen Planung?

Huber-Schütz: Bei unseren Beratungen orientieren wir uns am UBS Wealth Way, welcher die individuelle Situation einer Kundin oder eines Kunden transparent aufzeigt. Dies beginnt mit einem Vorsorgecheck bis hin zu einem detaillierten Finanzplan. Je nach Komplexität der persönlichen Situation. Damit wird die Grundlage geschaffen, um dann die passende Anlage- oder Vorsorgelösungen zu erarbeiten.

Emminger: Wichtig ist auch, dass sich die Kundinnen über ihre Ziele, Bedürfnisse und Präferenzen im Klaren sind. Wie stehe ich zum Thema Frühpensionierung, welche Wohnsituation wünsche ich mir im Alter, welche Wünsche möchte ich mir später noch erfüllen? All das sind Fragen, die bei der Vorsorgeplanung von Bedeutung sind.

Gehört auch dazu, den Kundinnen aufzuzeigen, was alles in einem Leben passieren kann?

Emminger: Unbedingt, denn schliesslich können sich Lebenssituationen auch unverhofft verändern. Ein Beispiel: Wir wissen alle, wie hoch die Scheidungsrate ist. Auch wenn es unangenehm ist, sollte deshalb auch dieses Szenario trotzdem im Hinterkopf behalten werden. Vorsorgen heisst, selbstständig zu sein und selber Verantwortung zu übernehmen.

Lassen Sie uns noch über das Anlageverhalten von Frauen sprechen: Laut der UBS Women’s Wealth Studie haben Frauen in der Regel ein höheres Risikobewusstsein als Männer. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?

Emminger: Ja, das zeigt sich auch in unseren täglichen Beratungsgesprächen. Manche Frauen haben ein sehr ausgeprägtes Risikoverständnis. Grundsätzlich ist das auch nichts Schlechtes.

Aber?

Emminger: Wenn das übermässige Risikobewusstsein dazu führt, dass Frauen ihr Geld liegen lassen anstatt es gezielt anzulegen, können sie über lange Sicht attraktive Renditechancen verpassen. Das gilt insbesondere auch für junge Frauen, die einen langen Anlagehorizont haben.

Porträt von Christa Emminger

Der persönliche Finanztipp von Christa Emminger:

Vorsorgen heisst Anlegen – und Anlegen heisst Vorsorgen. Schon mit kleinen monatlichen Beiträgen kann die eigene langfristige Vermögenssituation verbessert werden.

Gleichzeitig ist es doch auch ein Vorteil, wenn Frauen etwas weniger spekulativ anlegen.

Emminger: Tatsächlich sind Frauen tendenziell disziplinierter, wenn es ums Investieren geht. Wenn sie eine Anlagestrategie haben, verfolgen sie diese in der Regel konsequent. Davon profitieren sie langfristig.

Und welche Anlageprodukte kommen bei Frauen besonders gut an?

Huber-Schütz: Frauen investieren gerne nachhaltig. Wenn sie Geld anlegen, möchten sie auch etwas damit bewirken. Die gute Nachricht: Wir bieten in diesem Bereich eine grosse Auswahl an spannenden und attraktiven Lösungen an – und es werden immer mehr.

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