Geschäfte und soziale Praktiken haben im Ausland eigene Regeln. Nehmen Sie zum Beispiel China: Pünktlichkeit ist nicht verhandelbar. Selbst eine Verspätung von wenigen Minuten wird als unhöflich empfunden. Treffen Sie eine Geschäftspartnerin oder einen Geschäftspartner zum ersten Mal, ist der Austausch von Visitenkarten und das intensive Studium derselben Pflicht. In allen Fällen tabu ist das Nichtbeachten von Status und Hierarchie. Das sind nur einige von vielen Dingen, die eine Geschäftspartnerschaft kompliziert machen können.

Das geschäftliche Zusammentreffen von Menschen aus verschiedenen Kulturen kann zu Schwierigkeiten und Missverständnissen führen. Das Schlagwort dazu lautet «interkulturelle Kompetenz». Damit ist die Fähigkeit gemeint, mit Menschen aus anderen Kulturen zu interagieren, Unterschiede zu respektieren, Besonderheiten zu beachten, Rücksicht zu nehmen und respektvoll miteinander umzugehen.

Wie Sie kulturelle Unterschiede erkennen

Was zunächst einfach klingt, kann in der Praxis eine echte Herausforderung sein: Um mit kulturellen Unterschieden adäquat umgehen zu können, muss man in der Lage sein, diese überhaupt als solche zu erkennen. So kann es gelingen.

Schritt 1: der Blick auf die eigene kulturelle Prägung

Eine gute Grundlage bietet der Blick auf den eigenen Kulturkreis. Was prägt meine Werte und Normen, meine Denk- und Handlungsmuster sowie letztlich meine Weltanschauung? Mit einem entsprechenden Bewusstsein schaffen Sie eine solide Kommunikationsbasis mit internationalen Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern und reduzieren Missverständnisse auf ein Minimum.

Schritt 2: aktive Auseinandersetzung mit der Kultur des Landes, in dem Geschäfte getätigt werden sollen

Spezifische kulturelle Unterschiede offenbaren sich nicht allein durch internationale Erfahrung. Wer in einem anderen Land geschäftlich Fuss fassen und dort Erfolg haben will, sollte sich bereits im Vorfeld mit dessen kulturellen und gesellschaftlichen Besonderheiten, Wertvorstellungen und Massstäben auseinandersetzen.

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Vier Beispiele für kulturelle Unterschiede zwischen China und der Schweiz

Die folgenden vier Beispiele für kulturelle Unterschiede zwischen China und der Schweiz unterstreichen die Vorteile einer aktiven Auseinandersetzung mit der Kultur des Ziellandes und der eigenen Prägung.

Zurückhaltung ist Trumpf. Während in der Schweiz für viele auftretende Business-Probleme meist sofort und direkt eine Lösung (oft samt verbindlichem Timing) gesucht wird, werden Herausforderungen in China oft auf subtile Weise angesprochen und gelöst. Der Kommunikationsansatz ist ein anderer. Wer zu forsch auftritt, verkrampft und zu offensichtlich auf eine Lösung hinarbeitet, bewirkt oft das Gegenteil und läuft Gefahr, Mitarbeitende, Kundinnen oder Partner zu irritieren oder gar zu verärgern.

Das Kollektiv kommt immer vor dem Individuum. Während in unseren Kulturkreisen das Individuum und sein Wohlbefinden vermehrt in den Vordergrund rückt, hat in China das Wohl der Gruppe Vorrang. Harmonie innerhalb von Partnerschaften und Teams wird grossgeschrieben. Wer also ein interkulturelles unternehmerisches Projekt mit chinesischen Stakeholdern in Angriff nimmt, sollte darauf achten, Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen aller Beteiligten entgegenkommen.

Direkte Schuldzuweisungen sind verpönt. Vermeiden Sie tunlichst, einzelne Geschäftspartnerinnen oder Geschäftspartner direkt auf Fehler aufmerksam zu machen (schon gar nicht vor anderen). Dadurch kann bei der betreffenden Person schnell das Gefühl entstehen, «das Gesicht verloren zu haben», was in der chinesischen Kultur als besonders schlimm und demütigend empfunden wird.

Achten Sie auf den Status. Während bei uns Hierarchien zunehmend flacher werden und das Mitspracherecht einen immer grösseren Raum einnimmt, haben Vorgesetzte in China einen ganz anderen Status. Was sie entscheiden, gilt. Dies betrifft sowohl Kleinigkeiten wie die Auswahl des Essens beim Firmenanlass als auch elementare Punkte in einer Vertragsverhandlung. Achten Sie also unbedingt darauf, Personen, die hierarchisch hoch angesiedelt sind, gebührenden Respekt zu erweisen.

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Frédéric Rolli

Frédéric Rolli

Head Swiss Corporate Clients APAC, Hong Kong

Frédéric Rolli ist verantwortlich für das Firmenkundengeschäft in der Region Asien-Pazifik. Er arbeitet seit über 20 Jahren für UBS in verschiedenen Funktionen in den Bereichen Privatkunden, Global Wealth Management und Firmenkunden. Mit seinen Teams begleitet er Unternehmen beim Ausbau ihrer Geschäfte in der APAC-Region.

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