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Das heutige Finanzsystem beruht auf der Prämisse, dass US-Staatsanleihen als die «risikofreie Anlage» schlechthin immer vollständig und pünktlich zurückgezahlt werden. Es verwundert daher nicht, dass Finanzministerin Janet Yellen vor einer «wirtschaftlichen Katastrophe» warnt, wenn der Kongress keine Einigung über die Anhebung der Schuldenobergrenze erzielen kann und die USA zahlungsunfähig würden. Das Finanzministerium schätzt derzeit, dass sich die Möglichkeiten der US-Behörden zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen bis zum 1. Juni (dem «X-Datum») erschöpfen könnten.


In unserem Basisszenario gehen wir nach wie vor davon aus, dass sich der Kongress auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen wird, wie er es seit 1959 bereits 89 Mal getan hat. Sollte es dem Kongress allerdings nicht gelingen, vor dem X-Datum eine Übereinkunft zu finden, würden wir erwarten, dass das Finanzministerium vorrangig die eingehenden Steuereinnahmen verwendet, um die Zinszahlungen zu gewährleisten, während die Regierung die Ausgaben in anderen Bereichen drastisch kürzt. Wir würden auch erwarten, dass die Fed dem Finanzsystem Liquidität zur Verfügung stellt und damit Verwerfungen an den Märkten für kurzfristige Finanzierungen zu verhindern sucht.


Doch wenn die Regierung gezwungen ist, staatliche Transferzahlungen zu kürzen, könnte dies zu einem raschen Vertrauensverlust bei Verbrauchern und Unternehmen sowie zu einem Nachfrageeinbruch und zu einem erhöhten Rezessionsrisiko führen. In der Folge könnte der S&P 500 unserer Einschätzung nach in diesem Szenario ohne Weiteres um mehr als 10 Prozent fallen, da die Märkte die Wachstumsaussichten und die erhöhten Systemrisiken neu bewerten würden. Allerdings dürfte ein beträchtlicher Teil eines solchen Rückschlags wieder aufgeholt werden, wenn die Marktturbulenzen den Kongress zu einer Einigung zwingen. Anlegerinnen und Anleger, die die Volatilität der Aktienmärkte abmildern wollen, sollten strukturierte Anlagen oder eine Umschichtung ihres Engagements in defensivere Sektoren in Betracht ziehen.


Generell gilt, dass die mittelfristige Entwicklung an den Märkten weniger durch die Frage nach der Erhöhung der Schuldenobergrenze bestimmt wird. Sie hängt viel stärker davon ab, ob es der US-Notenbank Fed gelingt, eine sanfte Landung der US-Wirtschaft hinzubekommen, oder ob die US-Wirtschaft infolge der Bankenkrise und einer Kreditklemme in eine veritable Rezession abrutscht.


Wir denken, dass insbesondere an den US-Aktienmärkten diese Risiken bislang zu selbstgefällig beiseite gewischt wurden. Daher sehen wir in Anleihen weiterhin ein besseres Risiko-/Ertragsverhältnis als in Aktien. Hochwertige Bereiche der festverzinslichen Anlagen offerieren noch immer attraktive Renditen und sind eine gute Absicherung gegen Wachstumsrisiken und Finanzmarktinstabilität. Des Weiteren erachten wir innerhalb der Aktien den US-Aktienmarkt als verwundbar und empfehlen Strategien zur Absicherung der Abwärtsrisiken. Der Markt wird von wenigen Titeln nach oben geführt, die Bewertungen sind hoch und die restriktiveren Kreditbedingungen lasten auf den Unternehmensgewinnen. Wir bevorzugen Schwellenländeraktienmärkte, die von schon bald wieder sinkenden Zinsen in den USA, höheren Rohstoffpreisen und Chinas Erholung profitieren.


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