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Hält die Aktienrally an?

Nach den Bankenunruhen im März erholte sich der S&P 500 rasch und die Volatilität war rückläufig. Die Wahrscheinlichkeit restriktiverer Kreditkonditionen und eines schwächeren Wachstums ist unseres Erachtens aber am US-Aktienmarkt derzeit nicht angemessen eskomptiert. Die im April durchgeführte Umfrage der US-Notenbank Fed unter leitenden Kreditvermittlern bestätigte strengere Kreditvergabestandards für Unternehmen sowie Privathaushalte und auch eine schwächere Kreditnachfrage.


Der S&P 500 notiert gegenwärtig zum 18-Fachen der geschätzten Gewinne der nächsten zwölf Monate. In der Vergangenheit ging ein Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 von über 18x mit robusten Konsenserwartungen an das Gewinnwachstum von durchschnittlich 14% oder einer Rendite 10-jähriger US-Treasuries von unter 2% einher. Wir rechnen aber mit einem Rückgang der Gewinne im S&P 500 im Jahr 2023 und die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries liegt bei rund 3,5%.


Angesichts der aktuellen Bewertungen und der potenziellen gesamtwirtschaftlichen Szenarien bieten erstklassige Anleihen unseres Erachtens bessere Risiko-Rendite-Profile als breit gefasste US-Aktienindizes. Bei den Aktien bevorzugen wir defensivere Sektoren wie Basiskonsumgüter und Versorger. Wir empfehlen auch, ausserhalb des US-Aktienmarktes zu diversifizieren. Hierzu bieten sich unter anderem die Schwellenländer und ausgewählte Themen in Europa an (z.B. deutsche Aktien und Konsumgüteraktien).

Was soll ich mit meinen Barpositionen machen?

Die US-Zentralbank hob in der letzten Woche die Leitzinsen an, wodurch der Zielbereich der Fed Funds Rate auf 5% bis 5,25% stieg. Für ihre Sitzung im Juni hielt sie sich aber die Möglichkeit offen, den Zinserhöhungszyklus zu pausieren. Durch die steigenden Zinsen und die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten wurden Bareinlagen für viele Anlegerinnen und Anleger attraktiver. Unseres Erachtens gilt dies aber nur bei oberflächlicher Betrachtung. Die Inflation zehrt den realen Wert von Bareinlagen mit der Zeit zuverlässig auf. Seit 2007 resultierte dies in einem Rückgang der Kaufkraft von Guthaben in Euro um 21%, in US-Dollar um 23% und in britischen Pfund um 25%. Ausserdem könnten die Einlagenzinsen schnell sinken, wenn es zu einer Kehrtwende bei den Zinserhöhungen kommt.


Unseres Erachtens bietet das aktuelle Marktumfeld Anlegern die Möglichkeit, ihre Liquiditätsbestände neu zu bewerten und sicherzustellen, dass sie ausreichend investiert und diversifiziert sind. Wir empfehlen Anlegern daher, sich die attraktiven Renditen von erstklassigen Anleihen (zum Beispiel hochwertige Staatsanleihen oder Investment-Grade-Anleihen) zu sichern, denn Anleihen bieten auch potenzielle Kapitalzuwächse im Falle eines Konjunkturabschwungs. Anleger, die insgesamt zu viele Barmittel halten, können den schrittweisen Aufbau von diversifizierten Portfolios in Betracht ziehen.


Lesen Sie dazu «Zehn Gründe, Barmittel anzulegen» (veröffentlicht am 5. Mai 2023).


Was sind die bedeutendsten Chancen beim nachhaltigen Anlegen?

Nach der Verabschiedung des Inflation Reduction Act in den USA werden grüne Investitionen weltweit erhöht. Die Europäische Kommission reagierte darauf mit dem «Grünen Industrieplan» (Green Deal Industrial Plan) für das Netto-Null-Zeitalter. Diese Verpflichtungen dürften insbesondere innovativen Unternehmen mit Fokus auf die Verbesserung der Ressourceneffizienz zugutekommen – unter anderem in den Bereichen Wasser und Energie, zum Beispiel erneuerbare Energien oder Lösungen für saubere Luft und zur CO2-Reduktion. Mehr darüber erfahren Sie in unserem aktuellen Bericht «Europäische Marktführer im Greentech-Bereich: der nächste Anstieg» vom 20. März 2023 oder in «Sustainable Investing Perspectives» vom 8. Mai 2023.


Ebenso gefallen uns nachhaltige Anleihen (einschliesslich grüner Anleihen und Anleihen multilateraler Entwicklungsbanken). Wir erkennen auch zunehmend Möglichkeiten, Hedge Funds und Privatmarktanlagen in nachhaltige Anlagestrategien einzubinden, zum Beispiel in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Anleger, die über alternative Anlagen wie Hedge Funds und Privatmarktanlagen nachdenken, müssen sich der Risiken bewusst sein. Dazu zählen eine geringere Liquidität, höhere Kosten und eine erhebliche Komplexität.


Weitere Themen finden Sie unter: Antworten auf die zehn meistgestellten Fragen.