Es ist weiterhin ungewiss, ob die US-Wirtschaft auf eine sanfte oder harte Landung zusteuert. Das starke Beschäftigungswachstum und die Einzelhandelsumsätze sprechen dafür, dass sie der Belastung durch höhere Zinsen standhält. Andererseits lassen der minimale Rückgang der US-Inflation im Januar und der nach wie vor angespannte Arbeitsmarkt erwarten, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen weiter erhöhen muss, vielleicht sogar deutlich, um die Inflation ihrem Zielwert anzunähern.


Die Aktienmärkte sitzen zwischen diesen ganz unterschiedlichen möglichen Ergebnissen fest: Sie notieren zwar deutlich über den Tiefständen vom Oktober, haben aber auch keinen Grund für einen ausgeprägten Anstieg.


In unserem Bericht «Year Ahead 2023»schrieben wir, dass 2023 ein Jahr der Wendepunkte sein wird, in dem sich das Wirtschaftswachstum zunächst verlangsamen, etwa in der Jahresmitte aber wieder anziehen wird. Auf globaler Ebene trifft diese Einschätzung unserer Ansicht nach weiterhin zu. Doch die aktuellen Daten deuten an, dass dies in den verschiedenen Regionen zu unterschiedlichen Zeiten geschehen wird.


In den Volkswirtschaften Chinas und Europas treten die Wendepunkte früher als erwartet ein. Dagegen erhöht die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft die Gefahr einer späteren, tieferen Rezession in den USA, was zu einer längeren Phase der Unsicherheit führt.


Diese Divergenz bedeutet, dass Anlegerinnen und Anleger in Bezug auf das Anlagerisiko einen regional selektiveren Ansatz verfolgen sollten, anstatt sich pauschal risikobereit oder risikoavers zu positionieren. Unsere Positionierung spiegelt dies wider. Uns gefallen Relative-Value-Möglichkeiten, die Anlegern dabei helfen sollten, von Wendepunkten an den globalen Märkten zu profitieren, die aber auch dazu beitragen, Abwärtsrisiken zu reduzieren.


Aus taktischer Sicht bedeutet das aktuelle Umfeld unseres Erachtens, dass die Anleger sicherstellen sollten, abseits von US-Aktien und Wachstumswerten zu diversifizieren:


Erstens bekräftigen die früheren Wendepunkte in Europa und China unsere Meinung, dass Schwellenländeraktien sowie ausgewählte Bereiche des europäischen Markts, unter anderem Deutschland, besser abschneiden werden als US-Aktien.


Zweitens bedeutet die Inflations- und Zinsunsicherheit, dass wir nach wie vor der Auffassung sind, dass sich Substanzwerte (was auch den globalen Energiesektor umfasst) besser entwickeln werden als Wachstumstitel.


Drittens raten wir angesichts der Abwärtsrisiken für die US-Wirtschaft weiter zu defensiven Engagements, obgleich wir unter den defensiven Sektoren bei Basiskonsumgütern nun mehr Chancen erkennen als im Gesundheitswesen.


Ferner sehen wir aufgrund der erhöhten Renditen eine Vielzahl von Möglichkeiten im gesamten festverzinslichen Spektrum, etwa bei erstklassigen, Investment-Grade- und Schwellenländeranleihen. Bei Hochzins-Unternehmensanleihen bleiben wir dagegen vorsichtig.


Wir erwarten, dass die breiten Rohstoffindizes infolge des begrenzten Angebots und der starken Nachfrage höher tendieren werden. Rohstoffe dürften von der Wiedereröffnung Chinas profitieren und wir sind der Ansicht, dass die Anlageklasse auch eine gute Absicherung gegen das Risiko einer hartnäckigeren Inflation darstellt.


Zu guter Letzt glauben wir, dass weniger korrelierende Hedge-Fund-Strategien eine wichtige Rolle in Portfolios spielen können, zumal die korrelierenden Märkte noch immer von den Erwartungen bezüglich der Politik der Zentralbanken angetrieben werden.


Mehr hierüber erfahren Sie in unserem aktuellen Monthly Letter «Inflections diverge». Ein kurzes Video zu den wichtigsten Themen finden Sie hier.