Die kontinuierliche Sicherung der Liquidität zählt zweifellos zu den wichtigsten unternehmerischen Aufgaben. In Zeiten von Negativzinsen stellt sich allerdings die Frage, wie viel Liquidität tatsächlich erforderlich ist. Denn viele Schweizer Unternehmen verfügen über beachtliche liquide Mittel, welche nur zum Teil zur Abwicklung des operativen Geschäfts benötigt werden. Wie finden Sie aber heraus, wie viel Liquidität Sie wirklich benötigen? Und wie legen Sie überschüssige Liquidität am besten an? In einem ersten Schritt lohnt es sich, die wichtigsten Liquiditätskategorien zu beleuchten.

Impulse-Newsletter für Unternehmen

Fundierte Analysen zu Wirtschaft und Märkten sowie die besten Business-Tipps direkt in Ihre Mailbox.

Operative, strategische und überschüssige Liquidität kurz erklärt

Vereinfacht ausgedrückt gibt es drei Liquiditätskategorien: die operative Liquidität, die strategische Liquidität und die überschüssige Liquidität.

  • Mit der operativen Liquidität decken Sie die regelmässig anfallenden Ausgaben Ihres Unternehmens ab. Sie gehört auf ein Bankkonto, denn Sie müssen jederzeit auf diese Gelder zurückgreifen können.
  • Die strategische Liquidität dient der Finanzierung Ihrer mittelfristigen strategischen Planung, zum Beispiel Expansion oder Ersatz-/Erweiterungsinvestitionen.
  • Als überschüssige Liquidität gelten alle Gelder, die Sie nicht fürs Tagesgeschäft brauchen und die auch nicht strategisch verplant sind – also das, was übrig bleibt, wenn Sie von Ihrem gesamten Cash-Bestand die operative und die strategische Liquidität abziehen. Diesen Überschuss können Sie frei anlegen.

Wie viel Liquidität benötigen Sie also? Theoretisch lässt sich das einfach beantworten: Sie benötigen genügend Liquidität, um Ihre operative sowie Ihre mittelfristige strategische Planung umsetzen zu können. Alles, was darüber hinausgeht, gilt als ein Überschuss an Liquidität und sollte investiert werden. In der Praxis ist die Liquiditätsplanung aber um einiges komplexer und erfordert je nach Unternehmen und Branche unterschiedliche Herangehensweisen. Darüber hinaus spielt das individuelle Sicherheitsempfinden eine grosse Rolle: Wer flüssig ist, fühlt sich sicherer.

Überschüssige Liquidität anlegen: Diese Optionen stehen Ihnen offen

Als Unternehmer haben Sie verschiedene Optionen, um überschüssige Liquidität anzulegen. Im Fokus steht hierbei die Frage, ob Sie unmittelbar auf die Liquidität zugreifen möchten oder eine gewisse Zeit abwarten können. Zwei Beispiele:

  • Sofortiger Zugriff auf Liquidität (operative Liquidität). Das beinhaltet auch die Option, Cash auf dem Bankkonto zu belassen. Obwohl im aktuellen Negativzinsumfeld Guthabengebühren für Bankkonto, Geldmarktfonds oder Festgeld Ihr Kapital verringern, kann Liquidität auf einem Bankkonto eine sinnvolle Option sein. Dies zahlt sich insbesondere dann aus, wenn Sie zu jeder Zeit einen uneingeschränkten Zugang zu Ihrer gesamten Liquidität benötigen.
  • Rascher Zugriff auf Liquidität (strategische Liquidität). Je länger Sie ohne liquide Mittel auskommen, desto attraktiver werden Ihre Anlageoptionen. Es gibt aber durchaus Investments, die auch kurzfristig aufgelöst werden können, wie etwa Fonds. Diese eignen sich sehr gut zur Anlage überschüssiger Liquidität, sind in der Regel breit diversifiziert, was die Risiken vermindert, und sie lassen sich auch in Krisenzeiten zumindest innert Wochenfrist veräussern.

Eine weitere Option bietet eine gut orchestrierte Überführung der überschüssigen Liquidität ins Privatvermögen. Sie können so beispielsweise eine allfällige Firmenübergabe frühzeitig anstossen und Mittel, die nicht für den Betrieb benötigt werden, in das Privatvermögen überführen – denn zu viel Substanz kann potenzielle Käufer abschrecken, da es nicht attraktiv ist, überschüssige Liquidität «abzukaufen». Falls Sie zu einem früheren Zeitpunkt Privatinvestitionen in das Unternehmen getätigt haben, ist zudem der Bezug der überschüssigen Liquidität als Substanzdividende eine weitere Option.

Reserven in der Liquidität einplanen

Bei Ihren Überlegungen, überschüssige Liquidität zu investieren, sollten Sie im Hinterkopf behalten, dass aus heutiger Sicht überschüssige Liquidität in naher Zukunft von grosser Wichtigkeit sein kann, wie uns dies die Corona-Pandemie deutlich vor Augen führt. So gilt Liquidität immer auch als Reserve für Zeiten, in denen laufende Kosten nicht aus den laufenden Erträgen gedeckt werden können.

Liquidität planen: mit der UBS Planungsvorlage

Eine sorgfältige Liquiditätsplanung hilft Ihnen – vor allem auch in unsicheren Zeiten –, die bestmöglichen Entscheide für Ihr Unternehmen zu treffen.

Auch Reserven können Sie anlegen

Ihre erste Reserve müssen Sie schnell freisetzen können. Sie auf dem Bankkonto zu deponieren, ist aufgrund der genannten Negativzinsen meist nicht die beste Idee. Für die Anlage Ihrer strategischen Reserven eignen sich Festgeld, Obligationen oder liquide Aktien, denn Liquidität – nicht die Performance – steht dabei im Vordergrund.

Ihre überschüssige Liquidität können Sie frei anlegen, Sie sollten aber auch dort zumindest bei einem Teil davon auf die Liquidierbarkeit achten. Das erlaubt Ihnen eine risikoneutrale Optimierung Ihrer Cash-Anlagen. Sie können Ihre eisernen Reserven in Aktien und andere eher volatile Finanzmarktanlagen investieren, da Sie – sollte dieser Fall wider Erwarten doch einmal eintreten – zuerst Ihre mit Fokus auf Liquidität angelegte strategische Reserve aufbrauchen.

Sie wollen noch mehr zum Thema «überschüssige Liquidität» erfahren? Dann empfehlen wir Ihnen die Lektüre unseres Berichts «Ist Ihr Unternehmen (über-)flüssig?». Für die Beurteilung Ihrer individuellen Situation stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.

Markus Dinkel

Markus Dinkel

Senior Advisor Corporate Clients Region Ostschweiz

Markus Dinkel begleitet Firmenkunden der Region Ostschweiz bei strategischen Fragestellungen. Mit über 30 Jahren Erfahrung in verschiedenen Führungspositionen des Corporate-Geschäfts von UBS Schweiz verfügt er über ausgezeichnete Fach- und Marktkenntnisse.

Weitere Inhalte entdecken