Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz führte 2023 zum 13. Mal die Rangliste des Global Innovation Index an.
  • Für die meisten Schweizer Firmen ist Innovation essenziell, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
  • Allerdings gefährdet die Überlastung von Mitarbeitenden – häufig ausgelöst durch den Fachkräftemangel – die Innovationsleistung der Schweizer Unternehmen.

Die Schweiz zählt dank ihrer herausragenden und international erfolgreichen Unternehmenslandschaft zu den innovativsten Ländern weltweit. 2023 belegte sie zum 13. Mal in Folge den ersten Platz im Global Innovation Index, einer Rangliste, die von der World Intellectual Property Organization (WIPO) in Zusammenarbeit mit anderen globalen Institutionen erstellt wird. Der Index bewertet Länder anhand verschiedener Indikatoren wie technologische Reife, Forschungsausgaben, Bildungssystem und Patente.

Der Erfolg des Innovationsstandorts Schweiz wird gemeinhin Faktoren wie den exzellenten Bildungsinstitutionen, der stabilen Wirtschaft und der hohen Forschungsaktivität zugeschrieben.

UBS wollte von den Schweizer Unternehmen selbst erfahren, welche Bedeutung Innovation bei ihnen hat, wo sie das grösste Innovationspotenzial sehen und was die aktuell grösste Herausforderung darstellt. Dazu hat UBS im Frühjahr 2023 zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Intervista insgesamt 2500 Entscheidungsträgerinnen und -träger Schweizer Grossfirmen und KMU befragt. 

Für 9 von 10 Firmen ist Innovation essenziell

Wie zu erwarten war, hat Innovation bei den meisten Schweizer Firmen einen hohen Stellenwert. Innovativ zu sein, ist ein zentraler Faktor, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Das gilt nicht nur für die grossen Player aus dem Pharma- oder Technologiebereich, sondern für alle Unternehmensgrössen und Branchen. Bei Grossunternehmen sowie im Industriebereich sagen neun von zehn Firmen, dass ihnen ihre Innovationsfähigkeit wichtig sei. Bei KMU und im Dienstleistungsbereich stimmen dem acht von zehn Befragten zu. Nur eine verschwindende Minderheit gibt an, dass Innovation für sie keine Rolle spielte.

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Das grösste Potenzial haben Produktinnovationen

50 Prozent der Befragten sehen das grösste Innovationspotenzial bei den von ihnen angebotenen Produkten und Dienstleistungen. Für 25 Prozent der Firmen im Industriebereich spielen Innovationen im Produktionsprozess ebenfalls eine relevante Rolle. Dienstleister setzen zusätzlich auf Innovationen in den Bereichen IT, digitale Prozesse (20 Prozent) und Marketing (10 Prozent). Ein gewisses Potenzial für Innovationen wird auch im Bereich von Nachhaltigkeit im Unternehmen erkannt (insbesondere von Dienstleistern). Grüne Technologien wie effizientere Batterien oder intelligente Stromnetze zeigen, dass das Zusammengehen von Innovation und ökologischem Bewusstsein erfolgreich sein kann.

Innovationsfähigkeit auf stabilem Niveau

Trotz zahlreicher Herausforderungen wie der Coronapandemie, der Energiekrise oder der Lieferkettenengpässe konnten Schweizer Unternehmen ihre Innovationsfähigkeit in den letzten drei Jahren im Durchschnitt halten oder gar ausbauen. Nur jedes zehnte KMU gibt an, gegenüber Wettbewerbern an Boden verloren zu haben. Im Gegenzug konnte jedes dritte KMU seine Innovationsposition sogar verbessern. Bei den grösseren Unternehmen gelang das sogar jedem zweiten. Eine Erklärung für das bessere Abschneiden grösserer Unternehmen dürfte sein, dass diese über mehr Ressourcen verfügen, um die unmittelbaren Herausforderungen zu bewältigen, ohne dass der Innovationsprozess dadurch eingeschränkt wird.

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Zusammenarbeit mit Kundinnen und Kunden als Innovationstreiber

Innovation kommt laut mehr als der Hälfte der Befragten in Zusammenarbeit mit den Kundinnen und Kunden zustande. Gerade bei Dienstleistern ist diese Zusammenarbeit der mit Abstand wichtigste Innovationstreiber – wichtiger als die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen. Das gilt auch für die Industrie; Kundenkooperationen werden leicht häufiger genannt als Forschung und Entwicklung im eigenen Unternehmen oder Innovationen innerhalb des Produktionsprozesses.

Investition in die Mitarbeitenden

Fast zwei Drittel der Unternehmen sehen das grösste Potenzial, um Innovationen zu fördern, bei ihren Mitarbeitenden. Sie investieren deshalb in die Aus- und Weiterbildung ihrer Belegschaft. Auch Veränderungen in der Zusammenarbeit sehen Firmen als nützliches Instrument zur Innovationsförderung – weg von starren Arbeitsmodellen hin zu neuen, flexibleren Formen wie etwa dem agilen Arbeiten. Klassische Massnahmen wie erhöhte Investitionen in IT, Maschinen oder Ausrüstung sind hingegen nur für ein Drittel der Firmen relevant, um Innovation voranzutreiben. Dasselbe gilt für Forschung und Entwicklung oder den Einkauf von Innovation durch Firmenakquise. Eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen wird von 50 Prozent der Befragten als Stärkung der eigenen Innovationsfähigkeit angesehen.

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Innovationshemmer Fachkräftemangel

Wenn es um die grössten Herausforderungen bezüglich Innovationsfähigkeit geht, herrscht in der Schweizer Unternehmenslandschaft weitgehend Konsens. Die Umfrage bringt deutlich zum Ausdruck, dass die Wirtschaft hierzulande mit einem ausgeprägten Fachkräftemangel konfrontiert ist. Nur ein Viertel der befragten Unternehmen bekundet keine Mühe mit der Besetzung von offenen Positionen, während mehr als die Hälfte angibt, damit Schwierigkeiten zu haben oder erst gar nicht dazu in der Lage zu sein, offene Stellen zu besetzen. Der Arbeitskräftemangel ist durch alle Branchen hindurch präsent, am stärksten jedoch in der Gastronomie. Bei handwerklichen Berufsprofilen ist er in der Industrie und im Bau am ausgeprägtesten.

Bessere Nutzung des eigenen Arbeitskräftepotenzials

Die grösste negative Auswirkung, die durch den Arbeitskräftemangel bedingt ist, sehen die meisten Firmen in der Überlastung der bestehenden Mitarbeitenden. Sie hat zur Folge, dass die psychische und physische Leistungsfähigkeit der Beschäftigten abnimmt, was wiederum die Innovationsleistung schmälert. Ein Ende des Arbeitskräftemangels ist derzeit nicht abzusehen: Fast 40 Prozent der KMU und 53 Prozent der grossen Unternehmen befürchten gar eine Zuspitzung der Situation. Als Massnahme dagegen hat laut Umfrage die bessere Ausnutzung des eigenen Arbeitskräftepotenzials die grösste Priorität; fast die Hälfte der Firmen wollen ältere Angestellte länger im Unternehmen behalten, und 37 Prozent nehmen sich zum Ziel, Teilzeitmitarbeitende durch bessere Voraussetzungen zu motivieren, ihr Pensum aufzustocken.

Künstliche Intelligenz ersetzt keine Fachkräfte

Eine Einschränkung des Angebots (an marktfähigen Produkten oder Dienstleistungen) sowie ein vermehrter Einsatz von Digitalisierung oder künstlicher Intelligenz – wie etwa Robotik – kommt nur bei wenigen infrage, um den personellen Aufwand zu senken. Noch seltener erwähnt wurde die Möglichkeit, vermehrt auf ausländisches Potenzial zurückzugreifen (15 Prozent). Noch weniger Zustimmung fand die Verlagerung von Standorten in Regionen mit einem besseren Arbeitskräfteangebot; lediglich 6 Prozent der Firmen haben diese Option zur Sprache gebracht. Es existieren jedoch deutliche Unterschiede zwischen grossen Unternehmen und KMU. Letztere sind weniger bereit, auf digitale Transformation, ausländisches Personal oder einen Firmenstandortwechsel zu setzen. Was durchgängig wenig Zustimmung findet, ist ein direktes staatliches Engagement im Innovationsprozess. Viele Firmen wünschen sich jedoch einen Abbau administrativer Auflagen und Regulierungen, dafür steuerliche Anreize für Investitionen und Verbesserungen im Bildungssystem.

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Wie können Schweizer Unternehmen ihre Innovationskraft auch in Zukunft stabil halten oder steigern?

Generell lässt sich also sagen, dass die Innovationsfähigkeit der Schweizer Unternehmen stark von der Verfügbarkeit und dem Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden abhängt. Ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und die daraus resultierende Überlastung der Angestellten könnten langfristig die Innovationsdynamik bremsen. Daher ist es entscheidend, qualifizierte Mitarbeitende nicht nur zu rekrutieren, sondern ihnen auch ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten und in ihr Know-how zu investieren, um die Innovationskraft zu erhalten und zu fördern. Die Investition in die Mitarbeitenden stärkt die Innovationsfähigkeit innerhalb des Unternehmens – und damit die Wettbewerbsfähigkeit des führenden Innovationsstandorts.

Mehr zur Befragung von UBS und genauere Studienresultate finden Sie im UBS Outlook Schweiz, Mai 2023(PDF, 1 MB).

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Porträt von Alessandro Bee

Alessandro Bee

Ökonom im Chief Investment Office von UBS

Alessandro Bee bekleidet die Position eines Senior Economist im Chief Investment Office GWM und ist für die Analyse der Schweizer Wirtschaft verantwortlich. Seine Aufgaben umfassen die Einschätzung und Prognose des Wirtschaftswachstums in der Schweiz, der Beschäftigung, von Exporten und Preisen sowie der Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank.

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