Das Wichtigste in Kürze

  • Der Verwaltungsrat (VR) eines KMU besteht meistens aus den Eignerinnen und Eignern, Familienmitgliedern, Vertrauenspersonen – und, idealerweise, Mitgliedern mit spezifischen Kompetenzen oder visionärem Blick.
  • Die richtige VR-Auswahl orientiert sich nicht nur an den naheliegenden Personen und den aktuellen Bedürfnissen der Firma, sondern auch an Kompetenzen, die in Zukunft gefragt sind.
  • Die optimale Zahl der VR-Mitglieder richtet sich meist nach der Grösse des Unternehmens und liegt für viele private Firmen zwischen drei und fünf Mitgliedern.
  • VR-Mitglieder sind nicht einfach an der monetären Kompensation interessiert, sondern möchten (und müssen) aktiv die Strategie des Unternehmens mitgestalten.

Das Obligationenrecht regelt für den Verwaltungsrat zwar einige Mindestbestimmungen; wie das Gremium aber genau aufgestellt wird, ist weitgehend den Aktionären überlassen.

So stellt sich sowohl für junge Unternehmen wie auch für bereits etablierte KMU die Frage, wie man den Verwaltungsrat optimal zusammensetzt. Wir teilen hier mit Ihnen unsere Erfahrungen.

1. Das Naheliegende: Eigentümer, Familie, Vertrauenspersonen

Die Verwaltungsräte vieler KMU bestehen aus der Eigentümerin oder dem Eigentümer sowie einer Vertrauensperson wie etwa einer Anwältin oder einem Anwalt. Gibt es mehrere Eigentümerinnen bzw. Eigentümer oder handelt es sich um ein grösseres Familienunternehmen, werden die Besitzer oder die Familie(n) häufig durch jeweils eine Person vertreten.

Die Vorteile eines familiären, vertrauten Settings sind die typischerweise guten und langjährigen Kenntnisse des Unternehmens, oft auch gemeinsame Werte und Interessen.

Davon unabhängig stellt sich die Frage, ob man mit dieser naheliegenden Aufstellung des Gremiums das Potenzial des Verwaltungsrats auch voll ausschöpft und ob alle nötigen fachlichen Kompetenzen im Verwaltungsrat vertreten sind. Von den Aktionärinnen und Aktionären unabhängige Verwaltungsräte können in einem Unternehmen viel bewegen, da sie häufig innovative Ansätze und neue, kritische Perspektiven einbringen. Entsprechend ist es sinnvoll, sich vor der Auswahl der Mitglieder zu überlegen, welche ergänzenden Kompetenzen man für die zukünftige Weiterentwicklung des Unternehmens an Bord holen möchte.

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2. Die Ergänzung: Personen mit spezifischen Kompetenzen

Der Verwaltungsrat ist für KMU eine gute Möglichkeit, sich mithilfe neuer, unabhängiger VR-Mitglieder neue Kompetenzen zu erschliessen, sich zu vernetzen und von Expertinnen und Experten zu profitieren. Neben unternehmerischer Führungs- und Organisationserfahrung sind vor allem strategische Kompetenzen, Branchen-Know-how, spezifische (internationale) Marktkenntnisse sowie juristische, finanzielle und IT- oder Digitalisierungskompetenzen gefragt.

  • Strategische Kompetenzen sind mit Blick auf die primären Aufgaben des Verwaltungsrats essenziell. Hier geht es einerseits um die «Eignerstrategie» – jene Ziele, welche die Eigentümerschaft mit der Firma erreichen will. Dies beinhaltet auch die grundlegenden Werte und Visionen – sowohl als «Fixstern» nach aussen als auch für die Mitarbeitenden nach innen. Zudem geht es um die strategischen Ziele, welche die Gesellschaft in Zukunft erreichen soll. Dazu werden häufig VR-Mitglieder gesucht, die ihren Fokus auf der strategischen Unternehmensentwicklung haben oder sich mit bestimmten aktuellen Entwicklungen – etwa Digitalisierungstrends – sehr gut auskennen.
  • Selbst eine erfahrene Geschäftsführung schlägt vielfach vor, zusätzliches Branchen-Know-how in den VR zu holen. Solche Branchenprofis können einem Unternehmen nicht zuletzt auch bei der Verstärkung der industriellen, globalen Vernetzung helfen.
  • Eine Verwaltungsrätin oder ein Verwaltungsrat mit spezifischen (internationalen) Marktkenntnissen wird etwa häufig von Jungunternehmen gesucht, wenn sie neue geografische Märkte erschliessen wollen. Denn solche neuen Märkte bieten oft Stolperfallen, die nur eine Insiderin bzw. ein Insider kennt und umschiffen kann.
  • Rechtliche Fachkenntnisse sind im Verwaltungsrat unumgänglich, weil sie Teil der Aufgaben der Mitglieder des Verwaltungsrats sind. In der Praxis ist das juristische Know-how oftmals durch eine Anwältin oder einen Anwalt als VR-Sekretärin bzw. VR-Sekretär abgedeckt.
  • Finanz-, Risikomanagement- und IT-Kompetenzen sind ebenfalls zentral für die Oberleitung einer Gesellschaft – nicht zuletzt, weil der Verwaltungsrat auch für die Finanz- und die Risikokontrolle zuständig ist.

Für Unternehmen, die sich auf besonders starkes Wachstum oder sogar auf den Unternehmensverkauf vorbereiten, kann es durchaus sinnvoll sein, sich die dafür nötigen spezifischen Kompetenzen in den Verwaltungsrat zu holen. Wichtig ist jedoch, dies rechtzeitig in Angriff zu nehmen – idealerweise mindestens zwei bis drei Jahre vorher.

Lesen Sie auch den Artikel zum Thema Unternehmensverkauf.

Unser Tipp: Überlegen Sie sich genau, welchen Weg Sie mit Ihrem Unternehmen einschlagen wollen und welche Kompetenzen Ihnen dafür derzeit noch fehlen. Suchen Sie gezielt nach den geeigneten VR-Mitgliedern, die über die nötigen Kompetenzen verfügen. 

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3. Das Visionäre: VR-Mitglieder mit Weitblick

Die Anforderungen an Verwaltungsratsmitglieder gehen in der Regel über die reine Fachkompetenz hinaus: Gesucht sind unternehmerisches Denken und Handeln, Teamfähigkeit, Integrität und Unabhängigkeit – und durchaus auch eine visionäre Komponente. Diese hilft dem Unternehmen, sich in eine neue Richtung weiterzuentwickeln. Besonders effektiv kann diese visionäre Komponente für Unternehmen sein, die eine Transformation oder einen Kulturwandel vor sich haben. Und nicht zuletzt für die vielen ambitionierten, schnell wachsenden Jungunternehmen, die sogenannten Start-ups bzw. Scale-ups.

Einfache Antworten auf wichtige Fragen rund um das Thema Verwaltungsrat

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Porträt von Joachim Leonhartsberger

Joachim Leonhartsberger

Relationship Manager, Firmenkunden Zürich

Die Beratung von Unternehmen bzw. Entrepreneure hat die Laufbahn von Joachim Leonhartsberger bei UBS geprägt. Joachim ist insgesamt seit über 20 Jahren in den Bereichen Corporate Finance und Unternehmenskunden tätig. Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildet die Vorbereitung von Unternehmenseigentümerinnen und -eigentümern sowie Führungskräften auf strategische Transaktionen wie Unternehmenskäufe und -verkäufe sowie Wachstumsfinanzierungen.

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