Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bedeutung von Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen in der beruflichen Vorsorge ist weiter gewachsen.
  • Servicequalität wird von Vorsorgeeinrichtungen als entscheidender Wettbewerbsvorteil eingestuft.
  • Versicherungsbroker empfehlen Vorsorgeanbieter besonders anhand finanzieller Bewertungskriterien und der Kundenzufriedenheit.

Die Konsolidierung der Branche

Die IFZ-Studie 2025 bestätigt, dass sich die Konsolidierung unter den Anbietern beruflicher Vorsorge fortgesetzt hat. Den Trend fasst der Initiator der Studie, Prof. Dr. Florian Schreiber, so zusammen: «Weg von firmeneigenen Lösungen – hin zu kollektiven Modellen».

Hinter dem Konzentrationsprozess in der Branche verbergen sich drei strukturelle Entwicklungen:

  • Erstens nimmt die Zahl der Vorsorgeeinrichtungen insgesamt ab. Ende 2024 waren noch 1285 Vorsorgeeinrichtungen aktiv – ein Rückgang um mehr als ein Drittel im Vergleich zu 2012 und um mehr als 90 Prozent gegenüber der Inkraftsetzung des BVG im Jahr 1985.
  • Zweitens verschieben sich die Marktanteile von kleinen Pensionskassen hin zu Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen (SGEs). Ende des Jahres 2023 standen 232 Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen (SGEs) noch 1088 übrigen Pensionskassen gegenüber (2022: 233 vs. 1120).
  • Drittens werden viele der verbliebenen Marktteilnehmer grösser. Sie verwalten die Vorsorgegelder von immer mehr Versicherten. Kümmerten sich im Jahr 2008 noch drei Viertel der Vorsorgeinstitutionen um weniger als 500 aktive Versicherte, waren es Ende 2023 nur noch 54,6 Prozent. Gleichzeitig wuchs der Anteil von Einrichtungen mit mehr als 10 000 aktiven Versicherten von 2,5 auf 6,4 Prozent. Eine durchschnittliche SGE umfasst 15 134 aktiv Versicherte.

«Während sich der Markt weiter konsolidiert, verschwinden zahlreiche kleinere, firmeneigene Pensionskassen», beobachtet Florian Schreiber. «Sie können den steigenden Anforderungen an Effizienz, Regulierung und Risikomanagement kaum noch gerecht werden und schliessen sich einer Sammeleinrichtung an, die Skaleneffekte nutzt und professionelle Strukturen bietet.»

Die Bedeutung der Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen ist dadurch in den vergangenen Jahren immer grösser geworden. «Sie haben sich zu tragenden Pfeilern der beruflichen Vorsorge in der Schweiz entwickelt», urteilt Florian Schreiber. Insgesamt betreuen SGEs inzwischen den grössten Anteil der aktiv Versicherten: Rund drei Viertel (74,1 Prozent) der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind bei einer SGE versichert.

Rangfolge der Herausforderungen

Befragt nach den aktuell grössten Herausforderungen, nannten die im Rahmen der IFZ-Studie 2025 befragten SGEs wie in den Vorjahren an erster Stelle die zunehmenden Regulierungsanforderungen. Aufgrund ihrer gestiegenen Bedeutung im Vorsorgemarkt gerieten die Einrichtungen vermehrt in den Fokus des Gesetzgebers und der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV), erklärt Florian Schreiber: «Die Umsetzung und Kontrolle solcher regulatorischer Vorhaben hat sich gemäss den befragten Vorsorgeeinrichtungen auch in den Verwaltungskosten niedergeschlagen.» 91 Prozent der SGEs gaben für die vergangenen fünf Jahre gestiegene Verwaltungskosten an.

Im Vergleich zum Vorjahr hat die damals bereits herausfordernde Bedeutung des Themas «Cybersicherheit» weiter zugenommen. Ebenfalls als grosse Herausforderung gelten in der Branche die unsicheren Aussichten auf den Finanzmärkten, der Fachkräftemangel sowie der Einfluss der Broker, die eine zentrale Rolle im Vertrieb spielen. Den Themen «Wettbewerb» und «Wachstum» wird hingegen nur eine mittlere Relevanz zugewiesen. Insgesamt sehen sich Sammeleinrichtungen durch die verschiedenen Trends etwas stärker herausgefordert als Gemeinschaftseinrichtungen.

Reaktion durch Differenzierungsstrategien

Welche Instrumente nutzen die Vorsorgeeinrichtungen, um diesen Herausforderungen zu begegnen? Erstes Mittel der Wahl zur strategischen Differenzierung ist für die meisten SGEs die Servicequalität. Drei Viertel der Befragten stuften dieses Merkmal als «sehr wichtig» ein, weitere 22 Prozent als «wichtig». Im Vergleich zum Vorjahr ist damit die Bedeutung der Servicequalität noch einmal gestiegen. Sie gilt als erfolgversprechendste Methode, sich von der Konkurrenz zu unterscheiden.

Mit der Anlageperformance und der Verzinsung folgen zwei Differenzierungsmerkmale, die von den Befragten als wichtige Stellschrauben im Wettbewerb eingestuft werden, auch wenn sie auf diese etwas weniger Einfluss nehmen können als auf die Servicequalität. Flexiblere Angebote und Beratung sehen ebenfalls viele SGEs als Möglichkeiten, den immer individuelleren Erwartungen und Biografien der Versicherten gerecht zu werden. Dem Thema «Nachhaltigkeit» wird hingegen wie im Vorjahr eine eher geringe Rolle als Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb zugeordnet.  

Die Grafik zeigt die Instrumente zur strategischen Differenzierung der Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen im Jahr 2025. Dabei wurden die Punkte Servicequalität, Anlageperformance, Verzinsung, Flexibilität des Angebots, Beratung von Versicherten, Tiefe der Verwaltungskosten, Tiefe der Risikoprämie, Nachhaltigkeit und Insourcing bestimmter Leistungsbestandteile mit den Kriterien "überhaupt nicht wichtig", "wenig wichtig", "mittlere Wichtigkeit", "wichtig", "sehr wichtig" und "weiss nicht" bewertet.

Es wird ersichtlich, dass die Servicequalität (wichtig=22%, sehr wichtig=75%) als wichtigstes strategisches Differenzierungsmerkmal eingestuft wird, gefolgt von der Anlageperformance (wichtig=33%, sehr wichtig=53%), der Verzinsung (wichtig=42%, sehr wichtig=44%), der Flexibilität des Angebots (wichtig=44%, sehr wichtig=42%), der Beratung der Versicherten (wichtig=44%, sehr wichtig=39%) und der Tiefe der Verwaltungskosten (wichtig=42%, sehr wichtig=36%). Hingegen werden die Tiefe der Risikoprämie (wichtig=64%, sehr wichtig=17%), die Nachhaltigkeit (wichtig=28%, sehr wichtig=8%) und das Incourcing bestimmter Leistungsbestandeile (wichtig=25%, sehr wichtig=8%) als deutlich weniger wichtig eingestuft.

Ambivalente Haltung zum zentralen Vertriebskanal der Broker

Unter den SGEs sehen vor allem Sammelstiftungen sowie grössere und mittelgrosse Vorsorgeeinrichtungen die Rolle der Broker als besondere Herausforderung an. Dieser Vertriebsweg dominiert gegenüber dem Direktvertrieb, der kaum ausgeprägt ist: Knapp ein Drittel der Befragten nutzt bei der Kundengewinnung Broker als wichtigsten Einzelvertriebsweg, ein weiteres knappes Drittel setzt sowohl auf Broker als auch auf eigene Kanäle und nur 3 Prozent allein auf Direktvertrieb.

«Diese Ergebnisse bestätigen die starke Rolle der Broker im Vorsorgemarkt», sagt Florian Schreiber. Er erklärt dies mit der aufwendigen Informationsbeschaffung der Broker, wodurch sie die Angebote der verschiedenen Vorsorgeeinrichtungen überhaupt erst vergleichbar machten. Ausserdem profitierten vor allem kleine und mittlere Unternehmen von der Branchenerfahrung der Broker.

Deren dominante Stellung sehen die Vorsorgeanbieter jedoch auf ambivalente Weise. Einerseits bestätigt ein grosser Teil der Befragten, dass Broker den Wunsch von Unternehmen nach unabhängiger Beratung am besten erfüllen können. Andererseits halten 42 Prozent die Abhängigkeit von Brokern für ein Problem und knapp die Hälfte möchte diese reduzieren. «Dieses Ziel steht aber vermutlich meist nicht im Widerspruch zur Zusammenarbeit mit Brokern, sondern ist Ausdruck eines Wunsches nach mehr Eigenständigkeit im Vertrieb – etwa durch Direktakquisition oder eigene Beratungsteams», urteilt Florian Schreiber.

Ebenso uneinheitlich beurteilen SGEs die Frage möglicher Fehlanreize bei Brokern durchs Vergütungssystem (Courtage). Lediglich die Kritik am teilweise fehlenden Vorsorgefachwissen auf der Brokerseite wird von den meisten Befragten geteilt.

IFZ-Studie 2025

IFZ-Studie 2025

Die IFZ-Studie zu Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen (SGEs) wird seit 2021 von Prof. Dr. Florian Schreiber, Prof. Dr. Karsten Döhnert und Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern (IFZ) publiziert. Sie untersucht den Markt an der Schnittstelle von beruflicher Vorsorge und Versicherungen. Die Studie konzentriert sich gezielt auf Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen.

Die Perspektive der Broker

Anders als in bisherigen IFZ-Studien wurden für die aktuelle Studie auch Versicherungsbroker befragt. 19 Brokerunternehmen nahmen teil und steuerten ihre Einschätzungen zum Marktumfeld bei. Dabei beantworteten sie die interessanten Fragen, nach welchen Kriterien sie Arbeitgebern eine Vorsorgeeinrichtung empfehlen und welche Themen Arbeitgebern bei der Auswahl besonders wichtig sind.

Wonach Arbeitgeber Vorsorgeeinrichtungen bewerten

Als Topthema der Arbeitgeber haben die Broker die finanzielle Leistungsfähigkeit von Vorsorgeanbietern ausgemacht. Die Solvenz und die Verzinsung von SGEs werden von 89 Prozent der Befragten als «wichtig» oder «sehr wichtig» bezeichnet. «Dieses Ergebnis unterstreicht die wachsende Sensibilität der Arbeitgeber gegenüber der finanziellen Solidität der Vorsorgeeinrichtungen – ein Thema, das insbesondere im aktuellen Zinsumfeld und vor dem Hintergrund volatiler Kapitalmärkte stark an Bedeutung gewonnen hat», sagt Florian Schreiber. Zudem wünschen sich viele Arbeitgeber eine individuellere Beratung und mehr Transparenz über die verzinsten Ansprüche. Auch Wahlpläne und die Koordination zwischen privater und beruflicher Vorsorge gelten als Themen, die immer mehr gefragt sind.

Wonach Broker Vorsorgeeinrichtungen bewerten

Die Broker gaben auch an, anhand welcher Kriterien sie Vorsorgeeinrichtungen bewerten und Unternehmenskunden empfehlen. Dabei spielen finanzielle Kriterien die Hauptrolle. 89 Prozent der befragten Broker stuften den Deckungsgrad als «sehr wichtig» ein. Fast genauso stark werden die Verzinsung des Vorsorgekapitals und die Anlageperformance bewertet. «Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Broker die finanzielle Solidität und Renditefähigkeit einer Vorsorgeeinrichtung als Hauptindikatoren für Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit betrachten», sagt Florian Schreiber. «Vor dem Hintergrund steigender Zinsen und zunehmender Performance-Unterschiede zwischen den verschiedenen Einrichtungen ist dieser Fokus nachvollziehbar.»

Gleichzeitig bestätigen die Broker die wichtige Rolle der Servicequalität als Differenzierungsmerkmal. Die Qualität und die Schnelligkeit bei der Bearbeitung von Anfragen sowie die Zufriedenheit der Kunden mit der Vorsorgeeinrichtung halten jeweils rund 80 Prozent der Broker für «wichtig» oder «sehr wichtig».  

Die Grafik zeigt, worauf Broker bei der Empfehlung von Vorsorgeeinrichtungen achten. 10 Kriterien werden mit «überhaupt nicht wichtig», «wenig wichtig», «neutral», «wichtig», «sehr wichtig» und «weiss nicht» bewertet.

Es zeigt sich, dass der Deckungsgrad (wichtig=5%, sehr wichtig=89%) von Brokern bei der Empfehlung als wichtigstes Kriterium erachtet wird, gefolgt von der Verzinsung der Vorsorgekapitalien (wichtig=5%, sehr wichtig=79%), der Verwaltungskosten (wichtig=16%, sehr wichtig=74%), der Anlageperformance (wichtig=42%, sehr wichtig=47%), der Versicherungsprämie (wichtig=37%, sehr wichtig=53%) und der Nachhaltigkeit der Vorsorgeeinrichtung (neutral=32%, wichtig=21, sehr wichtig=5%). Hingegen werden das betriebliche Gesundheitsmanagement (neutral=32%, wichtig=16, sehr wichtig=5%), die Rückversicherungsprämie (neutral=21%, wichtig=26, sehr wichtig=0%), die zusätzlichen Angebote (neutral=58%, wichtig=5, sehr wichtig=0%) und das Gründungsjahr der Stiftung (neutral=21%, wichtig=11, sehr wichtig=0%) als deutlich weniger wichtig bewertet.

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Prof. Dr. Florian Schreiber

Prof. Dr. Florian Schreiber

Florian Schreiber studierte an Universitäten in Deutschland, der Schweiz und den USA. Seit 2019 hält er eine Professur am Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) und ist verantwortlich für sämtliche versicherungsspezifischen Themen. Seit 2021 publiziert er die jährliche IFZ-Studie Vorsorgeeinrichtungen.

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