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Erinnern Sie sich noch an das Narrativ zu den Finanzmarktperspektiven Anfang Jahr beim Amtsantritt von Präsident Trump? Die Aussichten waren geprägt von Hoffnungen auf Deregulierung, Steuersenkungen und eine Fortsetzung des US-Börsenbooms. Nach 100 Tagen sieht die Bilanz allerdings etwas anders aus. Bereits in den ersten Wochen setzte Präsident Trump einen klaren Schwerpunkt auf eine aggressive Handelspolitik: Er kündigte umfassende Zölle auf Importe aus China, Europa, Mexiko und Kanada an, was die Märkte aufschreckte und zu einer der stärksten Korrekturen der letzten Jahre führte. Die S&P 500 fiel zeitweise um mehr als 10 Prozent, während europäische und chinesische Aktien von fiskalischen Impulsen und einer proaktiven Wirtschaftspolitik profitierten und deutlich zulegten. Auf die Ankündigung «reziproker» Zölle am 2. April reagierten die Märkte erneut mit extremen Schwankungen. Doch damit nicht genug. Die Unsicherheit über die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed wurde durch Trumps öffentliche Kritik an Fed-Chef Powell verstärkt, was zu einem Rückgang des US-Dollars und einem Anstieg des Goldpreises führte. Die traditionellen «sicheren Häfen» wie US-Dollar und US-Treasuries boten in dieser Phase keinen Schutz, während Gold neue Rekordstände erreichte.
Auch der Schweizer Franken machte seiner Rolle als sicherer Hafen einmal mehr alle Ehre und legte stark zu, obwohl die Schweiz übermässig stark ins Visier der US-Zollpolitik geraten war. Sie ist aber inzwischen eines jener 15 Länder, mit denen die USA prioritär eine Einigung anstreben, und kann sich gewisse Hoffnungen auf Milderung machen. Immerhin folgte nach dem ersten Zoll-Schock eine rasche Markterholung, als Trump eine 90-tägige Aussetzung der meisten Zölle ankündigte, Bereitschaft zu Verhandlungen signalisierte und auch seine Rücktrittsforderungen an Fed-Chef Powell relativierte. Die Märkte preisen inzwischen ein, dass die Zölle mittelfristig wieder reduziert werden könnten. Ausserdem scheint Donald Trump auf klare Signale der Finanzmärkte, dass seine Politik des maximalen Drucks erheblichen Schaden anrichten könnte, zu reagieren. Auch die im kommenden Jahr anstehenden US-Zwischenwahlen dürften dazu beitragen, dass der US-Präsident zunehmend darauf achtet, dass Wirtschaft und Finanzmärkte nicht zu starke Rückschläge hinnehmen müssen.
Wir sind der Auffassung, dass die fundamentalen Aussichten für US-Aktien trotz der politischen Unsicherheiten intakt bleiben, insbesondere für Unternehmen mit strukturellem Wachstumspotenzial. Für Anleger empfiehlt sich eine breite Diversifikation mit Fokus auf Qualitätsaktien, Gold und weitere alternative Anlagen, um die erhöhte Volatilität zu begrenzen. Auch wenn die Märkte weiterhin von politischen Schlagzeilen geprägt bleiben, bieten sich mittelfristig aber Chancen für schrittweise, selektive Zukäufe, insbesondere für Anlegerinnen und Anleger mit einer zu tiefen Aktienallokation. Die US-Wirtschaft dürfte sich nach dem Zollschock stabilisieren, wobei die Fed mit Zinssenkungen auf eine mögliche Konjunkturabkühlung reagieren dürfte. Insgesamt bleibt die Lage volatil, aber für langfristig orientierte Anleger bieten sich attraktive Möglichkeiten für schrittweise Zukäufe in Qualitätswerte und Zukunftsthemen.
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