Im August schrieben wir, dass die Entscheidungsträger der Zentralbanken während einer erhöhten Inflation in den Industrie- und Schwellenländern die Zinsen meist über den Stand der Konsumentenpreisinflation anheben mussten, um die Inflation dauerhaft zum Zielwert zurückzubringen. Das bevorzugte Inflationsmass der US-Notenbank Fed – der Index der privaten Konsumausgaben (PCE) – lag im Januar bei 5,4%. Bei einem Leitzins von derzeit 4,75% hat die Fed wahrscheinlich noch viel Arbeit vor sich. Da die Bank bereits die schnellste geldpolitische Straffung in 45 Jahren durchgesetzt hat und uns voraussichtlich noch eine weitere Straffung bevorsteht, halten wir an unserem Basisszenario einer deutlichen Abkühlung der US-Wirtschaft in den kommenden Monaten fest.


Gleichzeitig war das Tempo der Wiedereröffnung Chinas nach seiner Null-Covid-Politik erstaunlich. Dies wird das Binnenwachstum des Landes und die Volkswirtschaften, die eng mit dem asiatischen Riesen verknüpft sind, weiter stützen. Die Auswirkungen reichen von nordasiatischen Exporteuren von Industrieerzeugnissen über Rohstoffexporteure in Lateinamerika bis hin zu Reisezielen in Südostasien. Ausserdem hat Europa gezeigt, dass es die Energiekrise besser überstehen kann als erwartet.


Komplexer wird die Analyse dadurch, dass die geopolitischen Spannungen nach wie vor hoch sind. Der Krieg in der Ukraine befindet sich inzwischen im zweiten Jahr und die aktuelle Situation an den Kriegsfronten sowie in der Diplomatie deutet nicht darauf hin, dass ein Ende des Konflikts in Sicht ist. Auch die Spannungen zwischen den USA und China bleiben hoch. Wir rechnen mit zunehmenden Einschränkungen des Technologietransfers und der Kapitalflüsse zwischen den beiden Ländern.


Das gegenwärtig schwierige Umfeld lässt sich von Anlegerinnen und Anlegern nur schwer handhaben. Eine pauschal risikobereite oder risikoaverse Positionierung hilft hier wahrscheinlich nicht. Wir glauben, dass Anleger bei Risikoentscheidungen einen nuancierten und regional selektiven Ansatz verfolgen müssen, während sie das Umfeld höherer Zinsen so gut wie möglich ausnutzen. In den CIO-Portfolios diversifizieren wir jenseits von US- sowie Wachstumstiteln und suchen aktiv nach Ertragschancen. Schwellenländerwerte können Anlegern helfen, diese Ziele zu erreichen.


Bei Schwellenländeraktien glauben wir, dass sich die Auswirkungen des Straffungskurses der Fed und der Wiedereröffnung Chinas unter dem Strich als positiv herausstellen werden. Die Gewinndynamik und die Korrekturen der Gewinnschätzungen haben sowohl absolut als auch im Vergleich zu den Industrieländern die Talsohle erreicht. Wir sind der Meinung, dass die Bewertungen relativ attraktiv bleiben. Daher stufen wir die Anlageklasse in unseren globalen Portfolios als «Most Preferred» ein. Wir bevorzugen auf taktischer Basis China und andere nordasiatische Länder gegenüber Indien, rechnen mit einer Outperformance von qualitativ hochwertigen Unternehmen mit besonders starkem Gewinnwachstum, wie Internet- und E-Commerce-Unternehmen, und schätzen nach wie vor ESG-Leader (Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung) für ihre Fähigkeit, Abwärtsrisiken zu steuern, und für ihre attraktive Bewertung.


Im Fixed-Income-Bereich rechnen wir damit, dass die Risikoprämien von Schwellenländeranleihen in den kommenden Monaten insgesamt gestützt bleiben. Wir erkennen ein Wertpotenzial bei Staatsanleihen, wo das Hochzinssegment Spielraum für eine Verengung der Risikoprämien aufweist. Darüber hinaus bieten lateinamerikanische Unternehmensanleihen unseres Erachtens über Länder und Branchen hinweg attraktive Ertragschancen.


In einem weiteren schwierigen Jahr für die Finanzmärkte könnten die Schwellenländer den Anlegern nach unserer Meinung helfen, Renditen zu erwirtschaften und das Portfoliorisiko zu managen.


Für weitere Informationen:


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Hauptbeitrag von: Alejo Czerwonko, Chief Investment Officer Emerging Markets Americas


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