Die vier Worte, die eine Bewegung starteten

Um philanthropische Ideen zu realisieren, setzen wir uns mit Kunden zusammen.Chris Marsh erklärt, wie ein Gespräch mit einer Kundin einen grundlegenden Wandel bei der Bekämpfung des Menschenhandels in San Diego einläutete.

«Ich brauche Ihre Hilfe.» Das waren die ersten Worte, die eine Kundin 2016 nach dem Symposium von UBS Family Advisory «Passion. Purpose. Legacy.» an Chris Marsh, Market Head von UBS in Südkalifornien, richtete. Bei einem Familientreffen, so die Kundin, hätte man über das ernstzunehmende Risiko gesprochen, das der Menschenhandel für San Diego darstellt. Tatsächlich zählt dieser Bezirk zu denjenigen der Vereinigten Staaten, in denen Kinderprostitution am stärksten verbreitet ist. Die Kundin wollte nicht einfach nur bereits bestehende Bemühungen zur Bekämpfung finanziell unterstützen. Vielmehr wollte sie etwas zu einem echten Wandel beitragen.

«Das, was wir erfahren haben, hat uns wirklich schockiert», erklärt Chris Marsh. «Mir war das Ausmass des Menschenhandels in unserer unmittelbaren Umgebung nicht klar. Und uns war auch nicht bewusst, wie sich dieser dank der modernen Technologie weiterentwickelt und verschlimmert.»

Diese Unterhaltung im Jahr 2016 war der erste Schritt. Damit begann eine Zusammenarbeit, deren Geschichte sich fast wie ein Märchen liest. «Es wollten so viele Menschen dazu beitragen, eine Veränderung herbeizuführen», erzählt Marsh. «Kunden, die ein philanthropisches Engagement anstrebten, Fachexperten, führende gemeinnützige Organisationen, Kollegen von der UBS Optimus Foundation, die Bezirksstaatsanwaltschaft San Diego, Leiter öffentlicher Schulen und viele andere – passionierte Menschen, die sich für eine Änderung der vorherrschenden Zustände einsetzten.»

2018 taten sich alle diese Menschen zusammen und riefen das San Diego Trafficking Prevention Collective ins Leben, das Jugendliche und ihre Erziehungsberechtigten darüber aufklärt, wie Menschenhandel aussieht und wie man ihn stoppen kann. Chris Marsh erklärt, wie es dazu kam.

Wie führte ein Kundengespräch zu einer Vorfinanzierung in Höhe von 3 Millionen US-Dollar und einer Arbeitsgemeinschaft, die mit 753 Schulen in San Diego verbunden ist?

An erster Stelle stand – und so wird es immer sein – das Verständnis: Es geht darum, den Kunden zuzuhören und mit ihnen eine tiefere Verbindung einzugehen, bei der es um mehr geht, als dass sie einfach nur einen Scheck ausstellen. Eine Kundin kam auf mich zu und erklärte mir, man wolle etwas gegen dieses Problem tun, sie war aber unsicher, was bei den vorhandenen Optionen der beste Ansatz wäre. Unser Unternehmen und die UBS Optimus Foundation verfügen jedoch über die erforderlichen Fähigkeiten und globalen Kontakte, um verschiedene Interessengruppen einer Gemeinschaft zusammenzubringen und die philanthropischen Ansprüche unserer Kunden zu erfüllen. Nachdem wir die Gespräche aufgenommen hatten, fanden wir heraus, dass es zahlreiche Menschen mit den verschiedensten Hintergründen und aus den unterschiedlichsten Bereichen gab, die in die Angelegenheit eingebunden waren und einen Wandel vorantreiben wollten.

Wer waren die Akteure, die am stärksten zur Entstehung des Kollektivs beigetragen haben?

Die UBS Optimus Foundation, die Bezirksstaatsanwaltschaft, Fachexperten, lokale NGOs, Philanthropen und führende Kräfte der Gruppe – um nur einige zu nennen. Bei der Suche nach gemeinnützigen Organisationen, die unser Anliegen unterstützen könnten, haben wir uns bei unseren Experten informiert und Organisationen auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene ins Visier genommen. Unser Ziel bestand darin, Programme und Denkweisen zu finden, die einander ergänzten. Wirklich aussergewöhnlich war das gute Zusammenspiel innerhalb der Gruppe. Die meisten gemeinnützigen Organisationen beispielsweise haben Schwierigkeiten, wenn es darum geht, sich für ein gemeinsames Ziel zusammenzutun. Bei der Gründung der Arbeitsgemeinschaft verbanden drei gemeinnützige Organisationen drei verschiedene Programme: PROTECT, kNOw More und Project Roots. Statt miteinander im Wettstreit zu stehen, arbeitete diese Gruppe hervorragend zusammen. Sie teilten Inhalte, entwickelten gemeinsame Protokolle für die Gruppe, um kritische Situationen beim ersten Auftreten anzugehen, und verpflichteten sich sogar zu gemeinsamen Zielen. So etwas erlebt man nicht alle Tage.

Wie sehen Sie die Zukunft des San Diego Trafficking Prevention Collective?

Viele Menschen waren überrascht, welche Möglichkeiten diese Initiative auch über San Diego hinaus bietet. Das Modell, das diese Gruppe entwickelt – gemeinnützige Organisationen zusammenbringen, als Public-Private-Partnership zusammenarbeiten, Philanthropen, die Zeit, Talent und Vermögen investieren, um etwas zu bewirken – kann anderen Gruppen als Vorbild und Inspiration dienen. Wir haben in der Gruppe ein Mitglied, das wöchentlich Erkenntnisse darüber zusammenträgt, was gut und weniger gut funktioniert. Diese Informationen können wir mit anderen Städten teilen, die sich der Prävention verschrieben haben.

Innerhalb der Gruppe von San Diego selbst hat die Initiative schon grosse Fortschritte gemacht und mehr als 1000 Lehrpersonen geschult. Unser Ziel ist es, innerhalb der nächsten drei Jahre mehr als 345 000 Schüler in San Diego zu erreichen. Unsere Aktivitäten ziehen immer weitere Kreise. Es werden mehr Schulen einbezogen, Programme nach Schulschluss und interaktive Theaterworkshops angeboten und Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Dabei wollen wir auf drei Ebenen eine messbare Wirkung erzielen: bei den Schülern, in der Schule und in der Gruppe. Abschliessen möchte ich mit den Worten einer Lehrperson, die ich an einer öffentlichen Schule von San Diego kennengelernt habe. Nach einem Workshop, bei dem Lehrpersonen darüber informiert wurden, wie Menschenhandel aussehen kann, stellte sie Folgendes fest: «Ich bin erschüttert bei dem Gedanken, dass ich davon unter Umständen nie etwas erfahren hätte.»


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