Die Aussichten für die US-amerikanische und globale Wirtschaft ändern sich von einer «sanften Landung» auf «keine Landung», also ein freundliches Wachstum mit einer Inflation dicht am Zielwert der US-Notenbank Fed und einem Wachstum auf oder über dem Trendniveau. Daher wird die Risikobereitschaft wahrscheinlich zunehmen. Entsprechend änderten wir unsere Einschätzung von Aktien auf «Attraktiv» und erwarten, dass dieses Thema in den kommenden Monaten an den Märkten stärker Fuss fasst. Die steigende Risikobereitschaft könnte Anlegerinnen und Anleger durchaus dazu veranlassen, das Risiko ihrer weltweiten Anleihenallokation zu erhöhen und von Investment-Grade-Anleihen (IG) in Hochzinsanleihen umzuschichten.
Dies wäre zwar verständlich, doch wir bevorzugen nach wie vor Unternehmensanleihen mit IG-Rating und empfehlen Anlegern, überschüssige Barmittel in Qualitätsanleihen umzuschichten, während der globale Zinssenkungszyklus voranschreitet. Obwohl die Gesamtrenditen im Vergleich zur Vergangenheit erhöht erscheinen, dürften IG-Qualitätsanleihen nach unserer Meinung in den nächsten zwölf Monaten sowohl durch ihren Carry als auch durch Kursgewinne attraktive Gesamterträge erzielen. Bei Hochzinsanleihen behalten wir unterdessen unsere Einschätzung von «Neutral» bei, da wir angesichts der bereits engen Risikoprämien kaum noch Spielraum für eine wesentliche Verringerung der Spreads erkennen. Im restlichen Text erläutern wir unsere Einschätzung und gehen darauf ein, wie Anleger am asiatischen Anleihenmarkt ihr Risikoengagement im IG-Segment in dieser Region steigern können.
IG-Fundamentaldaten bleiben stabil und die Renditen sind noch immer hoch. Da das absolute Renditeniveau im Moment noch immer attraktiv ist, sind wir der Meinung, dass Anleger mit überschüssigen Barmittelbeständen versuchen sollten, sich diese Renditen zu sichern. Die Fundamentaldaten des Segments machen einen robusten Eindruck. Solange es zu keiner starken Rezession kommt, ist nach unserer Meinung kurzfristig das Risiko zunehmender Rating-Herabstufungen und eines beträchtlichen Aufwärtsdrucks auf die Risikoprämien begrenzt. Wir rechnen mit einem Seitwärtstrend der Risikoprämien gegenüber US-Treasuries. Durch eine wesentliche Konjunkturabkühlung oder gar eine Rezession könnte diese Einschätzung gefährdet sein, doch eine Spreadausweitung in diesem Szenario würde unseres Erachtens im Wesentlichen durch rückläufige Zinsen ausgeglichen werden.
Für die kommenden zwölf Monate erwarten wir bei IG-Anleihen mit Laufzeiten von ein bis zehn Jahren noch immer Anlagerenditen im hohen einstelligen Bereich, die in erster Linie durch den hohen Carry, die geringe Volatilität der Risikoprämien und Kursgewinne bei rückläufigen Renditen von Staatsanleihen unterstützt werden. Darüber hinaus können Anleger diversifizierte Anleihenstrategien – darunter ausgewählte Engagements in renditestärkeren Bereichen der Anlageklasse – in Erwägung ziehen, um ihre Portfolioerträge weiter zu steigern.
Enge Renditeaufschläge von Hochzinsanleihen. Das robuste Wirtschaftswachstum und die Aussicht auf eine gelockerte Geldpolitik unterstützten eine Verengung der Risikoprämien von Hochzinsanleihen. Im Moment befinden sie sich in der Nähe historischer Tiefststände. Dies deutet an, dass der Markt mit niedrigen Kreditverlusten und einer unterdurchschnittlichen Kreditrisikoprämie rechnet. Daher erkennen wir nur einen begrenzten Spielraum für eine zusätzliche beträchtliche Spreadverengung. Falls erneute Wachstumssorgen aufkommen sollten, halten wir dieses Segment im Vergleich zu Investment-Grade-Unternehmensanleihen für gefährdeter. Das liegt vor allem daran, dass die stärker fremdfinanzierten Unternehmen mit niedrigerem Rating anfälliger für ungünstige wirtschaftliche Entwicklungen sind und deshalb höhere Ausfallrisiken haben. Aus taktischer Sicht bleiben wir daher gegenwärtig bei unserer Einschätzung von Hochzinsanleihen mit «Neutral». Unseres Erachtens werden die Gesamterträge in unserem Basisszenario respektabel bleiben, da die absoluten Renditen hoch sind und nur geringe Kreditverluste erwartet werden.
Höheres Risiko für asiatische IG-Anleihen. Anleger am asiatischen Anleihenmarkt können unterdessen ihr Risikoengagement in ihren IG-Anleihenportfolios steigern, indem sie sich in der Kreditkurve, der Kapitalstruktur oder beidem nach unten bewegen. Die höhere Risikobereitschaft von Anlegern ändert das Risiko-Rendite-Verhältnis zugunsten des angebotenen Renditevorteils der etwas riskanteren Anleihen. Im Hinblick auf die Kreditkurve würden wir von den Ratingsegmenten A- oder AA- zur Renditesteigerung auf das BBB-Segment wechseln. Im Bankensektor bevorzugen wir Tier-2-Anleihen gegenüber vorrangigen Anleihen, weil das Potenzial einer deutlichen Renditesteigerung besteht. Wir bevorzugen Tier-2-Anleihen aus Thailand, Indonesien und Hongkong.
Anleger könnten auch erwägen, ihrem Portfolio einige Anleihen mit höheren Renditen aus Festlandchina hinzuzufügen. Wir erwarten zwar nicht, dass die chinesischen Konjunkturhilfen die Fundamentaldaten des Segments sehr stark beeinflussen. Anleihen von Vermögensverwaltern und Leasinggesellschaften dürften aber die Hauptnutzniesser sein. Diese Anleihen notieren aktuell mit höheren Risikoprämien als asiatische IG-Anleihen. Nach unserer Meinung könnten sie sich im Verhältnis zum Segment insgesamt verengen, was die Erträge steigern dürfte.