3 Key-Take-aways aus dem UBS Growth Talk #10

  • Denken Sie gross – auch als kleines Unternehmen. In einem globalen Markt können Sie mehr bewirken.
  • Nutzen Sie die Vorteile verschiedener Produktionsstandorte für unterschiedliche Märkte. So können Sie nahe zum lokalen Markt und damit in kürzeren Wertschöpfungsketten arbeiten. Das zahlt sich auch ökologisch aus.
  • Stellen Sie sicher, dass ein neuer Standort über die lokalen Bedingungen verfügt, die für Ihr Unternehmen einen Vorteil bieten.

Sie verfügen über ein grosses Know-how, einen immensen Erfahrungsschatz und einen mit innovativen Ideen prall gefüllten Rucksack: Sue Putallaz, CEO von MobyFly, und Nicola Thibaudeau, CEO von MPS Micro Precision Systems. Im UBS Growth Talk #10 sprechen die beiden Westschweizerinnen über ihre Standortstrategie, deren Vorteile und ihre Expansionspläne. Schauen Sie den Talk auf dem Kanal Ihrer Wahl oder lesen Sie weiter unten die Key-Take-aways.

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Nutzen Sie die Stärken eines Standorts

Wie entstand die Idee, ein Start-up für umweltfreundliche Schnellboote und Transportschiffe zu gründen? Für Mitgründerin Sue Putallaz ist die Antwort klar: «Der Seeverkehr hat die gleichen Auswirkungen auf die Umwelt wie der Luftverkehr. Also mussten wir eine klimaneutrale Lösung finden.» Schiffe für den nachhaltigen Transport müssen emissionsfrei sein. Im Fall von MobyFly werden die Boote zu 100 Prozent elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben. Das grösste Boot kann bis zu 350 Passagiere transportieren. Um Boote dieser Grösse herzustellen, braucht es eine spezielle Infrastruktur. Diese gibt es in der Schweiz nicht. Deshalb hat MobyFly die Produktion der Schiffsrümpfe teilweise nach Portugal verlagert. Zudem verfügt das Land über umfassendes Know-how im Bereich Schiffbau, was den Standort noch attraktiver macht. So wird also die Technologie in der Schweiz entwickelt, während die Boote in Portugal gebaut werden. Da Netto-Null bis 2050 für viele Länder ein Ziel ist, spielt die Elektrifizierung des Verkehrs und insbesondere der Binnenschifffahrt eine sehr wichtige Rolle für die Mobilität in Städten.

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Etwas anders läuft es bei MPS: Die Produktion von Mikrosystemen für die Uhren-, die Medizinal- und die Rüstungsindustrie findet in der Schweiz statt, während am Standort in Boston, USA, die Entwicklung von Produkten, Technologien und Prozessen vorangetrieben wird. Die Wahl dieses Standorts geschah ebenfalls nicht zufällig; die Region um Boston ist bekannt für ihre dynamische Industrie. Zudem befinden sich dort mit der Harvard-Universität und dem MIT zwei der renommiertesten Bildungseinrichtungen der Welt, von deren Know-how MPS profitieren kann. «Weil Boston recht teuer ist, haben wir, um Kosten zu sparen, die dortige Niederlassung bewusst klein gehalten», erzählt Thibaudeau. Dennoch überwiegen die Vorteile. Aber auch von ihrem Sitz im schweizerischen Biel profitiert MPS: Ansässig in einem zweisprachigen Kanton mit Nähe zu Deutschland und Frankreich, erhält das Unternehmen Inputs aus zwei verschiedenen Regionen.

Das Learning: Standorte werden nicht zufällig oder rein nach Kostenkriterien gewählt. Unternehmen, die einen neuen Standort sorgfältig eruieren, können von den lokalen Gegebenheiten mit all ihren Chancen und Vorteilen profitieren.

Halten Sie Nähe zu den Märkten  

MobyFly hat den Prototypen seiner Technologie bereits eingeführt und arbeitet jetzt an der Produktion seiner Boote. Die Technologie hat sich so weit etabliert, dass sie nun überall angewandt werden kann – mit kontrollierten Kosten, beständiger Zuverlässigkeit und gleichbleibender Qualität. Für MobyFly ein wichtiger Meilenstein für seine Wachstumsstrategie: In fünf Jahren möchte das Unternehmen unter anderem in Asien und in den USA präsent sein. Dass in Zukunft dort produziert werden kann, wo die Kundinnen und Kunden sind, macht den ganzen Produktionsprozess nicht nur effizienter, sondern auch ökologischer. «Es ist wenig sinnvoll, alles an einem Ort zu bündeln und es dann in Containern zu verschicken. Lieber setzen wir auf lokale Verarbeitung und kurze Wertschöpfungsketten», so Sue Putallaz.

Der amerikanische Markt ist auch für MPS relevant. Mit dem Standort Boston konnte das Unternehmen seine Präsenz in den USA verstärken und das Marktvolumen ausdehnen. Boston bietet einen weiteren Vorteil: Ausgehend von der Schweiz, ist sie die am nächsten gelegene amerikanische Grossstadt. So beträgt der Zeitunterschied lediglich sechs Stunden. Liegen die Zeitzonen zweier Standorte zu weit auseinander, verliert ein Unternehmen eine ganze Nacht oder sogar noch mehr, bis Entscheidungen getroffen oder Geschäfte abgewickelt sind. «Mehr als sechs Stunden Zeitunterschied machen die Zusammenarbeit schwieriger und weniger effizient», erklärt Nicola Thibaudeau.

Das Learning: Die Nähe zu den Märkten bringt Vorteile – sowohl aus ökologischer Sicht als auch für eine effiziente Zusammenarbeit.

« Um Boote dieser Grösse herzustellen, braucht es eine spezielle Infrastruktur. Diese gibt es in der Schweiz nicht. Deshalb haben wir die Produktion der Schiffsrümpfe teilweise nach Portugal verlagert. »

Sue Putallaz, Mitgründerin und CEO von MobyFly

Denken Sie global!

Nicola Thibaudeau rät Unternehmen, bei ihrer Standortstrategie gross zu denken: «Man sollte keine Angst vor globalen Märkten haben, sondern sich Rat von denjenigen holen, die diesen Schritt schon gewagt haben.» Netzwerke spielen dabei eine wichtige Rolle. In der Schweiz gibt es verschiedene Institutionen, die über ein weltweites Netzwerk verfügen. Diese weisen auch ein grosses Wissen über internationale Märkte auf und können hiesige Unternehmen beim Marktzugang im Ausland unterstützen.

Global denken hat auch bei MobyFly hohe Priorität. Nach dem Eintritt in den US-amerikanischen und den asiatischen Markt möchte das Unternehmen in die ganze Welt expandieren. Für Sue Putallaz ein logischer nächster Schritt: «2050 ist schon morgen. Das ist sehr wenig Zeit, um die Klimaziele zu erreichen. Aber wir wollen diese Zeit nutzen und weltweit Lösungen anbieten – überall dort, wo sich Menschen von A nach B bewegen.» Laut Putallaz gibt es heute global erst vier bis fünf Unternehmen, die solche nachhaltigen Boote produzieren. Aber die Nachfrage steigt, und die Konkurrenz wächst.

Das Learning: Wer wachsen will, braucht eine Standortstrategie mit konkreten Zielen. Bei globalen Zielen können weltweite Netzwerke Unterstützung bieten.

« Man sollte keine Angst vor globalen Märkten haben, sondern sich Rat von denjenigen holen, die diesen Schritt schon gewagt haben. »

Nicola Thibaudeau, CEO von MPS Micro Precision Systems

Porträt von Sue Putallaz

Sue Putallaz

Mitgründerin und CEO von MobyFly

Sue Putallaz verfügt über rund 25 Jahre Erfahrung in der Unternehmensführung und in öffentlichen Ämtern. Ihr Fachwissen reicht von der Strategieberatung bis zur Leitung ihres eigenen digitalen Tech-Start-ups.  

Porträt von Nicola Thibaudeau

Nicola Thibaudeau 

CEO von MPS Micro Precision Systems

Nicola Thibaudeau steht seit bald 20 Jahren an der Spitze von MPS in Biel. Nebenher engagiert sie sich innerhalb verschiedener Verwaltungsratsmandate und macht sich für die Digitalisierung in der Romandie stark. 

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