Noch ist es nicht allzu lange her, da werweissten die Märkte darüber, ob noch im ersten Quartal des neuen Jahres zuerst die US-Zentralbank Fed oder die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins senken würde. Die Teuerungsraten waren in der zweiten Jahreshälfte 2023 wie an der Schnur gezogen von hohen einstelligen Werten in Richtung des Zentralbanken-Zielbands gefallen. Die Konjunktur in der Eurozone stotterte schon seit vergangenem Sommer und in der bis dahin unerwartet resilienten US-Konjunktur machten sich erste Abschwächungsanzeichen breit. Doch seit Jahresbeginn haben sich die Erwartungen bezüglich des Zeitpunkts, zu welchem die grossen Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks ein erstes Mal die Zinsen senken werden, jäh verschoben. Juni ist nun der neue März, könnte man salopp sagen.
Einerseits zeigen in Europa die Wirtschaftsindikatoren etwas Licht am Ende des Industriekonjunkturtunnels. Und auch die US-Zahlen zur Realwirtschaft haben jüngst wieder positiv überrascht. Andererseits ist seit Jahresbeginn der Rückgang der Inflationsraten ins Stocken geraten. Zweifel kamen auf, ob die Teuerung tatsächlich wie erhofft weiterhin zügig unter die anvisierte 2-Prozent-Marke fallen würde. Auch die Äusserungen der Zentralbankvorsitzenden haben jüngst klargemacht, dass die Währungshüter mehr Evidenz dafür sehen wollen, dass die Teuerung tatsächlich unter Kontrolle gebracht werden kann. Entsprechend haben sich die Markterwartungen zum Startpunkt des Zinssenkungszyklus nach hinten verschoben und wir erwarten nun, dass sowohl die Fed wie auch die EZB im Juni mit Zinssenkungen beginnen werden.
Für die nächste Woche anstehende geldpolitische Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wäre somit ein Vorpreschen mit einer Zinssenkung schon im März eher eine Überraschung. Zum einen hat sich der Franken von seinem Höhenflug gegenüber dem Euro und US-Dollar seit anfangs Jahr etwas abgeschwächt. Eine vorgezogene Zinssenkung könnte zwar die Abwertung des Frankens weiter antreiben, würde aber über die damit verursachte höhere importierte Teuerung die Inflation wieder anfachen. Somit scheint es wahrscheinlicher, dass die SNB einen ersten Zinsschritt auch erst im Juni und damit quasi im Takt mit der Fed und der EZB implementieren wird.
Da wir in unserem Hauptszenario davon ausgehen, dass sich die Weltwirtschaft graduell abschwächt und eine sanfte Landung hinlegt, rechnen wir mit rund drei Zinssenkungen in 25-Basispunkt-Schritten bis Ende Jahr. Falls somit die wichtigsten Zentralbanken ihre Leitzinsen schon fast im Gleichschritt und in ruhigen Bahnen nach unten bringen können, erwarten wir auch keine grösseren Verwerfungen im Währungsdreieck USD-EUR-CHF. Wir rechnen in diesem Szenario damit, dass sich USDCHF in einer Handelsspanne zwischen 0.85 und 0.90 und EURCHF zwischen 0.95 und der Parität seitwärts bewegen wird.
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