Vor einigen Monaten erschien eine «sanfte Landung» der US-Wirtschaft schwer vorstellbar. Die Inflation lag deutlich über dem Zielwert, der Arbeitsmarkt war ausserordentlich eng und das Finanzsystem wurde durch höhere Zinssätze belastet.


Gegenwärtig ist eine «sanfte Landung» zwar keineswegs sicher. Doch die Wirtschaft scheint sich viel näher am Gleichgewicht zu befinden. Die Inflation ist gesunken, sodass sich die grossen Zentralbanken dem Ende ihrer Straffungszyklen nähern. Der US-Arbeitsmarkt hat sich abgekühlt, aber nicht so stark, dass die Wirtschaft in eine Rezession gedrängt wird. Die Gewinne haben sich verbessert und die Gewinnerwartungen börsennotierter US-Unternehmen sind wieder auf Allzeithochs zurückgekehrt.


Globale Aktien haben sich im letzten Quartal jedoch kaum verändert und die Anleihenrenditen sind immer noch erhöht. Für Anlegerinnen und Anleger ist dies unserer Meinung nach ein günstiger Augenblick. Wir rechnen über die Anlageklassen hinweg mit passablen Gesamtrenditen: 8% bis 10% bei den MSCI-Indizes für Industrie- und Schwellenländer und 10% bis 15% bei den massgeblichen Indizes für hochwertige Anleihen in USD, GBP, CHF und EUR bis Juni 2024 (die Erwartungen für Anleihen basieren auf den Indizes von Bloomberg, ICE BofA, JP Morgan, Bloomberg Barclays, Solactive und S&P LCD).


Welche Anlagen würden wir derzeit empfehlen?


Erstens: Ein ausgewogenes Engagement anstreben. Wir befinden uns in einem seltenen Augenblick, in dem wir in unserem Basisszenario damit rechnen, dass Barmittel, Anleihen, Aktien und alternative Anlagen allesamt passable Gesamtrenditen erzielen. Diese Prognose gilt für die nächsten sechs bis zwölf Monate und auf längere Sicht. Unseres Erachtens können Anleger die aktuellen attraktiven Chancen in allen Anlageklassen nutzen, sich für beständige Gesamtrenditen in den kommenden Jahren positionieren und die Auswirkungen potenzieller Risiken abfangen.


Ein solches «ausgewogenes Engagement» bedeutet, keine übermässig hohen Allokationen in Barmitteln zu halten. Daher ist es wichtig, die Liquidität zu steuern. Die Renditen von Barmitteln (Einlagen, Geldmarkttitel) sind attraktiv. Wir sind jedoch der Ansicht, dass diese hohen Renditen nur von kurzer Dauer sein werden, da die Straffungszyklen der Zentralbanken enden.


Zweitens: Qualitätsanleihen kaufen. Aufgrund des robusten Wachstums der US-Wirtschaft und der Erwartung, dass die Zinssätze längere Zeit höher bleiben werden, war die Performance von Anleihen in diesem Jahr recht schwach. Trotzdem sind Anleihen unsere bevorzugte Anlageklasse, da sich das Wirtschaftswachstum allmählich abkühlt, während die Inflation nachlässt und sich dem Zielbereich nähert. Wir bevorzugen qualitativ höherwertige Segmente [erstklassige (Staats-) und Investment-Grade-Anleihen] sowie eine Duration von 5 bis 10 Jahren.


Drittens: Bei Aktien verfolgen wir einen zweigleisigen Ansatz. Zum einen achten wir auf Nachzügler unter Aktien. Da sich die Kursgewinne an den Aktienmärkten in diesem Jahr auf wenige einzelne Unternehmen konzentrierten, erkennen wir Chancen in Marktbereichen, die in diesem Jahr bisher hinter den globalen Indizes zurückgeblieben sind.


Andererseits wählen wir führende disruptive Unternehmen aus. Die technologische Disruption schafft attraktive Chancen für Anleger, die nach längerfristigem Wachstumspotenzial Ausschau halten: Die rasante Zunahme der Anwendungen und Investitionen im Zusammenhang mit der künstlichen Intelligenz (KI) hat ein mitreissendes neues Narrativ für den breiteren Technologiesektor geschaffen. In diesem Monat stufen wir den Informationstechnologiesektor weltweit und in den USA von «Least Preferred» auf «Neutral» hoch.


Die Energiewende ist ebenfalls ein Teil unseres Themas der langfristigen Gewinner. Dies deckt sich auch mit unserer Empfehlung, in Infrastruktur zu investieren, die von den langfristigen Trends Dekarbonisierung, Digitalisierung und Deglobalisierung profitiert.


Viertens: Die niedrige Volatilität nutzen. Die implizite und realisierte Volatilität von Aktien und Rohstoffen ist auf den niedrigsten Stand seit dem Beginn der Pandemie im Jahr 2020 gesunken. Bei Aktien können sich Anleger jetzt günstig gegen Abwärtsrisiken absichern. Für Rohstoffe und Währungen bieten sich Chancen, von den Bandbreiten der Märkte zu profitieren. Bei Anleihen können Anleger ihre Renditen potenziell verbessern, indem sie das Risiko eines weiteren Anstiegs der US-Zinsvolatilität verkaufen.


Fünftens: Portfolios mit alternativen Anlagen diversifizieren. Alternative Anlagen bergen zwar einzigartige Risiken, wie Illiquidität, die Anlegern bewusst sein sollten. Sie sind aber auch ein wichtiger Bestandteil einer langfristigen Portfoliodiversifikation. Dies betrifft sowohl ihre bessere risikobereinigte Performance gegenüber traditionellen Anlageklassen als auch die potenzielle Diversifikation, wenn sich Aktien und Anleihen im Einklang bewegen.


Und nicht zuletzt können Anleger, denen Nachhaltigkeit am Herzen liegt, jede dieser Anlageideen auf nachhaltige Weise – durch Aktien, Anleihen und thematische Anlagen – umsetzen.


Mehr hierüber erfahren Sie in unserem aktuellen Monthly Letter « Wieder im Gleichgewicht?» und in unserem Ausblick auf das 4. Quartal.