Die grossen Zentralbanken heben die Zinsen weiterhin aggressiv an. Die US-Notenbank, die Europäische Zentralbank und die Bank of England erhöhten auf ihrer letzten Sitzung allesamt ihre Leitzinsen um 75 Bp. Die Kommentare ihrer Vertreter sorgten dafür, dass die Markterwartungen in Bezug auf einen Höhepunkt der Leitzinsen angepasst wurden.


In den USA stieg die Fed Funds Rate für Mai auf 5,1% und die Märkte rechnen jetzt damit, dass die Zinsen im Juni nächsten Jahres mit 5,2% ihren Höhepunkt erreichen werden (zuvor 5,13%) – ein neues Zyklushoch. Der erwartete Höhepunkt in Grossbritannien liegt inzwischen niedriger. Die Bank of England hatte signalisiert, dass die Markterwartungen zu hoch seien. Dementsprechend rechnet der Markt jetzt mit einem Höchststand von 4,5% bis 4,75%, was deutlich unter den noch vor einigen Wochen erwarteten 6,5% liegt. Auch in der Eurozone lag der erwartete Höhepunkt im Anschluss an die Sitzung der Europäischen Zentralbank niedriger, stieg jedoch kurz darauf und deutet derzeit auf einen Höchststand von 2,8%.


Zwar haben sich die Zinserwartungen insgesamt angepasst, die zentrale Botschaft ist jedoch, dass die Leitzinsen von ihrem aktuellen Niveau steigen müssen, bevor die grossen Zentralbanken mit ihren Zinserhöhungen pausieren. Der erwartete Zinshöhepunkt ist in den USA einer der Hauptkatalysatoren für die Märkte. Wir erinnern daran, dass die Hoffnung auf ein langsameres Zinserhöhungstempo der Fed im Vorfeld der Sitzung des Offenmarktausschusses zu einer Rally der Risikoanlagen führte, sodass der S&P 500 gegenüber seinem Tiefstand Mitte Oktober um 9% zulegte. Jedoch gaben Aktien einen Teil ihrer Gewinne nach der Sitzung und den Aussagen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell sofort wieder ab.


Unseres Erachtens werden die grossen Zentralbanken ihrer Zinserhöhungen bis zum 1. Quartal wahrscheinlich nicht einstellen. Das Risiko-Rendite-Profil ist für die Märkte in den nächsten drei bis sechs Monaten ungünstig. Für eine nachhaltige Rally der Aktien müssen sich für die Anleger Zinssenkungen der Fed oder eine Talsohle der Wirtschaftsaktivität abzeichnen. Diese Bedingungen sind jedoch noch nicht gegeben. Wir empfehlen weiterhin, kurzfristige Abwärtsrisiken zu verringern und weiterhin am mittel- bis langfristigen Aufwärtspotenzial zu partizipieren. Dies sind einige unserer bevorzugten Ideen:


Schwerpunkt auf defensiven Anlagen bei der Aufstockung des Engagements. Im Aktienbereich bevorzugen wir kapitalgeschützte Strategien sowie Substanzwerte und hochwertige Ertragstitel. Auf der Sektorebene favorisieren wir das globale Gesundheitswesen sowie den Basiskonsumgüter- und den Energiesektor, während wir Wachstums-, Industrie- und Technologieaktien mit «Least Preferred» einstufen. Die schwachen Ergebnisse von Mega-Cap-Technologieunternehmen untermauern unsere Beurteilung des Technologiesektors mit «Least Preferred». Aus regionaler Sicht gefallen uns die günstigeren und wertorientierteren Märkte Grossbritanniens und Australiens im Vergleich zum US-Aktienmarkt, der einen höheren Anteil an Technologie- und Wachstumsunternehmen sowie höhere Bewertungen aufweist. Im Anleihenbereich bevorzugen wir erstklassige und Investment-Grade-Anleihen gegenüber US-Hochzinsanleihen. An den Devisenmärkten ziehen wir die Zufluchtswährungen US-Dollar und Schweizer Franken gegenüber dem britischen Pfund und dem Euro vor.


Nach unkorrelierten Hedge-Fund-Strategien suchen. Hedge Funds waren im Jahr 2022 ein seltener Lichtblick für die Anleger. Einige Strategien, wie Macro, entwickelten sich besonders gut. Da die Inflationsdaten und die Politik der Zentralbanken in der nächsten Zeit weiterhin für eine hohe Korrelation zwischen Aktien und Anleihen sorgen dürften, raten wir Anlegern, in weniger stark korrelierende Hedge-Fund-Strategien zu diversifizieren, um die Unsicherheit am Markt zu bewältigen.


Wertpotenzial an den Privatmärkten finden. Einige Privatmarktfonds dürften infolge des Rückgangs an den öffentlichen Märkten in diesem Jahr die Schätzungen in Bezug auf den Nettoinventarwert nach unten revidieren. Aber es hat sich in der Vergangenheit bewährt, nach einem Rückgang der Bewertungen an den öffentlichen Märkten in Privatmarktanlagen zu investieren. Wir bevorzugen im aktuellen Umfeld wertorientierte Strategien, um ein Engagement an den Privatmärkten aufzubauen.