Bin Shi
Head of China Equities

Nachdem China in den letzten 16 Monaten Verkaufswellen durchlief und bei Weitem schlechter abschnitt als die grossen Aktienmärkte, meldete es sich vor Kurzem nach Aufhebung des Lockdowns in Shanghai eindrucksvoll zurück. Die Stimmung unter den Anlegern hat sich neben den wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen stabilisiert, wie die positiven Kapitalzuflüsse in chinesische Aktien seit Jahresanfang belegen. Verglichen mit den USA und Europa, wo der steigende Inflationsdruck und die Ängste vor einer potenziellen Rezession um sich greifen, scheint China plötzlich besser dazustehen. Damit stellt sich die Frage, ob die Zeit für Anleger reif ist, sich allmählich wieder chinesischen Titeln zuzuwenden.

Ein «menschengemachter» Aufschwung

Um es klarzustellen: Uns überrascht diese Gezeitenwende nicht, selbst bevor die neuesten Zahlen zum Produktions- und Dienstleistungssektor signalisierten, dass die Erholung an Fahrt aufnimmt. Mitbedingt durch die ungebrochene Moral der Bevölkerung und Unternehmen Chinas blieben die Exporte trotz der schlimmsten Lockdowns und gestörter Logistik überwiegend stabil. Chinesische Unternehmer sind entschlossen und arbeiten hart, um die attraktivsten Produkte selbst in dieser schwierigen Zeit zu den attraktivsten Preisen anzubieten.

Als fundamental ausgerichtete Stock-Picker identifizieren wir die Unternehmen, die unseres Erachtens stärker und wettbewerbsfähiger und weltweit mehr Ansehen geniessen werden. Nach unserer Auffassung gibt es noch immer eine Menge grossartiger chinesischer Unternehmen, die diese Möglichkeit haben. Das gilt insbesondere, seitdem einige eher unrentable und weniger wettbewerbsfähige Unternehmen durch die jüngste Marktkorrektur ins Hintertreffen geraten sind (siehe die nachfolgende Grafik). In einem Bullenmarkt besteht häufig reichlich Liquidität, um eine grosse Zahl von Unternehmen zu unterstützen. Doch wenn dieser Überschuss abgeflossen ist und sich die Märkte wieder auf die Fundamentaldaten besinnen, sind die übrig gebliebenen Unternehmen in der Regel gesünder und können auf einem stabileren Fundament aufbauen.

Der Markt konzentriert sich wieder auf die Fundamentaldaten und schenkt unrentablen Unternehmen weniger Aufmerksamkeit

Der Schwerpunkt verlagert sich auf Unternehmen in der Gewinnzone

Morgan Stanley Asia Unprofitable Tech Index (%)

Weiterführende Inhalte

Morgan Stanley-Liniendiagramm mit dem Asia Unprofitable Tech Index (%)

Mit Branchenführern die Nase vorn haben

Dies ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass sich unsere Strategien auf Branchenführer konzentrieren. Auch wenn es zutrifft, dass sich politische Veränderungen bislang stärker auf branchenführende Unternehmen ausgewirkt haben, stellt es kein probates Mittel dar, sich weniger wettbewerbsfähigen Mitbewerbern zuzuwenden. Warum? Zunächst zählt die Stellung eines Unternehmens innerhalb seiner Branche zu den vielen Faktoren, die wir bei Anlageentscheidungen untersuchen. Aufgrund der Folgen politischer Veränderungen und der starren Regulierung in den letzten beiden Jahren wissen wir um und achten wir auf die Wahrscheinlichkeit, dass eine Branche ins Visier der Regulierer gerät. Doch das hat an unseren fundamentalen Anlagegrundsätzen mit der Suche nach herausragenden Unternehmen nichts geändert.

Wir sind diszipliniert und konzentrieren uns seit Langem auf Branchenführer – infolge ihres langfristigen Potenzials überwiegend auf die beiden Unternehmen der Branche mit dem grössten Marktanteil. Nur die Unternehmen mit der höchsten Wettbewerbsfähigkeit überstehen Veränderungen der Marktlage. Dabei spielt es keine Rolle, wo sich das Unternehmen befindet. Wenn die Interessen von Gründern, Management und Aktionären aufeinander abgestimmt sind und die Unternehmensleitung aktionärsfreundlich ist, sind die Voraussetzungen für ein herausragendes Unternehmen erfüllt. Und die Aktien eines herausragenden Unternehmens könnten ebenso herausragend sein.

Unser seit Langem bestehender Anlagerahmen ist inzwischen multidimensionaler als zuvor, und wir betrachten Unternehmen aus vielen verschiedenen Blickwinkeln. Auch wenn wir nicht absehen können, was die Zukunft bestimmten Unternehmen bringt, können wir die einzelnen Risiken, darunter auch das politische Risiko, diversifizieren und uns in verschiedenen Unternehmen und Branchen engagieren. Angesichts unseres Schwerpunkts und der Rückbesinnung des Marktes auf die Fundamentaldaten sind wir weiter der Auffassung, dass hochwertige Unternehmen mit ausgeprägtem Wettbewerbsvorteil langfristig entsprechende Ergebnisse abliefern werden.

Aktienmärkte dürften sich erholen

Vor Mai sanken chinesische Aktien auf ein Niveau, das so günstig ist, dass wir es für nicht nachhaltig betrachten – d. h. um rund eine Abweichung unter ihren historischen Bewertungsmedian. In der Vergangenheit folgten auf Marktschwächen in der Regel starke Anstiege. Genau das scheint sich aktuell zu vollziehen.

Interessant ist, dass viele chinesische Unternehmen aufgrund der Konjunkturabkühlung inzwischen besser für eine Erholung positioniert sind. Die Abkühlung zwang Unternehmen, die Kosten zu senken und ein gesünderes und schlankeres Geschäftsmodell einzuführen, was zu einem überraschend guten Gewinnwachstum geführt hat. Wird die Abkühlung als Glück im Unglück betrachtet, befinden sich einige Unternehmen nunmehr in einer besseren Ausgangslage, um hohe Gewinne zu verbuchen und langfristig bei einer Erholung der Wirtschaft gut abzuschneiden. Da viele hochwertige chinesische Unternehmen zu extrem attraktiven Kursen gehandelt werden, meinen wir, dass chinesische Aktien ihre globalen Pendants mittelfristig übertreffen könnten – trotz mehr Höhen und Tiefen, die ein Wiederaufflammen der COVID-Fälle und wiederkehrende Lockdowns letztlich mit sich bringen könnten.

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